Die Möbelkante ist ein Alleskönner. Dank der technischen Weiterentwicklung gehören sichtbare Fugen der Vergangenheit an, doch die Kante kann mehr: Fachleute aus vier Unternehmen berichten, wie Kanten mit besonderen Funktionen, die der erfahrene Kunststoffspezialist Rehau entwickelt hat, für bestimmte Zielgruppen einen deutlichen Mehrwert bieten können.
Die technischen Spezialitäten sind Entwicklungshighlights und werden individuell mit den Kunden abgestimmt.
Brandschutz von der Schule bis zum Hotel
Bei dem niederländischen Unternehmen Harmeling etwa müssen die Kanten besonders in Sachen Brandschutz verschärften Anforderungen gerecht werden. Das kommt nicht von ungefähr, denn die „True creators of interiors“ aus Bijssen richten Hotels, Büros, Shops und Schulen ein. „Im Brandfall ist die Rauchentwicklung das größte Risiko“, sagt Mitchell Rodhouse, Manager für Innovation und Prozesse. „Drei Atemzüge können zur Bewusstlosigkeit führen, deshalb nehmen wir den vorbeugenden Brandschutz sehr ernst.“ Für ihn war die Markteinführung von Raukantex FP (fire.protect) wie eine Fügung: Mit der Produktlinie hat Rehau ein halogenfrei flammgeschütztes Kantenband entwickelt, das Bauherren, Architekten und Objekteinrichtern zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Die Kantenbandlösung ist selbstverlöschend und entwickelt weniger Rauch als herkömmliche Vergleichsprodukte. Gefertigt wird die Kante in einer halogenfreien Kunststoffrezeptur, die zudem besonders stoßfest und robust ist.
Trotz ihrer Sonderfunktionen lässt sich die Kante so schnell und einfach verarbeiten wie alle Raukantex-Kantenbänder. Und die Funktionskante ist sogar für den Hochbau geprüft: Raukantex FP erfüllt die Anforderungen der europäischen Brandschutznorm EN 13501-1 Klasse B – s2, d0. Diese Eigenschaften haben Mitchell Rodhouse überzeugt, denn „Harmeling geht dort ein bisschen weiter, wo andere aufhören.“
Sicherheit – auch auf der Schiene
Was Harmeling für seine Kunden in Einkaufszentren, Flughäfen und Ladengeschäften nutzt, wird bei der Volante Verkleidungssysteme GmbH & Co.KG noch um einen anderen Bereich erweitert, wo an die Sicherheit höchste Ansprüche gestellt werden: Das Unternehmen ist Systemlieferant für den Innenausbau von Schienen- und Straßenfahrzeugen. Diplom-Ingenieur Dietmar Graml, der technische Vertriebsleiter, erläutert die besonderen Herausforderungen, die in diesem Bereich gelten: „Um Bauteile für den Innenausbau von Schienenfahrzeugen liefern zu dürfen, muss in jedem Fall die dafür geltende aktuelle Brandschutznorm als Voraussetzung zertifiziert nachgewiesen werden – und zwar für alle Materialien eines Bauteils und auch für den kompletten Verbund. Bisher nutzte Volante bei sichtbaren Kanten meist dasselbe dekorativ beschichtete HPL, das für die Sandwichdecklagen zum Einsatz kam. HPL hat jedoch den großen Nachteil, dass damit keine engen Außen- und Innenradien an Bauteilen ausgeführt werden können. Zudem wird am Materialübergang der Flächen die meist dunkle Mittellage des HPLs als „unschöne“ Optik wahrgenommen.
