1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Auf Holz klopfen wird nicht reichen

Österreichs Tischler melden stark verbesserte Auftragslage
Auf Holz klopfen wird nicht reichen

Mit dem österreichischen Tischlereigewerbe geht es laut dem letzten Konjunkturbericht des Instituts für KMU-Forschung weiterhin bergauf: Die Auftragslage ist gut und die Tischler sind sowohl mit der geschäftlichen Gegenwart zufrieden als auch optimistisch für die kommenden Monate. Für Euphorie und Jubel-Arien gibt es aber trotzdem noch keinen Grund.

Das Jahr 2006 war ein sehr positives für die Tischler und es scheint so weiterzugehen. Nach einer schwachen Konjunktur Anfang 2006 entwickelte sich das Stimmungsbarometer im Lauf des Jahres zunehmend in eine positive Richtung und das wohl zu Recht: Der durchschnittliche Auftragsbestand ist im aktuellen Quartal auf 9,1 Wochen (Vorjahr: 8,4 Wochen) gestiegen. Die positive Entwicklung hat auch der Halleiner Tischler und Salzburger Landesinnungsmeister Adolf Stadler wahrgenommen: „Was ich von den Betrieben mitbekommen habe, läuft es momentan sehr gut, wir haben ungefähr zwei Monate Auslastung.“

Und eine gute Auftragslage sorgt auch für eine durchwegs positive Stimmung, vor allem im Vergleich zu der des Vorjahres: 40% der Betriebe schätzen die Lage mit „gut“ ein (Vorjahr: 27%), 47% mit „saisonüblich“(Vorjahr: 52%) und nur 13% würden die Lage als „schlecht“ bezeichnen“ (Vorjahr: 21%).
Skepsis bleibt
Auch der Anteil der öffentlichen Aufträge an der Zahl der Gesamtaufträge ist im Jahresschnitt gestiegen (2004: 8%, 2005: 10%) und liegt derzeit wie bereits im dritten Quartal 2006 bei elf Prozent. Hier bleibt allerdings die Frage, ob man dies als positive Entwicklung bezeichnen kann. Zumindest der niederösterreichische Landesinnungsmeister Gottfried Wieland sieht dies anders: „An öffentlichen Ausschreibungen kann man nichts verdienen, da kann man maximal dienen, da bleibt einfach nichts über.“ Er beurteilt die momentane Lage generell eher mit Skepsis. Zwar sei die Konjunktursituation momentan sehr gut, aber es müsse ja nicht zwangsläufig weiter bergauf gehen, warnt er, „der Tischler wird sich nach der Decke strecken müssen.“ Aber vielleicht kommt gerade aus dieser Skepsis sein Bestreben, die niederösterreichische Innung besonders aktiv zu gestalten, denn: „Wir können nicht mit den Jammerern mitjammern, wir müssen weitergehen und nach vorne schauen“, so Wieland.
Eine positive Entwicklung gab es laut der KMU-Konjunkturbeobachtung für das vierte Quartal 2006 für Bau- und Möbeltischlerei sowie für die Herstellung von Möbeln, konstant blieben die Bereiche Althaussanierung und Reparatur. Bergab ging es dagegen bei Laden- und Messebau, Gastronomie und Objektmöbelbau. Der allgemeine Aufwärtstrend des dritten Quartals 2006 wurde somit etwas gebremst: Im Vergleich zur eher schlechten ersten Jahreshälfte 2006 sieht die Lage aber immer noch rosig aus.
Ein Problem bleiben die Preise. „Die Preisentwicklung finde ich problematisch. Wir müssen teilweise Preise anbieten wie vor 10 Jahren, um mit der Industrie mithalten zu können“, so der Salzburger Innungsmeister Adolf Stadler. Sein steirischer Kollege, Landesinnungsmeister Walter Schadler, schlägt in dieselbe Kerbe: „Der Holzpreis ist leider extrem hoch. Die Beschläge sind teurer wegen des hohen Stahlpreises, die Kunststoffprodukte wegen des hohen Ölpreises und der Holzpreis zieht da halt mit. Es ist sehr schwer, diese Preise nicht weiterzugeben.“
Unbekannter Faktor Regierungswechsel
Die neue Regierung wird wohl das Tischlerei-Gewerbe nicht völlig umkrempeln. Sie könnte aber durchaus Einfluss darauf haben, zum Beispiel bei der Lehrlingsausbildung: „Wir hoffen darauf, dass die Berufsschulzeit von der Lehrzeit abgekoppelt wird. Das würde heißen, wenn der Lehrling in der Schule ist, wird er vom Bund bezahlt, wenn er im Betrieb arbeitet, wird er vom Betrieb bezahlt. Die SPÖ hätte das eigentlich versprochen, mal sehen, was daraus wird“, sagt Schadler. Dieser Punkt wäre auch seinem Kollegen Wieland ein Anliegen: „Die 10 Wochen Berufsschule sollten vom Bund bezahlt werden. Dann bräuchten wir die sämtlichen verschiedenen Förderungen nicht, die Situation wäre für alle gleich.“
Rückgang bei Lehrlingen
Die Gesamtzahl der Lehrlinge in Gewerbe, Industrie und den Ausbildungseinrichtungen ist in den letzten zehn Jahren von gut 8 000 (1997: 8012) auf knapp 4600 gesunken (2006: 4588). Damit Hand in Hand geht ebenfalls ein Rückgang der Lehrbetriebe. Waren es 1997 noch knapp über 3300, bilden heute nur noch um die 2300 der insgesamt ca. 6200 Betriebe Lehrlinge aus (2006: 2 324). Ein Grund dafür mag unter anderem ein Rückgang bei den „klassischen“ großen Tischlereien sein: „Der traditionelle Tischlereibetrieb geht immer mehr zurück, es entstehen immer mehr Ein-Mann-Unternehmen. Aber das ist eine ähnliche Entwicklung wie auch in anderen Gewerben“, sagt der steirische Landesinnungsmeister Walter Schadler.
Momentan sei aber zumindest der Tiefststand überwunden. Grund zum Aufatmen gibt es aber noch nicht, denn laut Geburtenstatistik, werden die Zahlen 2008 und 2009 wieder zurückgehen.
Sich besser verkaufen
In den letzten Jahren hat sich das Tischlerhandwerk gewandelt und ist bereits moderner geworden. Trotzdem wird sich in Richtung Marketing und Sich-verkaufen-können noch mehr tun müssen, meint der niederösterreichische Landesinnungsmeister Gottfried Wieland:
„Wenn ich mir den internationalen Vergleich anschaue, stellen wir leider noch zu oft unser Licht unter den Scheffel“, sagt Wieland. „Wir warten oft noch, dass der Kunde durch die Tür kommt und sagt, ich brauche dies und das. Das reicht heute nicht mehr.
Der Tischler muss nicht nur ein guter Tischler, sondern auch ein guter Verkäufer sein.“ Einfach nur auf Holz zu klopfen mag zwar Glück bringen, wird aber im Endeffekt nicht reichen. ■
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de