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Wintergarten in Holzausführung

Folge 15: Kalkulationsobjekt aus der betrieblichen Praxis
Wintergarten in Holzausführung

Wintergärten ermöglichen nicht nur eine bessere Nutzung von Grund und Boden, sie bieten im besonderen Maße auch im Wohnbereich das “Wohnerlebnis” pur, ganzjährig und unabhängig vom Wetter. Auch im gewerblichen Bereich werden Wintergärten genutzt, zum Beispiel als gestalterisches Element einer Ausstellung oder als angenehmes Umfeld für Kundengespräche. Wintergärten können in Form und Ausführung variantenreich hergestellt und montiert werden. Intensive Kenntnisse über Produkte und bauphysikalische Zusammenhänge befähigen den Bauschreiner als kompetenten Fachmann für die Herstellung von Wintergärten. Das Autorenteam erarbeitete die nachfolgende Kalkulation “Wintergarten in Holzausführung” mit freundlicher Unterstützung durch ein junges Unternehmen aus Sachsen. Auch für diese Kalkulation muß angemerkt werden, daß die objektbezogenen Werte nicht übertragbar sind. Jedes Unternehmen muß über eigene Kalkulationsgrundlagen verfügen, um zu einer verantwortbaren Preisgestaltung zu gelangen. Die in dieser Folge verwendeten Kostensätze entsprechen erneut denen unseres Betriebes A aus der Folge 2.

Der Produktionsbetrieb
Die Beratung, Planung, Herstellung und Montage von Wintergärten gehört erst seit kurzem zum Lieferangebot der Tischlerei Geilert & Kurth in Leisnig (Sachsen). Die Firma wurde 1991, zunächst mit zwei Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von ca. 800 000 DM im ersten Jahr, gegründet. Heute, im Jahr 1998, sind 14 Mitarbeiter (inklusive zwei Auszubildende) beschäftigt. Im Jahre 1997 wurde ein Umsatzvolumen von ca. 2,8 Mio. DM erreicht. Diese erstaunliche Steigerung ist das Ergebnis einer guten Teamarbeit und einer konsequenten und zielgerichteten Marketingstrategie.

