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In allen Leistungsklassen punkten«

BM-Interview: Weinig Gruppe sieht sich gestärkt
In allen Leistungsklassen punkten«

Von der Fachwelt eher unbemerkt hat sich die Michael Weinig AG neu aufgestellt. Der Marktführer für Maschinen und Anlagen zur Massivholzbearbeitung – mit Holz-Her auch in der Plattenbearbeitung aktiv – will sein Portfolio weiter ausbauen. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Pöschl hat dazu einige interessante technische Überraschungen parat.

Autor: Manfred Maier

BM: Herr Pöschl, wie zeigt sich die aktuelle Geschäftslage in der Weinig Gruppe?

Wolfgang Pöschl: Mit einem kräftigen Umsatzzuwachs von 25 % auf 350 Mio. Euro, davon rund 80 % im Export, haben wir 2011 auch im Ergebnis ein gutes Jahr hingelegt. Deutschland, Österreich und die Schweiz halten sich derzeit stabil auf relativ hohem Niveau. Die Staatsschuldenkrise hinterlässt in Europa aber deutliche Spuren. Erstaunlich, dass wir in Italien besonders Profilfräsautomaten immer noch gut verkaufen. In einigen wichtigen Exportmärkten verzeichnen wir erhebliche Rückgänge im Auftragseingang. Aus Russland und Südostasien haben wir mehr erwartet, besonders im Anlagen-Projektgeschäft. Dagegen entwickeln sich andere Märkte wie die USA und Kanada wieder aufwärts. In einem insgesamt schwierigen Marktumfeld wird es schwer genug, aber wir hoffen, für 2012 das Umsatzniveau von 2011 halten zu können.
BM: Wie ist die Weinig Gruppe heute aufgestellt?
Pöschl: Wir haben auf die stark gewachsene Produktvielfalt und die veränderten Marktbedingungen reagiert und die Strukturen in der Unternehmensgruppe neu geordnet. Durch die strategische Fokussierung auf die Produktbereiche Profilieren, Zuschnitt mit Optimierung, Fensterfertigung und Endenbearbeitung mit Keilzinkentechnologie können wir uns jetzt noch besser und schneller an den Bedürfnissen unserer Kunden in Industrie und Handwerk ausrichten. Hinzu kommen der Produktbereich Holzwerkstoffbearbeitung mit Holz-Her sowie Weinig Concept für das Projektgeschäft und der Bereich Gebrauchtmaschinen. In dieser neuen Struktur können wir innerhalb unserer Kernkompetenzen noch dynamischer agieren.
BM: Hat die neue Ausrichtung auch Auswirkungen auf die Produktionsstandorte?
Pöschl: Nur insofern, als die Kompetenzen jeweils technisch und organisatorisch gebündelt sind. Denken Sie an den kompletten Zuschnitt und die Holzoptimierung mit Dimter, Raimann und Luxscan. Jede Tochtergesellschaft ist für uns ein sehr wichtiger und spezialisierter Know-how-Träger. An einigen Standorten können wir uns durchaus den Ausbau der Produktportfolios vorstellen.
In der Teilefertigung spielt natürlich das ausgeprägte Produktions-Know-how hier am Stammsitz Tauberbischofsheim eine starke Rolle für alle Tochtergesellschaften.
BM: Zuletzt wurden die Kapazitäten im chinesischen Weinig-Werk erweitert. Wie geht es dort weiter?
Pöschl: Wir müssen sehr aufpassen, dass uns chinesische und andere asiatische Hersteller in einigen Märkten nicht den Rang ablaufen. Das gilt weltweit besonders für einfachere Maschinen. Vor diesem Hintergrund hat die Produktion in China unsere Wettbewerbsfähigkeit sehr gestärkt. In Yantai produzieren wir Standard-Profiliermaschinen und jetzt auch Unicontrol-Fenstermaschinen für China und weitere Märkte. Präzisionskomponenten wie Frässpindeln werden aus Deutschland zugeliefert. In den letzten Jahren hat sich unser Geschäft im chinesischen Markt erfolgreich entwickelt. Besonders auch in umgekehrter Richtung: Die anspruchsvollere und die High-End-Technik – dafür gibt es gerade in China einen stark wachsenden Bedarf – liefern wir aus deutscher Produktion.
BM: Gibt es markante Veränderungen in den Produktbereichen?
Pöschl: Auf der Produktseite haben wir salopp gesagt die modulare Brille aufgesetzt und die gewachsene Typenvielfalt reduziert. Mit einer kundenorientierten Differenzierung decken wir z. B. beim Profilieren mit drei Plattformen sämtliche Leistungsklassen für Industrie und Handwerk ab. Dieselbe Logik gilt für alle anderen Produktbereiche auch in den Tochtergesellschaften.
