Im vergangenen Jahr ist im Kammerbezirk Hamburg erstmalig die Meisterprüfung im Tischlerhandwerk gemäß der neuen MPVO durchgeführt worden. Dazu war es erforderlich, den Unterricht in den Meistervorbereitungskursen entsprechend umzustellen, um der ganzheitlichen Aufgabenstellung gerecht zu werden.
Außer der reinen Stoffvermittlung sind im Teil II Projektwochen eingeführt worden, was eine Neuordnung des Unterrichtsablaufs sowie eine noch bessere Abstimmung und Kooperation der Dozenten mit ihren jeweiligen Fächern erforderlich machte.
Die Projekte werden im Kursablauf so durchgeführt, dass die erforderlichen Lehrinhalte vorher vermittelt wurden. Jede Gruppe bekommt eine andere Aufgabe, um möglichst das gesamte Spektrum aus unserem Gewerk abzudecken.
In diesen Projekten werden innerhalb von vier Tagen (32 Unterrichtsstunden) von den Meisterschülern in Gruppen von max. fünf Teilnehmern praxisorientierte Aufgaben bearbeitet. Dabei arbeiten sie absolut selbstständig, bekommen natürlich notwendige Unterlagen, wie z. B. Händlerpreislisten, Regelwerke und dgl. sowie das Internet zur Verfügung gestellt.
Ebenfalls ist mindestens ein Fachdozent als Ansprechpartner anwesend. Am fünften Tag muß den Fachdozenten und den anderen Meisterschülern das Projekt präsentiert werden, dabei ist die Form freigestellt, z. B. mithilfe von PowerPoint. Es ist so organisiert, dass jeder Meisterschüler im Laufe des Kurses in den Projekten mindestens einmal als Teamleiter fungiert und einmal die Präsentation durchführt. Der Arbeitsumfang steigert sich von Projekt zu Projekt.
Projekt 1, Möbelbau (alle Möbelbauarten): Aufgabenstellung: Aufgabenverteilung innerhalb des Teams; Anfertigen der Konstruktionszeichnungen gemäß Aufgabenblatt; Erstellen der Materiallisten; Erstellen des Arbeitsablaufplanes; Ermittlung des Angebotspreises; Erstellen einer Regelliste; Schreiben eines Angebots.
Projekt 2, Bautischlerarbeiten (Haustüren, Fenster für ein Bürogebäude; Fenster für ein EFH, Treppe für ein EFH): Aufgabenstellung wie bei Projekt 1 und zusätzlich U-Wert-Berechnungen und Erstellen eines Abnahmeprotokolls.
Projekt 3, Innenausbau (Büroetage/Sitzungsraum, Dachausbau, Ladeneinrichtung, Schadensbehebung und Ergänzungen an einem Erker): Aufgabenstellung wie Projekt 2 und zusätzlich Berechnungen der Schalldämmwerte.
Projekt 4, Organisation/Qualitätsmanagement: Aufgabenstellung: (für eine vorgegebene Betriebsgröße): Bestimmung des Produktziels; Festlegung der Aufbauorganisationsform; Erstellen eines Organigramms; Verfassen einer Stellenbeschreibung; Entwicklung eines QM-Systems; Verfassen einer Arbeitsanweisung; Verfassen einer Verfahrensanweisung; Beschreibung einer Auftragsabwicklung mit der Darstellung aller Verknüpfungen und Formularwegen.
Projekt 5, Betriebsplanung: Aufgabenstellung (für ein definiertes Grundstück und Produktziel): Planung der Werkstattausstattung; Planung der Außenanlagen; Erstellen eines Investitionskostenplans.
Nach der Bearbeitung der Projekte, also der Umsetzung des Gelernten, sind die Meisterschüler bestens gerüstet, um die Handlungsfelder in der Prüfung gut meistern zu können, so wie die letztjährigen Prüfungsergebnisse gezeigt haben.
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