Aufträge entgegennehmen, Rechnungen schreiben, die Buchführung für den Steuerberater vorbereiten und das Telefon bedienen – das sind nur einige Aufgaben, die Meisterfrauen in einem mittelständischen Tischlerbetrieb leisten. Doch meistens sind diese Frauen keine Angestellten. Als mitarbeitende Unternehmerfrau führt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann den Betrieb.
Während der Mann die gewerblich-technischen Aufgaben wahrnimmt, kümmert sich die Frau meistens um den kompletten kaufmännischen Bereich. Und das oft in Doppelbelastung, denn Haushalt und Kinder hängen in aller Regel ebenfalls an den “Meisterfrauen”. Sie gelten als unabkömmlich im Betrieb. Lohn der Anstrengung: ein Image als “gute Seele des Betriebs” oder “heimliche Chefin”.
Zwischen 50 000 bis 60 000 Unternehmerfrauen sind gegenwärtig insgesamt im nordrhein-westfälischen Handwerk tätig. Damit kommt den Unternehmerfrauen ein beachtlicher Stellenwert im Handwerk zu. Sie stellen zwischen vier und fünf Prozent aller Beschäftigten im Handwerk NRW und etwa 12 bis 14 Prozent der dort beschäftigten Frauen. Neben ihrem zahlenmäßigen Gewicht stellen die Unternehmerfrauen auch ein wichtiges Erfolgspotenzial für das Handwerk dar. 60 Prozent der Meisterfrauen nehmen regelmäßig an allen wichtigen Geschäftsführungsentscheidungen wie Investitionen oder Personalauswahl teil und tragen eine hohe Mitverantwortung für den Unternehmenserfolg.
Um diesen Job zu bewältigen, werden Weiterbildung und ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch für Meisterfrauen immer wichtiger. Der Fachverband Holz und Kunststoff Nordrhein Westfalen organisiert daher seit 25 Jahren Kurse und Seminare rund um den betrieblichen Alltag für die mitarbeitenden Ehefrauen. Im September 1977 fiel der Startschuss für das erste Meisterfrauen-Seminar im Schloss Raesfeld unter der Leitung des Fachverbandes Holz und Kunststoff und der Akademie des Handwerks. Jetzt wurde eine neue Ära mit einer Veranstaltungsreihe eingeleitet, die im deutschen Tischlerhandwerk wohl einmalig sein dürfte. Trafen sich damals 22 Meisterfrauen, so wurde inzwischen nicht nur der Kreis der teilnehmenden Meisterfrauen zusehends größer, sondern auch die Themen spezieller: Steuerfragen, Arbeits- und Tarifrecht, Personalführung, EDV, Marketing, Altersversorgung, Betriebsübergabe, Büroorganisation, Umweltschutz, Stilkunde oder die Stellung der Meisterfrau im Tischlerbetrieb. Das sind nur einige Themen aus dem Spektrum, das der Fachverband jährlich für die Meisterfrauen seiner rund 5100 Mitgliedsbetriebe bereithält.
Mit der Gründung eines eigenen Arbeitskreis 1982 wurde ein Forum zur Mitsprache bei der Themenauswahl geschaffen. Der Arbeitskreis hilft bei der Vorbereitung, insbesondere bei der Programmgestaltung. Dabei ist es nicht leicht, immer allen gerecht zu werden und die Themenauswahl für jeden optimal zu treffen.
Zum 25-jährigen Jubiläum war ein stimmungsvoller Festabend vorbereitet worden. Auf dem Tagungsprogramm standen zahlreiche interssante Themen zu Marketing und Betriebswirtschaft.
Die Meisterfrauen-Tagung 2002 fand vom 16. bis 18. April 2002 in der Akademie des Handwerks im Schloss Raesfeld statt. o
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