BM: Stichwort Hobeln und Profilieren: Wo lagen Schwerpunkte in der technischen Entwicklung?
Pöschl: Hier konnten wir einige starke Akzente setzen. Denken Sie an die Handwer-kermaschine Cube, die beim Vierseitenhobeln in puncto Bedienungsfreundlichkeit einen neuen Maßstab setzt und sich mit bereits 175 verkauften Maschinen zu einem echten Verkaufsrenner entwickelt hat. Eine echte Innovation ist auch das 3D-Profilieren für die gerade sehr gefragten strukturierten Oberflächen auf Massivholz und MDF.
BM: Der Wettbewerb bei Maschinen für die Fenster- und Türenfertigung ist härter geworden. Wie hat sich Weinig darauf eingestellt?
Pöschl: Mit unserer Gesamtkompetenz können wir einen entscheidenden Vorteil in die Waagschale werfen: Wir sprechen nicht über Einzelmaschinen, sondern können exklusives Know-how und hohe Beratungskompetenz für den ganzen spanabhebenden Fertigungsprozess vom optimierten Zuschnitt bis zum fertig bearbeiteten Einzelteil anbieten. Das zahlt sich aus: Der Weinig-Conturex hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt und unser wegweisendes Powergrip-Spannsystem ist international zu einem Vorbild geworden. Inzwischen sind inkl. Conturex weltweit über 1600 Maschinen und Anlagen für die Fenster- und Türenfertigung von Weinig im Einsatz.
BM: Kann der Conturex alle Leistungsklassen in Industrie und Handwerk abdecken?
Pöschl: Der Conturex-Baukasten ist eine starke Basis und ermöglicht flexible Lösungen für Fenster und Türen bis in den komplexen High-End-Bereich mit 5-Achs-Technologie. Mit dem neuen CNC-Bearbeitungszentrum Multirex können wir jetzt auch die Flächenbearbeitung in Kombinationen mit dem Conturex oder Stand-alone-Lösungen für die stationäre CNC-Teilebearbeitung im unteren Kapazitätsbereich anbieten. Im Fensterbereich arbeiten wir konsequent weiter. Es gibt Anwender, die eine ganz andere Durchlaufbearbeitung benötigen. Höchste Stückleistung ist das Stichwort.
BM: Vor zweieinhalb Jahren ist Weinig durch die Übernahme von Holz-Her in die Plattenbearbeitung eingestiegen. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Pöschl: Was nach außen vielleicht nicht so sichtbar ist: Mit einem hohen Maß an gegenseitigem Verständnis haben wir Holz-Her gemeinsam auf allen Ebenen neu strukturiert und sämtliche Abläufe optimiert. Heute darf ich sagen: Die Integration von Holz-Her in die Weinig-Gruppe und die Konsolidierung der Gesellschaft sind sehr gut gelungen. Das Unternehmen ist wieder in der Gewinnzone und mit einem Jahresumsatz von rund 65 Mio. Euro auf einem sehr guten Kurs mit aussichtsreichem Potenzial. Dieses wollen wir natürlich mit aller Kraft nutzen und technologisch weiter ausbauen.
BM: Greifen die angestrebten Synergieeffekte zwischen Weinig und Holz-Her?
Pöschl: Massivholz ist ja bekanntlich nicht Platte und, um es vorwegzunehmen, wir leben und verfolgen weiterhin eine konsequente Zwei-Marken-Strategie. Holz-Her ist unter dem Dach der Weinig-Gruppe der Spezialist für die Holzwerkstoffbearbeitung mit eigener Entwicklung und Konstruktion in Nürtingen sowie mit eigenem Marktauftritt. Selbstverständlich wollen und müssen wir möglichst viele Synergieeffekte nutzen. Um ein Beispiel zu nennen: Die Teilefertigung für Holz-Her-Maschinen erfolgt in Tauberbischofsheim. Der österreichische Holz-Her- Produktionsstandort Voitsberg ist jetzt ein reines Montagewerk.
BM: Verkauft der Weinig-Mitarbeiter künftig auch Holz-Her-Maschinen?
Pöschl: Dazu haben wir die internationalen Marktregionen genau analysiert. An den bewährten Fachhandelsstrukturen von Holz-Her wie z. B. in Deutschland wird sich weiterhin nichts ändern. In den weltweiten Märkten nutzen wir die bewährten Weinig- oder Holz-Her-Vertriebs- und Servicestrukturen künftig gemeinsam. Dieser Prozess der Zusammenführung ist bereits gut vorangekommen. Auch hier gilt natürlich: Wer heute eine Profiliermaschine verkauft, kann morgen nicht auch eine Kantenanleimmaschine verkaufen. In den weltweiten Niederlassungen gibt es deshalb sowohl Beratungs- und Service- spezialisten für die Massivholzbearbeitung als auch für die Holzwerkstoffbearbeitung.
