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Das Expo-Projekt

Arbeits- und Gesundheitsschutz im Tischlerhandwerk
Das Expo-Projekt

Die Tischlerwerkstatt von Morgen wird zur Zeit als Expo-Projekt an einem Institut der Universität Hannover eingerichtet. Die Musterwerkstatt soll aufzeigen, wie sich die Handarbeitsbereiche von Tischlereibetrieben zukünftig entwickeln werden.

Betriebsanalysen in sechs beteiligten Projektbetrieben ergaben, dass der einzelne Mitarbeiter bis zu 50 % seiner Arbeitszeit mit manuellen Tätigkeiten im Bankraum verbringt – wobei jedoch die traditionelle Hobelbank nur noch als Ablage dient und darüber hinaus dieser Arbeitsbereich, in dem ein erheblicher Teil der Wertschöpfung erzielt wird, kaum mit irgendwelchen Einrichtungen oder Hilfsmitteln ausgestattet ist. Die meisten Arbeiten finden auf Böcken, auf provisorisch aufgestellten Arbeitsplattformen oder auf dem Werkstattboden statt.

Fehlende Werkstattorganisation verursacht überflüssige Wege. Behindert wird die Arbeit durch herumliegende Kabel und Schläuche und durch nicht angepasste Arbeitshöhen. Eine gleichbleibend hohe Arbeitsqualität ist nur durch eine ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze zu gewährleisten, die es erlaubt, lange und konzentriert ohne Produktionsausschuss und ohne körperliche Fehlhaltung zu arbeiten. Bislang herrscht in vielen Tischlereien im Bankraum noch das Chaos. Beengte Raumverhältnisse und Arbeiten unter enormen Zeitdruck lassen die Versuche, beständig gute Arbeitsbedingungen zu garantieren, immer wieder scheitern.
Das Projekt
Inspiriert von dem Motto der Weltausstellung Expo 2000 “Mensch – Natur – Technik” vereinbarten Arbeitgeber und Gewerkschaften im niedersächsischen Tischler-, Maler- und La-ckiererhandwerk, Hotel- und Gaststättengewerbe schon im Jahre 1995, die Durchführung des Verbundprojektes “Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Arbeitsumwelt”.
Unter dem Titel “Arbeits- und Gesundheitsschutz im Tischlerhandwerk” sind sechs Projektbetriebe beteiligt, außerdem der Landesinnungsverband HKH, die Gewerkschaft Holz und Kunststoff, die Innungskrankenkasse, das staatliche Gewerbeaufsichtsamt, die Holz-Berufsgenossenschaft, das Umweltzentrum der Handwerkskammer Hannover, Niedersächsisches Landesamt für Ökologie und die Universität Hannover.
Die Hobelbank – einüberholter Arbeitsplatz?
Unter den Aspekten “Organisation” und “Ergonomie” untersuchte die Universität Hannover mehrere Handarbeitsplätze in den Projektbetrieben. Nach Auswertung der Ergebnisse entwickelte sie daraus ein modular aufgebautes Baukastensystem zur Einrichtung moderner Handarbeitsplätze im Tischlerhandwerk. Eine Musterwerkstatt ist am Institut für Arbeitstechnik und Didaktik im Bau- und Gestaltungswesen (IAD) eingerichtet worden. Dabei wurden die Erfahrungen der Betriebsberatung durch den HKH und die Lehr- und Forschungstätigkeit des IAD zusammengeführt.
In einem ersten Schritt werden auf dem Markt angebotene Produkte, die geeignet sind, die Arbeitsplätze mit Werkzeugen, Vorrichtungen und Hilfsmitteln auszurüsten, zusammengeführt. Leitziel der Musterwerkstatt ist die Steigerung der Arbeitssicherheit und Arbeitsqualität durch ergonomische und arbeitsorganisatorische Optimierung. Maßnahmen hierfür sind:
• ergonomisch gestaltete Arbeitstische und Arbeitsplätze (hö-henverstellbar, mobil, variable Spannsysteme)
• behinderungsfrei und mobil geführte Ver- und Entsorgungsleitungen
• Minimierung von Hebearbeiten (höhenverstellbare Transport- und Arbeitseinheiten, Hebehilfen)
• Werkzeugsysteme und Handmaschinen, die ein Höchstmaß an Ordnung, ergonomischer Bereitstellung und Mobilität bieten
• intelligente Lagerverwaltung (optimierte Bereitstellung, Wartung, Ordnung)
• Optimierung von Transportarbeiten.
Die Zukunft: Mobil im Modulsystem
Die Musterwerkstatt wird so installiert, dass sie, für möglichst viele betriebliche Ausgangssituationen, Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Das Modulsystem soll ein Raster für ein individuelles Werkstattkonzept vorgeben, das von einem Tischlereibetrieb unter Berücksichtigung der Gegebenheiten und des Bedarfs umgesetzt werden kann.
