Branchen und Märkte verändern sich in rasantem Tempo. Die handwerkliche und industrielle Holzverarbeitung macht dabei keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Neue, komplexe Informations- und Fertigungstechnologien, eine sich ständig verändernde Werkstoffvielfalt, zusätzliche Tätigkeitsfelder und nicht zuletzt eine immer anspruchsvollere Kundschaft haben das Anforderungsprofil der Berufe in der Holz- und Kunststoffverarbeitung stark verändert. Die Folgen der neuen Herausforderungen liegen auf der Hand: Berufsqualifikation und Weiterbildung gewinnen einen noch höheren Stellenwert. Ob als Facharbeiter, Angestellter oder Unternehmer: Wer sich nicht um eine praxisgerechte und zukunftssichere Aus- und Weiterbildung kümmert, läuft Gefahr auf der Strecke zu bleiben.
Gründe genug, sich intensiv mit den aktuellen Qualifikations- und Aufstiegsmöglichkeiten zu befassen. Vergessen wir dabei nicht: Lernen und Studieren rund um den kreativen Werkstoff Holz macht richtig Spaß!
Und ganz prinzipiell: Jede Investition in die Aus- und Fortbildung ist effektive Kapitalbildung. Die große Bedeutung des „Human Capital“ scheint der Tischler- und Schreinerbranche immer weniger wert zu sein, denn die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Schreinerhandwerk ist von über 42 000 im Jahr 1997 auf rund 23 500 in 2005 permanent geschrumpft und langsam aber sicher geht der Branche der Nachwuchs aus: Wer heute nicht ausbildet, hat morgen keine Fachkräfte. Und ohne Fachkräfte, hat das Handwerk keine Zukunft! Die Betriebe des Tischler- und Schreinerhandwerks tun deshalb gut daran, sich noch mehr für die Nachwuchsgewinnung einzusetzen – im ureigenen Interesse.
Nach langem Hin und Her tritt übrigens die neue Ausbildungsverordnung für Tischler endlich in Kraft. Zwar wurde ein fächerübergreifender Lehransatz realisiert und die Ausbildungsinhalte zeitgemäßer, offener und flexibler formuliert. Aber der große Wurf ist es wohl doch nicht geworden: Es bleibt bei der 3-jährigen Ausbildung zum Tischler-Generalisten. Eine längere Ausbildungsdauer, Modularisierung und Spezialisierung fanden leider keinen Konsens (Seite 18).
Die so genannte Aufstiegsfortbildung ist dafür nur ein schwacher Trost. Losgelöst von der Lehre kommt sie bisher nur partiell in die Gänge (Seite 26).
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Blick über die Grenzen: In Österreich hat man andere Konsequenzen aus den immer höheren Anforderungen gezogen. Mit der alternativen 4-jährigen Lehre zum Tischlereitechniker besteht die Möglichkeit sich z. B. als „High-Techniker“ zu spezialisieren (Seite 22).
Von der Berufsausbildung zur Meisterausbildung: Angesichts der neuen Gesetzeslage stellt sich die berechtigte Frage, ob der Meisterbrief überhaupt noch eine Zukunft hat.
Das Thema Qualität in der Meisterausbildung rückt in diesem Zusammenhang ganz in den Vordergrund und man kann der Aufforderung von Dr. Christian Wenzler, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Schreinerhandwerk Bayern, nur zustimmen: „Der Meister muss erhalten bleiben, allerdings als fundierte Unternehmerausbildung und nicht nur als Zulassungsvoraussetzung“ (Seite 28).
Qualität zuerst: Dieser Grundsatz sollte bei der Wahl Ihrer Fach- oder Hochschule an erster Stelle stehen, denn es geht um Wissen und Können und nicht nur um Titel und schnelle Scheine.
Nutzen Sie die vielen Karriere-Tipps und den Wegweiser zu allen Fach- und Hochschulen in diesem Heft für Ihren Aufstieg, und denken Sie daran: Aus- und Weiterbildung ist Kapitalbildung!
Das BM-Team wünscht frohes Studieren!
Manfred Maier
Chefredakteur
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