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Berichtsheft und (k)ein Ende

Die Jahresarbeit – eine Alternative
Berichtsheft und (k)ein Ende

Hand aufs Herz! Wer hat als Lehrling einmal die Nächte vor einer Zwischenprüfung oder vor der Gesellenprüfung damit verbracht, noch schnell das Berichtsheft zu füllen – also völlig unreflektiert aus Fachbüchern, Fachzeitschriften oder aus den Berichtsheften eines Bekannten abzukupfern.Unbestritten ist: Der Lerneffekt eines Berichtsheftes wäre groß, wenn Text und Zeichnung unmittelbar nach Abschluss der Tätigkeiten ausgeführt und im Gespräch mit dem Meister noch einmal vertieft würden. Zwei bayerische Innungen haben einen ganz anderen Weg beschritten – die Jahres-arbeit.

In den Schreinerinnungen Neustadt/Aisch und Rothenburg o.d.T. wurden bisher von den Lehrlingen ein Berichtsheft gefordert, das im 2-wöchentlichen Turnus mit neuen Berichten weiter komplettiert werden musste. Obwohl diesen Arbeiten von den Meistern und den Verantwortlichen in den Innungen ein hoher Stellenwert beigemessen wurde, hat die jahrelange Erfahrung gezeigt, dass diese nur in wenigen Fällen den gewünschten Erfolg gezeigt haben.

