Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, hat scharfe Kritik an der Preispolitik des Möbelhandels geübt: „Das deutliche Umsatzplus der Möbelindustrie im letzten Jahr kann das zentrale Strukturproblem der Industrie nicht überdecken: die Übermacht des Handels und dessen schädliche Preispolitik.“
Die überwiegend mittelständischen Hersteller, so Klaas weiter, stünden einer stark konzentrierten Einkaufsmacht des Möbelhandels gegenüber. „Die fünf größten Einkaufskooperationen kontrollieren den Markt. Von Waffengleichheit zwischen Handel und Industrie keine Spur. Zudem befinden sich die Hersteller in einer schwierigen Zangensituation. Der übermächtige Handel lässt notwendige Preiserhöhungen nicht zu, weil er die Möbel zu Schleuderpreisen verramscht. Die andere Seite der Zange bilden die extrem steigenden Materialkosten, die von der Industrie wegen der fehlenden Nachfragemacht nicht abgewendet werden können. Beides führt zu katastrophal geringen Renditen und verhindert den ausreichenden Aufbau von Eigenkapital.
Die Möbelwirtschaft hat es nicht geschafft, dass endlich wieder bessere Marktumfeld für sich gewinnbringend zu nutzen, weil vom Handel ohne Not an der Niedrigpreispolitik festgehalten wurde. Dieser agierte wieder phantasie- und ideenlos und nutzte die gute Nachfragesituation nicht zur Aufbesserung des Preisgefüges bei Handel und Industrie. Vielmehr wurde weiter fröhlich verramscht, der aggressive Rotstiftkrieg der großen Möbelhäuser nahm noch groteskere Dimensionen an. Die Folge ist: Kein Kunde blickt mehr durch und immer weniger Verbraucher glauben das Märchen von dem vermeintlich gesparten Geld.
Der Handel muss endlich erkennen: Möbel sind mehr als ein durchgestrichener Preis. Warum nicht legitim den Versuch unternehmen, mit wertigem Marketing und anspruchsvollen Präsentationen mehr Markt zu machen. Hier liegt die besondere Verantwortung des Handels, der er in ganz überwiegender Zahl überhaupt nicht gerecht wird. Dabei wäre es so einfach, statt mit einem durchgestrichenen Phantasiepreis vom Produkt abzulenken, den zu erzielenden Preis stehen zu lassen und intelligent auf die Vorzüge des Möbels bzw. der damit verbunden Serviceleistungen hinzuweisen.“
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