Die Ausrüstung der Musterwerkstatt wird im praktischen Einsatz getestet und systematisch ausgewertet. Ziel ist – in enger Zusammenarbeit mit den Produktherstellern – die Weiterentwicklung der bisher vorhandenen Produkte zu besser aufeinander abgestimmten Werkzeug- und Hilfsmittelsystemen.
Speziell zum Thema “Handarbeitsplätze” liegt eine Broschüre der Universität mit Planungshilfen und Herstellerverzeichnis vor.
Weitere Aktivitäten
Im Rahmen des Verbundprojektes sind von den beteiligten Projektpartnern schon verschiedenste Aktivitäten durchgeführt worden. Beim Landesinnungsverband kann eine Arbeitsmappe mit Erfahrungsberichten aus dem Projekt, versehen mit Checklisten und Unterlagen, bezogen werden.
• Die technischen und betriebswirtschaftlichen Beratungsstellen des Landesinnungsverbands haben in den verschiedenen Projektbetrieben nach einer umfassenden Ist-Zustands-Analyse individuelle Betriebsplanungen, Finanzierungskonzepte und Or-ganisationsberatungen durchgeführt, die zu ersten Veränderungen in den Betrieben geführt haben.
Parallel dazu wurden mehrere Workshops für Betriebsinhaber und leitende Angestellte durchgeführt, die in die Thematik des Arbeits- und Gesundheitsschut-zes einführten und vertieft auf die Thematik Betriebsorganisation und Mitarbeiter-Führung hingewiesen haben.
• Die Gewerkschaft begleitete gemeinsam mit den Krankenkassen die in verschiedenen Betrieben gegründeten Mitarbeiter-Gesundheitszirkel und führte mehrere Workshops für Belegschaftsvertreter durch. Dabei sollten die Teilnehmer für die Belange des Arbeits- und Gesundheitsschut-zes sensibilisiert und motiviert werden.
Zudem setzte die IKK einen differenzierten Fragebogen zur Belastungsanalyse ein. Daraufhin wurde eine, von einer Bewegungsfachkraft begleitete, videogestützte Analyse der Hebe- und Trageaufgaben und ein Erst-Helfer-Kurs durchgeführt.
• Neben diesen “klassischen” Arbeitsschutz-Themen standen in vielen Betrieben jedoch auch Defizite bei der Betriebsorganisation und Zeitplanung zur Diskussion, da der daraus resultierende Stress bei Belegschaften wie auch Betriebsleitungen zu erheblichen Belastungen führt. Ein neues Angebot der HBG war in diesem Zusammenhang ein Seminar zum Zeit- und Stressmanagement für Unternehmer und Führungskräfte, das gemeinsam mit der IKK durchgeführt wurde.
• Die Gewerbeaufsichtsämter boten den Projektbetrieben beratende Unterstützung an. Jedoch fehlten oftmals die organisatorischen Voraussetzungen und die Instrumente für eine reibungslose Umsetzung der aktuellen Arbeitsschutzgesetzgebung. Hier befinden sich beide Seiten in einem Lernprozess, der am Ende Musterlösungen für andere kleine und sehr kleine Unternehmen bereithalten soll.
• Die Holz-Berufsgenossenschaft unterstützt durch ihren Beratungsdienst in Bielefeld die Projektbetriebe bei der Absauganlagen-Planung bis hin zu Abnahmemessungen von neu installierten Anlagen. Außerdem werden die Unternehmer bei der Durchführung der Gefährdungsanalyse begleitet, wobei sich berufsgenossenschaftliche und gewerbeaufsichtsamtliche Praxis mehr und mehr angleichen.
• Das Umweltzentrum der Handwerkskammer Hannover analysierte mit Hilfe von Teilnehmern aus Handwerkskammer-Lehrgängen in allen Betrieben die Abfall- und Entsorgungssituation, die allerdings keinen sofortigen Handlungsbedarf erkennen ließ. Mittelfristig soll den Betrieben jedoch ein Kurzlehrgang angeboten werden, der die unübersichtliche Gesetzeslage und Tricks sowie Tipps zu Abfallsortierung, Vermeidung und Verringerung beleuchtet.
Nach der Expo soll es weiter gehen
Mit diesen umfangreichen Aktivitäten soll allerdings die inhaltliche Arbeit des Expo-Projektes nicht abgeschlossen sein – so lautet der vielfache Wunsch der Unternehmer- und Belegschaften – denn es ist auf beiden Seiten ein Lern- und Erziehungsprozess in Gang gekommen, der weiter gepflegt und verfolgt werden will. o
Die Musterwerkstatt ist nach telefonischer Absprache zu besichtigen.
Projektleitung: Dipl.-Ing. Hans Rich, Tel 05 11/7 62-45 96-1
Werkstattleitung: Johannes Dehne, Holztechniker, Tischlermeister
Tel 05 11/7 62-46 57,
Das Verbundprojekt „Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Arbeitsumwelt“ des niedersächsischen Tischler-, Maler- und Lackiererhandwerks, Hotel- und Gaststättengewerbe wird auf dem Expo-Gelände im Global House – gegenüber des deutschen Pavillons – präsentiert.
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