BM: Der Maschinenmarkt für die Plattenbearbeitung ist weltweit gewachsen. Will die Weinig-Gruppe ihr Engagement in der Holzwerkstoffbearbeitung weiter ausbauen?
Pöschl: Holz-Her konnte jüngst mit einer ganzen Reihe von Entwicklungen glänzen und sein Produktportfolio optimieren. Auf dieser Basis wollen wir im Bereich der Plattenbearbeitung solide wachsen.
Dafür investieren wir in die Standorte und in den Vertrieb. In Voitsberg entsteht gerade ein neuer Showroom und in Nürtingen planen wir ebenfalls ein neues Gebäude als Vertriebs- und Servicezentrum. Generell wollen wir uns gegenseitig noch besser ergänzen und technologisch weitere Synergien nutzen. Das Konstruktions-Netzwerk spielt dafür bereits gut zusammen. Nehmen Sie die stationäre CNC-Bearbeitung: Der neue Multirex ist ein Bearbeitungszentrum von Weinig auf einer Holz-Her-Plattform.
BM: In den letzten Jahren hat Massivholz offenbar Marktanteile an die Platte verloren. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Pöschl: Wenn man längerfristig zurückblickt, gibt es in der Tat regelmäßige Verschiebungen. Die Investitionskurven in die Massivholzbearbeitung und in die Plattenbearbeitung gleichen sich nach unseren Analysen zeitversetzt aber immer wieder an.
Im attraktiven Materialmix gewinnt Massivholz als modernes Designelement im Möbel- und Innenausbau derzeit wieder an Modernität. Der Holzbau für den Wohnungsbau in Europa wächst stetig und hat noch Reserven. Insofern muss einem in Europa nicht bange sein und in den Holzländern sowieso nicht. Man kann es immer wieder betonen: Holz ist nachhaltig und hat als nachwachsender Rohstoff weiterhin eine große Zukunft.
BM: Welchen Kurs haben Sie für die Zukunft abgesteckt, wohin geht die Reise der Weinig-Gruppe?
Pöschl: Ganz prinzipiell: Wir wollen unsere Markt – und Technologieführerschaft auf der ganzen Prozesskette der Massivholzbearbeitung weiter stärken und zum Beispiel im Holzhausbau noch besser werden. Dafür haben wir über 100 große und kleine Entwicklungsprojekte initiiert. Standardisierung, Energieeffizienz und Mechatronik sind einige wichtige Entwicklungsfelder. Außerdem wollen wir die Fertigungsprozesse auf unseren Maschinen besser visualisieren und noch bedienerfreundlicher machen.
BM: Bezogen auf die Produktpalette: Welche Rolle spielt das Handwerk?
Pöschl: Das Handwerk wird für uns noch wichtiger. Weinig will in allen Leistungsklassen punkten, von der Einsteigermaschine bis zur Hochleistungsanlage. Das gilt für alle Produktbereiche. Daran können Sie leicht erkennen: Bei unseren Projekten geht es auch um den Ausbau der Produktpalette und zwar nach oben und nach unten.
BM: Bei 80 Prozent Export: In welchen Weltregionen sehen Sie noch besonderes Wachstumspotenzial für Weinig?
Pöschl: Ganz generell zählen China, Südostasien, Russland und Südamerika zu den aussichtsreichsten Märkten. In Indien bauen wir gerade eine eigene Struktur auf. Und übrigens: In allen Holzländern sind die Steigerung der Holzausbeute und der Produktivität ein großes Thema geworden. So sind wir mit unserer Scannertechnologie und dem optimierten Zuschnitt z. B. in Südamerika derzeit sehr erfolgreich.
BM: Vom 7. bis 9. November findet wieder die Weinig-Hausmesse „InTech“ statt. Was erwartet die Besucher?
Pöschl: Mit 36 Maschinen- und Anlagen demonstrieren wir unser gesamtes Leistungsspektrum für die komplette Massivholzbearbeitung in Industrie und Handwerk. Neu- und Weiterentwicklungen zeigen wir in fast allen Produktbereichen. Ein besonderes Highlight ist der neue kompakte Conturex für die Fensterfertigung als Programmabrundung nach unten. Ein interessanter Schwerpunkt ist wieder unser innovatives 3D-Strukturhobeln auf Massivholz und MDF.
Neue Qualitäts- und Bearbeitungsmaßstäbe wollen wir mit einer Powermat Hobel- und Profiliermaschine mit schräg gestellter Spindel für den konstruktiven Holzbau setzen. Sie sehen schon: Ein Besuch im Weinig-Expo dürfte sich lohnen.
BM: Das hört sich interessant an. Herr Pöschl, besten Dank für dieses Gespräch.

