Daß sich vermehrt Abiturienten für eine Ausbildung im Tischlerhandwerk interessieren ist keine besondere Schlagzeile mehr. Immerhin nimmt das Tischlerhandwerk mit einer Quote von ca. 20 % eine Spitzenposition unter den Handwerksberufen ein. Allerdings sieht der überwiegende Teil dieser jungen und leistungsfähigen Leute seine berufliche Zukunft auf weiterführenden Karrierewegen. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat die Technische Akademie der Handwerkskammer Hamburg in enger Zusammenarbeit mit der Innung Holz und Kunststoff einen zukunftsweisenden Bildungsgang entwickelt und realisiert: die Ausbildung zum Technischen Betriebswirt.
In vier Jahren zum „Technischen Betriebswirt“
Aus der Perspektive des Handwerks betrachtet sprechen weitere Gesichtspunkte für die verstärkte Bindung von Abiturienten an das Handwerk. So ist schon heute abzusehen, daß in naher Zukunft eine große Zahl potenter Betriebe im Rahmen der Nachfolgeregelung leistungsfähige Inhaberpersönlichkeiten benötigt. Ebenso ist festzustellen, daß die Anforderungen an Meister und Betriebsinhaber in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Insbesondere sind hier die Bereiche Unternehmensführung, Controlling, Projektmanagement, Dienstleistungsorientierung und Personalführung zu nennen. Diese Befunde haben die Handwerkskammer Hamburg veranlaßt, auf diesem Feld aktiv zu werden. Es wurde ein Bildungsgang für Abiturienten entwickelt, der sowohl die erforderlichen handwerklichen als auch die zukunftsweisenden betriebswirtschaftlichen Felder abdeckt. Die Gesamtdauer dieses Bildungsganges umfaßt 4 Jahre. Darin enthalten ist eine 2,5 jährige Lehrzeit, an dessen Ende die Gesellenprüfung steht. Weitere 1,5 Jahre sind den Lernorten Betrieb und Technische Akademie gewidmet. Nach vier Jahren und erfolgreich abgelegter Prüfung haben die Teilnehmer das Zertifikat „Technischer Betriebswirt“ erworben. Die Teile 3 und 4 der Meisterprüfung sind damit bereits abgedeckt. Besonderes Merkmal ist, daß die betriebswirtschaftliche Qualifizierung bereits parallel zur Ausbildung stattfindet und 1,5 Jahre darüber hinaus geht. Gerade durch diese zeitgleiche Qualifizierung besteht die Möglichkeit, konkrete betriebliche und handwerkliche Erfahrung vor dem Hintergrund betriebswirtschaftlicher Betrachtungsweise zu erleben. Über den Zeitraum von 4 Jahren betrachtet entspricht die betriebliche Anwesenheit der einer herkömmlich auf 2,5 Jahre angelegten Ausbildung, da der Abiturient in den letzten 1,5 Jahren bis auf 12 Wochen ausschließlich im Betrieb ist. Denn nach wie vor ist anzuerkennen, daß die gute handwerkliche Praxis eine erforderliche Basis für alle darüber hinausgehenden Anforderungen darstellt.
Gute Erfahrungen
In Hamburg befinden sich seit Mitte 1997 allein im Tischlerhandwerk 24 junge Leute in diesem besonderen Bildungsgang. Die Erfahrungen der ersten zwei Jahre zeigen, daß an die Teilnehmer in allen Feldern hohe Anforderungen gestellt werden. Die breite berufliche Qualifizierung, (handwerklich und betriebswirtschaftlich) kommt allerdings schnell den Bedürfnissen der Betriebe entgegen. Darüber hinaus ist festzuhalten, daß sich der hohe Motivationsgrad der Abiturienten sehr positiv auf die theoretischen und praktischen Lernleistungen auswirkt. Gerade auch im Bereich der zu Recht geforderten handwerklichen Praxis werden überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Ein weiterer Kooperationspartner ist in diesem Zusammenhang die Berufsschule. Da es gelingt, alle zwei Jahre ca. 20 Teilnehmer im Bildungsgang „Tischler“ aufzunehmen, können dort auch reine Abiturientengruppen qualifiziert werden. Diesen Vorteil nutzend, können allgemeinbildende Inhalte zugunsten technikrelevanter Inhalte (CAD, CNC) reduziert werden.
Dieser zukunftsweisende Bildungsweg stößt auf starkes Interesse bei Abiturienten und Betrieben. So konnte Mitte 1999 wieder ein Lehrgang mit ca. 20 Teilnehmern starten. Dem guten Beispiel der Tischler folgend, nehmen zur Zeit ca. 100 junge Leute verschiedener Gewerke an diesen Bildungsgängen teil.
Offizielle Anerkennung wurde diesem Bildungskonzept durch die Verleihung des Ausbildungsoskars 1998 an die Technische Akademie der Handwerkskammer Hamburg durch den damaligen Bundesbildungsminister Dr. Jürgen Rüttgers.
Dr. Carsten Breyde, Leiter der Technischen Akademie der Handwerkskammer Hamburg
Holsterwall 12, 20355 Hamburg
Tel. 0 40/35905349
Fax 0 40/35905369
E-Mail: cbreyde@hwk-hamburg.de n
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