Mit der Markteinführung von Raukantex FP hat sich dies erledigt: „Mit dem neuen Kantenband können nun Formen realisiert werden, die vorher nicht möglich waren. Wir nutzen das Material auch für Innenausschnitte in Sandwichelementen und können Innenradien von R8 umsetzen. Das ist nicht nur optisch die anspruchsvollere Lösung, sondern erspart uns auch das aufwendige Lackieren der Mittellagen.“ Ein gelungenes Beispiel seien die Schränke „Albula“, die für eine Schweizer Bahn geliefert wurden. Hierfür hat Rehau ein farblich abgestimmtes, durchgefärbtes ABS-Kantenband mit brandhemmenden Eigenschaften gefertigt. „Das hat nicht nur vom Design her überzeugt, sondern auch technisch – und zwar auf ganzer Linie“, so Graml abschließend.
Matte Oberflächen plus Kratzfestigkeit
Die Aufgaben, die die Möbelkante übernehmen muss, sind sehr unterschiedlich – und nicht überall steht Sicherheit im Mittelpunkt. Bruno Gerber ist Chefeinkäufer bei Schmidt Küchen, einem französischen Familienunternehmen, das mit 800 Küchenstudios weltweit die Nummer 1 auf dem französischen Markt ist. Dass das Unternehmen so weit gekommen ist, liegt neben der großen Modell-Vielfalt vor allem an einem: „Für uns im Einkauf dreht sich alles um das Qualitätsversprechen, das wir unseren Kunden geben“, erzählt Bruno Gerber. „Deshalb haben wir Qualitätslevel definiert, die weit über die offiziellen Normierungen und Vorschriften hinausgehen.“ Alle Möbelstücke werden im zertifizierten Labor und in der Produktion hinsichtlich ihrer Alltagstauglichkeit geprüft – und erst wenn die Prüfung positiv ausfällt, wird ein neues Material gelistet.
Raukantex scratch.protect ist eines der Materialien, das diesen Prozess erfolgreich durchlaufen hat. Dass man bei Schmidt Küchen auf die Funktionskante setzt, liegt auch an den Trends, die die Küchenbranche bestimmen, wie Bruno Gerber erläutert: „Bei den Hölzern werden die Dekore wieder etwas ruhiger. Dafür werden Maserung, Glanzgrad und Haptik immer naturgetreuer, realistischer. In der Farbwelt dominieren nun die matten Oberflächen. Diese Designs brauchen besondere technische Lösungen für die Kratzfestigkeit, den Abrieb oder den Soft Touch ohne Fingerabdrücke.“ Raukantex scratch.protect gehört zu der Generation an Kanten, die mit zusätzlichen Funktionen Verarbeiter und Endkunden überzeugen. Außerdem hat Rehau das Oberflächenfinish nochmals weiter entwickelt, sodass die Kanten auch im extrem flachen Betrachtungswinkel nicht aufglänzen: Und: Sie stehen im Designverbund mit anderen Materialien, ein ebenfalls wichtiger Punkt für den Küchen-Spezialisten.
„Wir stellen komplett auf Eco um“
Kantenvielfalt in Form und Funktion hat noch eine weitere Dimension: Nachhaltigkeit. 2021 brachte Rehau mit Raukantex eco.protect das Thema in die Kantendiskussion ein – und hat mit Raukantex eco und evo auch gleich zwei Produkte entwickelt, die wegweisend für eine nachhaltige Kantenzukunft sind. Während Raukantex eco im Grundmaterial (Polypropylen) zu 50 % aus post-industriellen Rezyklaten besteht, basiert Raukantex evo im Grundmaterial auf nicht-fossilen Vorrohstoffen und besitzt eine ISCC-Plus-Zertifizierung.
