Vom 27. bis 29. September dieses Jahres öffnet die Ligna zum ersten Mal in ihrer Geschichte ihre Pforten ausschließlich digital. Wahrgenommen wird das clevere Konzept einer virtuellen Messe hauptsächlich als Ersatz für die klassische Ligna, die pandemiebedingt ausfallen muss. Vielleicht wird erst 2023, wenn sich die Branche wieder in Hannover unter den Fahnen der Ligna trifft, deutlich, dass digitale Konzepte kein Ersatz, sondern Ergänzung sind. Denn vieles, wenn nicht alles, was jetzt entwickelt wurde, um die Distanz zwischen Menschen und Maschinen ohne Risiko zu verringern, wird Bestand haben. Die Pandemie war nur der Beschleuniger für den digitalen Fortschritt, gut gebrauchen können wir ihn auch ohne Pandemie. Diese Erkenntnis lässt sich natürlich nicht nur an der Ligna selbst gewinnen, sondern vor allem an dem, was sie zeigt. Nahezu überall, wo die Einsen und Nullen des Binärcodes ihre Wirkung zeigen, entsteht etwas, was das Alte nicht ersetzt, sondern ihm eine neue Welt erschließt. Eines der Fokusthemen der Ligna lautet folglich „Transformation in der Holzbearbeitung“. Hier steht jedoch nicht, wie man vorschnell urteilen könnte, die Digitalisierung und die eng mit ihr verbundene Automatisierung im Zentrum des Geschehens, sondern der Mensch. Denn er ist der Transformer, nicht der Transformierte. Kein Schreiner, kein Tischler, kein Fensterbauer muss fürchten, dass sein Beruf durch einen selbstständig ablaufenden Prozess an Bedeutung verliert, wenn er zugleich durch die Prozessoptimierung Zeit gewinnt. Zeit, die er dazu nutzen kann, den Unterschied zwischen industrieller und handwerklicher Produktion zu definieren und das Beste aus beiden Welten zusammenzuführen.
Chancen in der digitalen Welt
Beispiele für solche Transformer gibt es auf den kommenden Seiten unseres Titelthemas genug. Unter anderem zeigt BM-Autor Markus Faust im Auftakt der neuen Serie „Digitalisierung im Schreiner- und Tischlerhandwerk“, wie man mit einem positiven Mindset ein Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Wie die Schreinerei Zimmermanns mit der Digitalisierung zu spannenderen Projekten kam, beschreibt Autorin Anna-Katharina Ledwa in ihrer Reportage „Mehr Leistung, mehr Umsatz – mehr digital“. Und Carsten Pinn schließlich, Gründer von Pinncalc, gibt im BM-Interview nicht nur erstmals die Übergabe seines Unternehmens bekannt, sondern beschreibt auch gemeinsam mit seinem Nachfolger die vielen Chancen, die uns die digitale Welt eröffnet.