Schreiner sind nicht nur kreative Gestalter, sie sind oft auch einfallsreiche und geniale Tüftler. Dies belegt auch wieder einmal eine nicht alltägliche Konstruktion eines Scharniers, mit dem sich die Türen um 270° schwenken – nicht drehen – lassen, wobei das schöne Furnierbild der Frontfläche dann seitlich zu sehen ist.
Der Sammlerschrank von Andreas Ewen, den wir auf Seite 110 vorstellen, überzeugt nicht nur durch seine faszinierende Furnierauswahl, sondern auch durch die interessante Technik, die er als Türscharnier entwickelt hat. Hier wurde eine Scharnierkonstruktion entwickelt, mit der die Türen aus der Frontalen zur Seite geschwenkt werden und sich komplett nach hinten – parallel zur Seite – bewegen und abstellen lassen. So ist der schlanke, hohe Schrank frei zugänglich.
Der Tüftler hat nach dem Entwurf zuerst ein Muster aus Buchenholz erstellt und die Konstruktion inklusive einer Justiermöglichkeit getestet.
Das Scharnier besteht quasi aus zwei verschieden langen Armen mit jeweils zwei Gelenken. Die Beschläge – die dann in Edelstahl angefertigt wurden – sind zwischen jeweils zwei Böden bzw. Oberböden integriert und nur im geöffneten Zustand von vorne sichtbar.
Schön gemacht ist auch der Verschluss der Schubladen. Hier ist ein einfaches Holzteil eingelassen, das man nach unten drückt und dabei – über zwei Metallbolzen – die Verriegelung freigibt. Über ein Magnet, das im mittleren Fries eingebracht ist, werden diese zwei Stahlbolzen wieder nach oben gezogen, so dass der Verschluss wieder wirksam wird. Das Meisterstück entstand an der Meisterschule Schwäbisch Hall. wp
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