Mit beiden Produkten greift Rehau ein Thema auf, das für die Kunden immer wichtiger wird. Auch für den Büromöbelhersteller Vario aus dem Taunus. Warum Nachhaltigkeit hier so eine große Rolle spielt, erklärt Produktionsleiter Marcel Schäfer so: „Unsere Firma hat die Nachhaltigkeit fest in ihren Statuten verankert. Wir wollen ein Leuchtturm in der Branche sein.“ Hinsichtlich der Produkte achtet man im Taunus darauf, dass diese von Anfang an auf langlebiges Design und Qualität ausgerichtet sind. „Wir produzieren für eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren. Dabei achten wir auch die Rückbaubarkeit und Reparaturmöglichkeit. Das ist für uns ein sehr wichtiger Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit.“
Auch der Einsatz von PVC-freien Materialien liegt Vario sehr am Herzen – und hier kommt Rehau ins Spiel. „Für mich ist Rehau ein Vorreiter seiner Zunft, der mit Raukantex eco genau das richtige Produkt zur richtigen Zeit auf den Markt gebracht hat“, ist Schäfer überzeugt. „Alle Parameter stimmen: Verfügbarkeit, Verarbeitung und Optik. Das Qualitätsniveau hat uns überzeugt und die Material- und Maschinentests waren erfolgreich.“ Deshalb stellt Vario nun alle bisherigen Polypropylen-Kantenbänder auf die neuen Raukantex eco-Kantenbänder um.
Die Evolution der Kante geht weiter
Besondere Ansprüche an die Inneneinrichtung gibt es auch in Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen oder Kindergärten. Hier ist neben der Robustheit, Hygiene das wichtigste Thema. Jeder Mensch kommt stündlich mit drei Oberflächen in Kontakt, die vorher bereits andere berührt haben. Bei jeder Berührung werden so 30 bis 50 % der Organismen aufgenommen, die sich dort festgesetzt haben. Mit Raukantex health.protect bietet der Kantenspezialist auch hier eine Lösung: Durch eigens abgestimmte Rezepturen und Beschichtungen sind die Kantenbänder chemisch wirksam gegen ein breites Spektrum von schädlichen Bakterien wie Staphylokokken oder Kolibakterien und Viren. Mehr als 99,9 % dieser Erreger werden bei normaler Luftfeuchtigkeit durch die speziellen Additive innerhalb von 24 Stunden neutralisiert. Mit Raukantex pro punktet man in Sachen Hygiene sogar doppelt: Denn die Kanten wirken nicht nur antimikrobiell, sondern sorgen durch die Verarbeitung dafür, dass erst keine Schmutzfuge entstehen kann. Die Kante kann heute also weit mehr, als „nur“ gut auszusehen. (ra/Quelle: Rehau)
Rehau Industries SE & Co. KG
95111 Rehau
Mitchell Rodhouse arbeitet als Manager für Innovation und Prozesse beim niederländischen Objekt-Innenausbauer Harmeling.Foto: Harmeling
Einfach zu verarbeiten
„Raukantex FP erfüllt die Anforderungen der europäischen Brandschutznorm EN 13501-1 Klasse B – s2, d0. Das ist für die Hotels, Büros, Shops und Schulen, die wir ausbauen, unerlässlich. Gut ist auch, dass sich die Funktionskante so schnell und einfach verarbeiten lässt wie alle anderen Raukantex-Kantenbänder auch.“
Marcel Schäfer ist Produktionsleiter beim Büromöbelhersteller Vario aus dem Taunus.Foto: Vario
Auf Eco-Kantenbänder umgestellt
„Unsere Firma hat die Nachhaltigkeit fest in ihren Statuten verankert. Wir wollen ein Leuchtturm in der Branche sein.“ Deshalb stellt Vario nun alle bisherigen Polypropylen-Kantenbänder auf die neuen Raukantex Eco-Kantenbänder um. „Alle Parameter stimmen: Verfügbarkeit, Verarbeitung und Optik. Das Qualitätsniveau hat uns überzeugt und die Material- und Maschinentests waren erfolgreich.“
Dipl.-Ing. Dietmar Graml ist technischer Vertriebsleiter bei Volante, Systemlieferant für den Innenausbau von Schienen- und Straßenfahrzeugen.Foto: Volante
Brandschutz und Design
„Mit dem neuen Kantenband Raukantex FP können wir unsere Bauteile nicht nur brandschutztechnisch in den Normbereich bringen, sondern auch Formen realisieren, die vorher nicht möglich waren.“
