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Ran an die Öko-Kunden

Ein Lei(d)tfaden durch den Nachhaltigkeits-Dschungel
Ran an die Öko-Kunden

Bewusster Konsum von nachhaltigen Produkten steht im Fokus vieler Kunden. Eine Chance für jeden Schreiner. Diverse Umweltzeichen und Nachhaltigkeitszertifikate gestalten die Thematik aber für Konsumenten wie für Verarbeiter schwierig – insbesondere bei Farben und Lacken.

 

Autor: Dr. Albert Rössler

I „Nachhaltiges Bauen“ ist in aller Munde und boomt. Die Kundengruppen sind vielfältig und beschränken sich schon lange nicht mehr auf Personen mit unkonventionellem Lebensstil. Heute legen vor allem Kunden mit Gesundheitsbeschwerden (z. B. Allergiker), Bürger mit hohem Lebensstandard und das Kundensegment mit konservativer Wertvorstellung (Generation 50 plus) Wert auf den bewussten Konsum von nachhaltigen Produkten. In Summe machen diese Gruppen rund 10 % aller Kunden im deutschsprachigen Raum aus – Chancen für das Handwerk.

Aber den Kunden geht es nicht nur um einen einfachen Zusatznutzen. Als effektive Produkteigenschaft muss die Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen. Es geht um Genuss, natürliche Oberflächen, Umweltorientierung und Design. Alles Qualitäten, die Schreiner und Tischler mit einer guten Beratung bieten können. Erfolgsfaktoren dabei sind ein transparenter Verkaufsprozess, die Individualität sowie die hohe Arbeitsqualität. Es gilt aber auch den Nachweis mit Zertifikaten anzutreten. Einen Überblick über die verschiedenen Umweltzeichen und Nachhaltigkeitszertifikate ist jedoch äußerst schwierig.
Dieser Nachhaltigkeits-Dschungel soll im Folgenden aus Sicht des Schreiners und Tischlers beleuchtet und erklärt werden. Insbesondere, welche Rolle Farben und Lacke eigentlich beim nachhaltigen Bauen spielen.
Umweltzeichen …
Schon lange sind die Konsumenten an produktbezogene Umweltzeichen gewöhnt, wie den Blauen Engel, das Österreichische Umweltzeichen, das Europäische Ecolabel oder den aus dem Fußbodenbereich bekannten GEV Emicode. Die meisten dieser freiwilligen Ecolabels existieren seit den 1990er-Jahren. Sie werden nach ISO 14024 als „Typ1- Umweltzeichen“ benannt.
In Deutschland konzentrieren sich die Konsumenten auf den blauen Engel, während in Österreich viele unterschiedliche Zeichen eine Rolle spielen. Im Bereich Farben und Lacke tritt hier aber vermehrt das „Österreichische Umweltzeichen“ in den Vordergrund.
Relevant sind in diesem Zusammenhang die Richtlinien UZ 01 (Lacke, Lasuren und Holzversiegelungslacke), UZ 06 (Holzmöbel), UZ 07 (Holz und Holzwerkstoffe), UZ 17 (Wandfarben) und UZ 56 (Fußbodenbeläge).
Auch Web-Plattformen wie Baubook bieten heute ökologische Kriterien zur Produktbewertung an. In Vorarlberg und Teilen Bayerns ist diese Datenbank oft die Voraussetzung für Ausschreibungen im öffentlichen Bereich.
… und Nachhaltigkeit
Neben den gewohnten Umweltzeichen regt sich in den letzten Jahren aber noch ein anderes Thema: Die Nachhaltigkeit. Mittlerweile hat dieser, ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammende Begriff, mehrere Ebenen hinzugewonnen. Denn will man nachhaltig bauen, gilt es alle Aspekte zu beachten: von Ökonomie über Ökologie, Soziokulturelles bis hin zur technischen Funktionalität. Das heißt, neben möglichst geringem Energie-, Ressourcen und Flächenverbrauch spielen auch die Gesamtkosten, Denkmalpflege, Behaglichkeit, Barrierefreiheit, Design oder Umnutzungsfähigkeit eine Rolle. Auch soziale Fragen wie Kinderarbeit, Gleichberechtigung, Berufsunfälle oder Streiks sind zu berücksichtigen.
Produktbezogene Zertifizierung
Gerade für Bauprodukte wird die Nachhaltigkeit künftig ein Schlüsselfaktor des Erfolgs sein. Es existieren bereits die unterschiedlichsten Bewertungssysteme dafür. Auch in der aktuellen Bauprodukte-Verordnung der EU steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund. So besagt das neue Kriterium Nr. 7, „Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen“, dass fest mit dem Gebäude verbundene Baustoffe und Bauteile recycelbar sein müssen. Mit dem sogenannten Green Public Procurement (GPP) hat die Politik zudem ein Maßnahmenpaket erstellt, das im öffentlichen Bereich Ausschreibungen nach ökologischen Kriterien forciert.
Wichtig: Es handelt sich dabei immer um Anforderungen an das Bauprodukt , z. B. das Holzfenster. Der Lack selbst ist aktuell noch kein Bauprodukt.
Wie immer hängen diese Dinge mit Nachweisen und Zertifikaten zusammen. Oft genügen die bereits erwähnten Typ1- Umweltzeichen. Immer häufiger verlangt die Bauprodukten-Verordnung der EU aber Produktinformationen über den gesamten Produktlebenszyklus „von der Wiege bis zur Bahre“: Herstellungsphase, Baustadium, Nutzungsstadium, Nachnutzung, sowie Recycling. Dazu gehören sämtliche Umweltwirkungen – also Rohstoff- und Energieverbrauch, Abwasser, Abluft und Abfall während der Produktion, der Nutzungsphase, Instandhaltung, Renovierung, Rückbau und der Entsorgung des Produktes.