Die Tischlerei wird von den Firmengründern, Herrn Geilert und Herrn Kurth, qualitätsbewußt und innovativ geführt. Büro, Verwaltung und Arbeitsvorbereitung sind mit einer EDV-Einrichtung gut ausgestattet. Der Produktionsablauf wird ständig optimiert.
Die Produktionspalette umfaßt sowohl den gehobenen Innenausbau als auch die individuelle Möbelanfertigung. Als besondere Marktlücke hat sich aus dem ursprünglichen Bauelementehandel der Wintergartenbau entwickelt. Die Wintergärten werden individuell geplant und zu 80 % aus Holz hergestellt.
Produkt und Angebot
Der Wohnwert eines ehemaligen Bauernhauses sollte durch den Anbau eines Wintergartens verbessert werden. Insgesamt stehen in dem 8 x 22 m großen Haus durch Teilung nur eine Wohnfläche von 8 x 10 m im Erdgeschoß zur Verfügung. Dem Kunden bietet es bei einer Außenwanddicke von fast 1 m zu wenig Platz. Der Lichteinfall ist bei derart dickem Mauerwerk ebenfalls nicht optimal.
In der Beratung wurde der Ausbau in Form eines Wintergartens empfohlen, der zum einen eine größere Wohnfläche, zum anderen einen wesentlich besseren Lichteinfall für das recht düstere Haus bietet. Der Wintergarten-Anbau erfolgte aus Holz an der Hausgiebelseite in den Grundmaßen 3,30 x 10,00 m und einer Höhe von 2,40 bis 3,00 m. Vom Bauunternehmer wird hierfür eine Sohle und ein Fundament angefertigt. Diese Kosten gehören nicht zum Angebot des Tischlers.
Auf dem Fundament sollen Stahlstützen als Tragwerkkonstruktion mit Schwerlast-Dübeln verankert werden. Die Stützen sind danach mit Leimholz zu verkleiden. Sie liegen somit im Innenraum des Wintergartens und verhindern so eine “Kältebrücke”. Die Dachsparren wurden mit Querriegel im Dachbereich durch Gratverbindung mit den Stützen verbunden. Ein Sparrenüberstand soll den Rolladenkasten abdecken und abschließen. Die senkrechte Verglasung besteht aus zum Teil feststehenden Fensterelementen. Die für die Lüftung notwendigen beweglichen Fensterflügel wurden symmetrisch verteilt. Die Dachverglasung soll in Verglasungsprofile eingelegt und mit Klemmprofilen befestigt werden. Als Glas soll Wärmeschutz-Sicherheitsglas zur Anwendung kommen.
Für den Sonnenschutz soll auf dem Dach eine, mit einem Sonnen- und Windwächter ausgestattete Markise montiert werden.
Das Angebot für den Wintergarten in Holzausführung (Abb. 99) mit seinen Einzelpositionen (Grundriß in Abb. 100 und Ansichtszeichnungen in Abb. 101) liegt bei 69 278,00 DM netto. Der Angebotstext unter Pos. 2 (Tischlerarbeiten) lautet wie folgt:
Herstellung und Montage einer Wintergartenanlage aus Holz mit verkleideten Stahlstützen, einer ausreichenden Beschattung in der Dachneigung und Rolläden an den senkrecht verglasten Wänden. Eine doppelflüglige Terrassentür soll einen Zugang zum Garten ermöglichen (s. Ansichtszeichnung Abb. 101). Die Grundrißfläche beträgt 33 m². Genaue Maße sind der Baustelle zu entnehmen. Die Oberfläche ist ebenfalls vollständig aufzubauen und abzuschließen. Incl. kompletter Montage der Anlage beträgt der Preis 69 278,00 DM netto und incl. MwSt. 79 669,70 DM. In der Schnittzeichnung in Abb. 102 (Querschnitt A-A) ist der konstruktive Aufbau wiedergegeben.
Ermittlung der Kalkulationsgrundlagen
Für den in Abbildung 99 dargestellten Wintergarten ist eine Angebotspreisermittlung durchzuführen. Zunächst wird für eine grobe Preisrichtschnur eine Schnellkalkulation durchgeführt (s. auch Folge 4). Als Basis für diese Ermittlung dient die Verhältnisziffer des Materialeinsatzes (s. Materialkostenermittlung in Abb. 103) zum Umsatz. Die Verhältnisziffer im Wintergartenbaubereich Geilert & Kurth beträgt – für diese Betriebsart typisch – 1,85 zzgl. MwSt. (Formel Äquivalenzziffer: 100 : 54,0 = 1,85). Es sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, daß diese Ziffer nicht kritiklos auf andere Betriebe übertragbar ist.
Schnellkalkulation mit der Verhältnisziffer 1,85:
Materialeinsatz lt. Ermittlung 38 804,50 DM
Preisermittlung 38 804,50 DM x 1,85 = 71 788,33 DM
zzgl. 15 % MwSt.
82 556,57 DM
Angebotspreis lt. Schnellkalkulation somit 82 556,57 DM
Eine zweite Möglichkeit einer Grobkalkulation ist bei Wintergärten die m²-Preisermittlung über die Grundfläche. Bei ca. 33 m² Grundfläche und einem m²-Preis von ca. 2500,- DM in den neuen Bundesländern für Wintergärten in Holzrahmenbauweise würde der Preis aus dieser Grobkalkulation somit 82 500,00 DM betragen.
Angebotspreise lt. exakter Kalkulation = 79 669,70 DM
Schnellkalkulation lt. Äquivalenzziffer = 82 556,57 DM
Grobkalkulation lt. m²-Preisermittlung = 82 500,00 DM
Wie der Gegenüberstellung der Einzelpreise zu entnehmen ist, weicht der Betrag der Grob- und Schnellkalkulation nur geringfügig von der exakten Kalkulation ab (im Gegensatz zur Kalkulation nach m² Grundfläche). Daraus läßt sich zwar schließen, daß die genaue Kalkulation etwas niedriger (3,6 % zur Schnellkalkulation) ausgefallen ist, der Angebotspreis aber somit einem Marktpreis entspricht und auch nicht überhöht erscheint. Da der Materialaufwand für den Wintergarten relativ hoch erscheint, ist auch zu prüfen, inwieweit die Einkaufspreise noch verhandelt werden können. Es ist somit unerläßlich, die eigentlichen Grundlagen einer Kalkulation ständig gewissenhaft neu zu ermitteln. Neben der Materialpreisermittlung (Abb. 103) und der Zeitermittlung (Abb. 104) sind es ebenso auch die Stundensätze eines jeden Betriebes.
Obwohl sich auch für diese Auswertung im Betrieb Geilert & Kurth noch keine Branchensoftware im Einsatz befindet, ist der von den Mitarbeitern geführte Tagesarbeitszettel für eine tägliche Auswertung aller Anwesenheitszeiten gut geeignet. Alle Zeiten werden gesammelt und für die Nachkalkulation herangezogen. Mit den so gewonnenen Zeitwerten kann somit für weitere Projekte sicherer kalkuliert werden.
Die Zusammenfassung (Abb. 105) dokumentiert noch einmal die Material- und Fertigungskosten bis zum Angebotspreis.
Die Nachkalkulation
Für die Zeiterfassung wird im Betrieb Geilert & Kurth, wie bereits erwähnt, ein Tagesbeleg verwendet. Die Aktualität, verbunden mit der Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Aufschreibungen, lassen eine angemessene Möglichkeit der Überwachung der Produktion zu und sind ein wichtiger Baustein für eine gezielte Steuerung der Fertigung. Die Geschäftsführung hat damit stets einen guten Überblick über den derzeitigen Stand und Fortschritt aller Aufträge in der Produktion. Die Aufschreibungen in Viertelstundengenauigkeit gewährleisten eine ausreichend gute Aussagefähigkeit für die mitlaufende Kalkulation und Nachkalkulation. Außerdem dienen sie der Sammlung von Zeitwerten (Erfahrungswerten!) für weitere Vorkalkulationen ähnlicher Produkte. In der Ergebnisrechnung in Abb. 106 ist der Soll-Ist-Vergleich der Zeiten gegliedert in Maschinenraum, Bankraum und Montage ausgewiesen. Durch den kleinen Zeitvorteil der Istzeit gegenüber der Sollzeit und im Verbund mit dem Aufschlag für Wagnis- und Gewinn (10 %) konnte der “Wintergarten in Holzausführung” mit gutem Erfolg abgeschlossen werden. Dies zeigt sich deutlich im ausgewiesenen Auftragsgewinn und in der erzielten Wertschöpfung je produktiver Stunde.
In der nächsten Folge . . .
. . . soll als Bestandteil eines Sanierungsauftrages in einem Altbau eine anspruchsvolle Dekkenbekleidung beschrieben und der Preis kalkuliert werden. Die notwendigen Grundlagendaten dafür wird uns dann wieder ein Betrieb aus den alten Bundesländern zur Verfügung stellen.
Die Autoren:
Unternehmensberatung
Bernhard Iwers, Berliner Str. 11
40880 Ratingen,
Telefon 0 21 02/44 35 24
ORGA-CONTROL
Helmut Schwartl, Burgstraße 7, 97616 Bad Neustadt,
Telefon 0 97 71/9 86 00
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