Die Weinig-Firmengruppe
Die Michael Weinig AG, Tauberbischofsheim, ist weltweit größter Hersteller von Maschinen und Systemen für die Massivholzbearbeitung. Die Produktpalette der Gruppe deckt die gesamte Prozesskette in der Massivholzbearbeitung ab. Weinig selbst produziert Hobel- und Profilierautomaten, Maschinen und Anlagen für die Fenster- und Türenfertigung sowie Werkzeugschleifsysteme. Zur Gruppe gehören Raimann, Freiburg (Vielblattsägen), Grecon Dimter Süd, Illertissen (Kappsägen und Verleimpressen), Waco, Schweden (Hochgeschwindigkeitshobelmaschinen, Trennbandsägen) Grecon Dimter Nord, Alfeld (Keilzinkenanlagen) und LuxScan, Luxemburg (Scannersysteme). Weinig Concept konzipiert und vertreibt Anlagenprojekte. Das jüngste Gruppenmitglied ist Holz-Her in Nürtingen mit dem Montagewerk in Voitsberg (Plattensägen, Kantenbearbeitungsmaschinen und CNC-Bearbeitungszentren für die Holzwerkstoffbearbeitung). Weinig vermarktet seine Produkte weltweit über 25 Tochtergesellschaften. Derzeit sind in der Firmengruppe rund 2000 Mitarbeiter(innen) beschäftigt, davon 900 in Tauberbischofsheim.

Zur Person
Wolfgang Pöschl (54) ist Verfahrensingenieur und war lange für den Maschinenbaukonzern Werner & Pfleiderer tätig und dort bei der Coperion GmbH Geschäftsführer mit internationalen Zuständigkeiten.
Im März 2010 verstärkte er zunächst den Vorstand der Michael Weinig AG. Im Juli 2010 wurde er zum Vorsitzenden des Vorstandes der Firmengruppe berufen.
Wolfgang Pöschl ist Schwabe, steht für Kontinuität und pflegt einen kooperativen Führungsstil. Er hat bei Weinig zahlreiche Entwicklungs- und Förderprojekte initiiert.
Im Mai 2012 wurde Wolfgang Pöschl von der Mitgliederversammlung des VDMA Fachverbandes Holzbearbeitungsmaschinen zum neuen Vorsitzenden des Verbandes gewählt.
Wolfgang Pöschl ist verheiratet und hat zwei Söhne.
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