Der kürzlich fertiggestellte Werkstattneubau der Bau- und Möbeltischlerei Volkmar Oertel in der Nähe von Zwickau hat’s in sich: In vorbildlicher Weise erfüllt er gleichermaßen die Anforderungen des Umweltschutzes sowie des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Besonders hervorzuheben sind auch durchdachte Lösungen im Bereich der Absaugtechnik: Neben der zentralen Absaugung für die stationären Maschinen wurde z. B. ein eigenständiges Vakuum-Absaugsystem für Handmaschinen installiert.
Mit dem beispielhaften Neubau im sächsischen Neumark hat die Bau- und Möbeltischlerei Volkmar Oertel ein Modellprojekt zum Abschluß gebracht, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanziell gefördert, vom Institut für Holztechnologie Dresden wissenschaftlich betreut und von der Erfurter Dienststelle des Präventionsdienstes der Holz-BG beratend begleitet worden ist.
Die örtliche Lage in einem Mischgebiet mit angrenzender Wohnbebauung erforderte innovative technische Maßnahmen: so wurden aus Gründen des Schall- und Wärmeschutzes die Außenwände der Werkstatt aus Gasbeton erstellt und nur teilweise mit schalldämmenden Fenstern, Türen und Toren versehen (der Verglasungsanteil liegt bei knapp 20 %).
Um die außer- und innerbetriebliche Lärmbelästigung durch die Späneabsauganlage so weit wie möglich zu reduzieren, hat man die rohluftseitig angeordneten Ventilatoren der Absauganlage in einem separaten Kellerraum untergebracht. Dies bringt zwar auf der einen Seite strömungstechnische Nachteile mit sich, verhindert auf der anderen Seite aber auch die unerwünschte Schallausbreitung und damit Lärmbelastungen.
Zur Reduzierung der Schallimmissionen in der Nachbarschaft wurden die Rohrleitungen der Absauganlage außerhalb des Werkstattgebäudes mit einer lärmdämmenden Ummantelung versehen und die Filteranlage außerdem als Einbaufilter ausgeführt.
Um die Lärmbelastung auch für die Beschäftigten im Bankraum auf ein Minimum zu reduzieren, wurde zwischen diesen und dem Maschinenraum eine leichte Wand mit zwei Schiebetüren eingebaut. Außerdem hat man die vier Rohrstränge der Absauganlage im Bankraumbereich mit einer lärmdämmenden Ummantelung aus Trapezblechen versehen, die wiederum mit einer Korkgranulatschüttung ausgefüllt sind. Beide Maßnahmen zusammen ergeben im Bankraum, bezogen auf den Maschinenraum, eine durchschnittliche Lärmreduzierung um 9 dB(A).
Sämtliche stationäre Maschinen sind an die zentrale Absauganlage angeschlossen. Abgesaugt wird nur dort, wo es auch erforderlich ist: Wird eine Maschine eingeschaltet, öffnen die überall installierten automatischen Schieber selbsttätig den erforderlichen Absaugstrang. Umgekehrt schließen diese auch wieder automatisch, wenn eine Maschine abgeschaltet wird.
Ideenreich waren die Planer aber keineswegs nur im Bereich der Stationärmaschinen: Wegen der besonders starken Holzstaubbelastung durch Schleifarbeiten im Bankraumbereich hat man hier ebenfalls nach neuen Wegen und Lösungen gesucht und diese schließlich auch gefunden. Für Handschleifarbeiten wurde beispielsweise ein abgesaugter Schleiftisch beschafft. Und speziell für Arbeiten mit elektrischen Handmaschinen hat man ein neuartiges Vakuumsaugsystem installiert. Es besteht aus einem Seitenkanalverdichter, womit Unterdrücke bis zu 25000 Pa erzeugt werden können, einem Abscheider, dem Stahlrohrnetz und mehreren selbstschließenden Anschlüssen. Dank des hohen erzielbaren Unterdrucks konnte trotz der zum Teil sehr langen flexiblen Schläuche bei Arbeiten mit elektrischen Handmaschinen der TRK-Wert für Holzstaub von 2 mg/m³ sowohl orts- als auch personenbezogen immer unterschritten werden.
Dieses System ist von der zentralen Absaugung für die Stationärmaschinen unabhängig. Es sind insgesamt sieben Anschlüsse für elektrische Handmaschinen, Staubsauger und auch kleinere stationäre Maschinen installiert worden.
An den Vakuum-Anschlüssen sind jeweils auch 220 V-Steckdosen angebracht (siehe Abb.). Wird nun die dort eingesteckte Handmaschine gestartet, schaltet sich das Vakuumsystem automatisch ein. Das System kann aber auch manuell gestartet werden. Dies ist beispielsweise dann erforderlich, wenn der Staubsauger zum Einsatz gebracht wird.
Aber auch innerhalb des Werkstattgebäudes haben die Planer einige, speziell aus Sicht des Arbeits- und Gesundheitsschutzes interessante Lösungen gefunden: Beispielsweise wurde zur Beheizung des Gebäudes eine Strahlplatten-Deckenheizung gewählt. Da die vom Menschen empfundene Strahlungstemperatur um 2 bis 3 °C höher ist als die Temperatur der ihn umgebenden Raumluft, kann bei einem solchen Heizungssystem die Raumtemperatur um bis zu 3 °C abgesenkt werden. Die Energieeinsparung gegenüber konventionellen Heizungssystemen liegt bei 10 bis 15 %. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß durch die Strahlung nur die im Raum befindlichen Körper, insbesondere aber der Fußboden und die dem Fußboden nahen Wandbereiche erwärmt werden. Da die Raumluft nicht direkt durch die Wärmestrahlung, sondern indirekt durch die im Raum befindlichen Körper, Fußböden und Wände auf die notwendige Temperatur gebracht wird, ergibt sich sowohl horizontal als auch vertikal eine sehr gleichmäßige Temperaturverteilung im gesamten Werkstattbereich. Dies fördert deutlich das körperliche Wohlbefinden der Beschäftigten.
Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens und damit des Gesundheitsschutzes war die Ausstattung des Bankraumes mit einem Fußboden aus Eschenholz. Die 22 mm dicken, 13 cm breiten und durch Nut und Feder miteinander verbundenen Parkettdielen sind auf 10 cm breiten Lagerhölzern mit je 5 cm Zwischenraum verlegt, wobei eine Polyethylenfolie als Dampfsperre dient. Der elastische Fußboden bewirkt besonders bei Bankarbeiten eine Entlastung der Wirbelsäule, ist aber dennoch mit einem Gabelstapler befahrbar.
Die Planer haben bei der Neuplanung der Bau- und Möbeltischlerei Volkmar Oertel erfolgreich aus dem vollen geschöpft. Konsequent wurden dabei alle Bereiche des Umwelt- und Arbeitsschutzes berücksichtigt. Erfolgreich, wie das Ergebnis zeigt. Und vor allem: zum Nachahmen empfohlen.
Kurt Adam
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