Dazu zählen aber auch die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse wie Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Sogar der jeweilige Transport ist zu berücksichtigen. Es gibt daher keinen an sich „nachhaltigen Lack“. Der Lack kann immer nur in Verbindung mit seiner Anwendung bezüglich Nachhaltigkeit beurteilt werden.
Das Ecolabel-Typ 3, auch „EPD“ genannt
Um diese Umweltwirkungen zu ermitteln, wird eine Enviromental Product Declaration (EPD) erstellt. Die EPD ist das sogenannte Ecolabel-Typ3 nach ISO 14025, das für öffentliche Ausschreibungen ausreicht.
Es bezieht sich auf Faktoren wie die benötigte Energie, aber auch das Treibhaus-, das Ozonabbau- oder das Überdüngungs-Potenzial eines Produktes. Vor der EPD ist das jeweilige Produkt einer Kategorie zuzuordnen. Erfasst wird es in einer Product Category Rule (PCR), welche letztlich die Randbedingungen für die EPD definiert.
Klingt kompliziert? – Ist es auch. Damit einzelne Unternehmen also keine produktspezifischen oder unternehmensspezifischen EPDs erstellen müssen, bieten Branchenverbände Branchen-EPDs an. Die Daten basieren dann auf dem üblichen Branchenmix. Das genügt für eine Bewertung von typischen Produkten der Branche.
Auch wenn der Lack mengenmäßig in Bezug auf ein gesamtes Bauprodukt oft vernachlässigbar ist, stellt sich immer wieder heraus, dass die Schutzwirkung auf dessen Lebenszyklus erheblichen Einfluss hat. Wie in der Natur üblich, gilt es dabei nämlich die Gesamtkosten bzw. das gesamte System zu optimieren.
Wasserlack versus Hightech-Produkte
So kann ein Wasserlack auf Basis nachwachsender Rohstoffe aus der Natur mit geringer Haltbarkeit zwar aus Sicht der Rohstoffe ökologisch erscheinen – Hightech-Produkte auf Basis synthetischer Materialien mit einer hohen Haltbarkeit aber unterm Strich dennoch nachhaltiger sein.
Über den gesamten Lebenszyklus gesehen muss hier seltener renoviert werden oder es wird bereits mit einem Auftrag ein optimales Resultat erzielt. Es kann auch vorkommen, dass ein Wasserlack deutlich schlechter hinsichtlich des ökologischen Verhaltens abschneidet, weil das erforderliche Trocknungsverfahren viel Energie benötigt oder die Herstellung der Rohstoffe aufwendiger ist. Zudem beeinflussen Lacke und Farben das Brandverhalten und die Innenraumluft.
Es gilt daher, grundsätzlich alle Themen aus der Helikopterperspektive zu betrachten.
Die gebäudebezogene Zertifizierung
Der aktuell letzte Schritt im Zusammenhang mit Nachhaltigkeits-Zertifikaten heißt Gebäude-Zertifizierung. Hier werden die Bauwerke über alle „Lebensphasen“ hinweg auf unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit geprüft. An erster Stelle steht die voraussichtliche Lebens- und Nutzungsdauer des Gebäudes, der Bauteile sowie der Bauteilschichten. Die bisher einzeln betrachteten Bauprodukte tragen nur indirekt und anteilsmäßig im jeweiligen Bewertungssystem dazu bei. Die Daten dafür kommen z. B. aus einer EPD. Letztendlich entscheidet aber die Kombination aus beidem: die Bewertung der Baumaterialien und die Bewertung des Gebäudebetriebs.
Leider ist hier die Vielfalt enorm. In Deutschland sind aber vor allem das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) und das DGNB-Zertifikat der Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e. V. etabliert – in Österreich das Zertifikat der ÖGNB.
Adler-Lacke setzt weder giftige, krebserzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Rohstoffe ein. Viele Lacke sind so formuliert, dass sie die Anforderungen des Österreichischen Umweltzeichens, des DGNB oder etwa von LEED erfüllen. I

Weitere Zertifizierungen
BREEAM
Das englische BREEAM (BRE Environmental Assessment Method) wurde 1990 von BRE (Building Research Establishment Ltd.) gegründet. Es bewertet ausschließlich ökologische Kriterien. Der Schwerpunkt liegt auf Energie und Umwelt. Es werden aber auch die Lebenszykluskosten (Kategorie Management) sowie die Ökobilanzierung (Kategorie Materialien) mit dem Green Guide to Specification berücksichtigt. BREEAM-Bewertungen gibt es für verschiedene Gebäudetypen.
Leed
Leed (Leadership in Energy & Environmental Design) wurde 2000 vom US-amerikanischen GBC (Green Building Council) entwickelt und baut auf dem BREEAM System auf. Es deckt bei der Planung und Realisierung von Neubauten diverse Bereiche ab. Bei Bestandsbauten werden Betrieb und Unterhalt bewertet. Je nach Punktezahl gibt es ein Zertifikat in „Silber“, „Gold“ oder „Platin“.
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