Richtig geführt, könnte das Berichtsheft einen wichtigen Platz in der Ausbildung einnehmen. Arbeiten, die im Betrieb ausgeführt wurden, werden somit vom Lehrling nachbearbeitet und vertieft.
Die Erfahrung der letzten Jahre hat allerdings gezeigt, dass die Arbeiten weitgehend aus Lehrbüchern, Fachzeitschriften oder von Lehrlingen vorausgegangener Generationen übernommen wurden – und dies meist erst kurz vor einer Prüfung.
Des weiteren kann das Anfertigen dieser Beschreibungen nicht für die Zulassung zur Gesellenprüfung herangezogen werden und eine Bewertung gibt es auch nicht dafür.
Die Jahresarbeit
Mit dem Schuljahr 2000/2001 wurden an der Berufsschule Neustadt/Aisch die Eintragungen ins Berichtsheft durch eine Jahresarbeit ersetzt. Das Thema lautete: „Planung und Fertigung einer Vorrichtung für meinen Betrieb“, und wurde in Zusammenarbeit mit den Innungen Neustadt/ Aisch und Rothenburg o.d.T. ausgewählt.
Die einzelnen Betriebe konnten dann ein Projekt vorschlagen. Zusammen mit den Berufsschullehrern wurde dieses dann konkretisiert und auf die Durchführbarkeit geprüft. Die Schule organisierte die Arbeit und betreute diese auch.
Die Arbeit konnte als Einzelarbeit und als Teamarbeit durchgeführt werden, wobei die Fertigung während der betrieblichen Arbeitszeit erfolgte. Die Arbeit ist im 2. Ausbildungsjahr angesetzt. Dieser Zeitpunkt ist günstig, da Lehrlinge noch nicht mit der Vorbereitung zum Gesellenstück beschäftigt sind. Die Jahresarbeit könnte hier motivationsfördernd sein, weil vielfach in diesem Jahr der Wille fehlt, sich ernsthaft mit der Ausbildung auseinander zu setzen. Zumal die Gesellenprüfung noch weit entfernt ist und die Zwischenprüfung diese Funktion nicht übernehmen kann.
Die Innungen geben eine Reihe von Gründen an, die zur Einführung der Jahresarbeit geführt haben:
• Die Lehrlinge lernen, ein Thema zu wählen/zu konkretisieren, Ziele zu formulieren, Material zu sammeln und den Lernprozess zu dokumentieren.
• Die Jahresarbeit ist eine Alternative zum Schreiben der Berichte.
• Eine Jahresarbeit könnte ein Weg sein, einen Lehrling über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Elemente wie Selbstständigkeit, Ausdauer, eigenständiges Planen und Fertigen, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, münd-liche Ausdrucksfähigkeit können geübt werden.
• Wird sie im 2. Ausbildungsjahr durchgeführt, könnte sie motivierter wirken.
• Wichtige Elemente werden trainiert: das Recherchieren, das Zusammenarbeiten unter den Lehrlingen, das Lösen von Konflikten mit dem Partner oder mit dem Meister im Betrieb, das Bearbeiten von Fachliteratur.
• Zusätzlich ist es möglich, dass die Lehrlinge ihre Arbeit präsentieren. Sie könnten dabei Materialauswahl und Konstruktion begründen und damit auch die mündliche Gewandtheit und Ausdrucksfähigkeit unter Beweis stellen.
• Die Zusammenarbeit zwischen beiden Ausbildungspartnern – Schule und Betrieb – wird erheblich gefördert.
• Würde die Bewertung dieser Arbeit in die Gesellenprüfung mit einbezogen, ließe sich damit die Teamfähigkeit feststellen. Voraussetzung wäre dann, dass die Arbeit von je zwei oder mehreren Lehrlingen durchgeführt wird.
Vorteile für alle
Nach den Erfahrungen im Schuljahr 2000/2001 kann man für alle Beteiligten nur Vorteile konstatieren:
Für den Lehrling bedeutet dies, dass er Gelegenheit hat, auch andere für das Arbeitsverhalten wichtige Eigenschaften zu zeigen. Die Motivation in der Ausbildung konnte so verbessert werden.
Für den Betrieb heißt dies: Der Lehrling betreibt zusätzliche Ausbildung, die nicht zu Lasten des Betriebes geht.
Der Betrieb lernt den Auszubildenden besser kennen und einschätzen und erfährt, zu welcher Leistung der Lehrling fähig ist.
In der Berufsschule erhält der Lehrer eine zusätzliche Bestandsaufnahme der Leistungsfähigkeit seiner Schüler. Des weiteren ergeben sich Gelegenheiten zur Zusammenarbeit mit dem Betrieb und auch die Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Schüler wird durch die Abstimmungsgespräche gefördert.
Vielfältige Entwürfe
Bei der ersten Jahresarbeit, die im September 2001 abgeschlossen wurde, sind u. a. folgende Vorrichtungen bzw. kleine, aber wichtige Helfer für den Betrieb entworfen, durchgeplant und hergestellt worden:
• Werkzeugkiste von Christoph Gögelein und Christian Siewert
• Ablage für Kreissägeblätter von Alexander Pfannenstiel
• Vorrichtung zum Sägen spitzer Winkel an der Kreissäge von Brigitte Grimm
• Vorrichtung zum übersichtlichen Lagern von Fräswerkzeugen.
Gefordert war eine Ausarbeitung mit den ersten Überlegungen und Entwürfen, Fertigungszeichnungen und Arbeitspläne.
Obwohl für die Ausarbeitung ein Umfang von ca. 12 Seiten vorgegeben und gewünscht wurde, kam die Arbeit – beispielsweise über die Sägevorrichtung – auf eine Abhandlung mit über 30 Seiten.
Wenngleich während der Jahresarbeit Korrekturen vorgenommen wurden – was auch mehr als verständlich ist – kamen alle Beteiligten zu einem positiven Ergebnis und haben zum Abschluss folgendes Resümee gezogen.
• Die Betriebe müssen vom Sinn der Arbeit überzeugt werden.
• Lehrlinge arbeiten im Allgemeinen zielstrebig, wenn die Arbeit honoriert wird. Die Ergebnisse wurden deshalb für die Noten im Schulzeugnis herangezogen.
• Genaue Vorgaben sind notwendig. Durch genaue Zeitvorgaben und durch Kontrollen werden die Arbeiten termingerecht ausgeführt.
• Betriebe müssen Zeit investieren, den Lehrling zu beraten und ihn zur Arbeit anzuhalten.
• Lehrer müssen Unterrichtszeit und Freizeit einsetzen, um die Arbeit voranzubringen und zu würdigen. Nach Abschluss der Arbeiten besuchte der Lehrer die beteiligten Betriebe und bewertete die Arbeiten. Daraus ergaben sich wichtige Gespräche zur Entwicklung des Lehrlings und zu Problemen der Ausbildung.
• Vorbildliche Arbeiten regten die Mitschüler an, ebenfalls gute Ergebnisse abzuliefern.
Die meisten Ausführungen waren hervorragend gestaltet. Nur wenige leisteten sich Mittelmaß, lediglich ein Schüler erbrachte eine nicht ausreichende Leistung.
Ein sehr positives Ergebnis, das vielleicht weitere Nachahmer findet. o
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