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Dekorativer Blickfang

Projektarbeit im Rahmen der Tischlerausbildung in Coesfeld
Dekorativer Blickfang

Der erste Unterrichtsblock einer Tischlermittelstufe war gerade eine Stunde alt als vier Fremdsprachenassistentinnen eines anderen Berufskollegs an der Klassentür anklopften. Sie erkundigten sich, ob ihnen die Tischler bei einem Projekt “die Vermarktung eines Vitrinentisches” behilflich sein könnten. Dazu benötigten sie halt aucheinen entsprechenden Tisch. Klar, die Tischler hatten Lust zu helfen und damit war das Gemeinschaftsprojekt geboren. “Der Vitrinentisch ZETT” – so hieß das Projekt einer Tischlermittelstufenklasse mit einer Oberstufenklasse Fremdsprachen- assistenten (HBFO), das am Oswald-von-Nell-Breuning Berufskolleg Coesfeld in Kooperation mit dem Pictorius-Berufskolleg Coesfeld durchgeführt wurde.

Das Thema und die Inhalte des verbleibenden Unterrichtsblockes waren damit festgelegt – und Schüler und Lehrer hatten sich in diesem Moment jede Menge Stress aber auch Spaß eingehandelt.

Das zu planende Möbelstück soll über die übliche Tischfunktionen hinaus, dem Kunden vielfältige Dekorationsmöglichkeiten eröff-nen. Es wird daher erwartet, dass unter einer Glasplatte eine ca. 15 cm hohe Schublade als leicht zugänglicher Dekorationsraum angeordnet wird. Der kleine Vitrinentisch soll sich gestalterisch von den bereits auf dem Markt befindlichen Produkten abheben. Das angestrebte Marktsegment “Junges Wohnen” und “Ersteinrichter” lässt, laut Marktanalyse, einen Verkaufspreis von ca. 250 DM zu.
Die Tischlerlehrlinge beginnen mit Ideenfindungen und -sammlungen. Die ersten Skizzen machten deutlich, dass nur wenige Schüler bereits über ein gestalterisches Gespür verfügen. Viele Vorschläge waren verspielt, eine beliebige Ansammlung von Formen und Materialien, die weder eine gestalterische noch eine konstruktive Struktur erkennen ließen. Nach mehreren Phasen der Einzelarbeit, Sichtung und Gruppenarbeit wurden fünf Vorschläge entwickelt und perspektivisch dargestellt. In diesem Zusammenhang wurden die Darstellungsmethoden “Isometrie” und “Dimetrie” erarbeitet. Die Präsentation wurde im Deutschunterricht vorbereitet.
Im Rahmen der Präsentation durch die gesamte Tischlerklasse haben sich die Fremdsprachenassistentinnen – als Auftraggeber – nach eingehender Diskussion für das Modell “ZETT” entschieden.
An den nächsten Unterrichts-tagen wurde die Konstruktion entwickelt, Ansichtszeichnungen und Plattenaufrisse erstellt. Aus der gesamten Lerngruppe wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, die in der Schulwerkstatt je eine Baugruppe des Prototypen fertigt. Die anderen Schüler erstellen im Klassenraum arbeitsteilig für jede Baugruppe einen Fertigungsablaufplan. Diese Plä-ne werden im Anschluss an die Prototypfertigung im Klassenverband vorgestellt, problematisiert und überarbeitet.
Der fertige Prototyp wurde einer Delegation der HBFO präsentiert und gemeinsam einige Änderungen festgelegt.
Auf der Grundlage der Erfahrungen aus der Prototypherstellung wird eine Arbeitsgruppe aus vier Schülern gebildet, welche die Nullserie herstellt. Die Betreuung in der Werkstatt übernimmt die Werkstattlehrerin, der Unterricht des Klassenverbandes kann dadurch aufrecht erhalten werden.
Während der Herstellung der Nullserie wird u. a. die Stückliste zur Berechnung der Materialkosten erstellt. Im Anschluss an die Produktionsphase führen die Schüler eine “Nachkalkulation” bezüglich des Materialeinsatzes durch. Die Berechnungen ergeben einen deutlich höheren Verschnittsatz als erwartet. Da der vorgegebene Kostenrahmen von 250 DM durch die Arbeitskosten bereits überschritten wurde, verwendet die Lerngruppe viel Engagement auf die Verringerung des Verschnittes durch die Erstellung eines Zuschnittplanes.
Die vier Vitrinentische konnten fristgerecht oberflächenfertig zur öffentlichen Präsentation bereit gestellt werden. Das Projektergebnis erhielt ausschließlich anerkennende Kritiken. Im Anschluss an das offizielle Programm trafen sich die Projektpartnerklassen zu einem gemein- samen Klassenfest. Das Projekt war so auch ein Beitrag zur Überwindung der Fremdheit zwischen Kaufleuten und Technikern.
Rückblick
Die Schüler haben im Rahmen dieses Projektes eine Gestaltungsaufgabe übernommen und bewältigt. Für die Präsentation wurden die Isometrie und Dimetrie als Methode der Parallelprojektionen erarbeitet, um die Gruppenentwürfe im Plenum zu präsentieren und zur Abstimmung zu stellen. Sie mussten sich erstmalig eigenständig mit Schubkastenkonstruktionen und -führungen beschäftigen, um für diese Aufgabenstellung eine geeignete Lösung zu entwickeln.
Die Lerngruppe hat somit ein Möbelstück in all seinen Dimensionen eigenständig durchdacht und unvermittelt auftretende Probleme gelöst. Im Ausbildungsbetrieb wird diese Aufgabe von den Gesellen und Meistern übernommen. Auffällig war eine sehr große Motivation und Begeisterung aller Mitglieder dieser Lerngruppe, ein Engagement, das weit über das übliche Maß hinausgeht. Die Schüler haben offensichtlich intuitiv die Einmaligkeit der Situation und die Gestaltungsmöglichkeiten dieser Aufgabe erkannt.
So hat die Möglichkeit, ein Projekt weitgehend eigenständig zu bearbeiten, bei den Schülern sehr großen Anklang gefunden, wie sich aus der Auswertung der abschließenden schriftlichen Schüler befragung ableiten lässt.o
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