Durchdrungen vom Licht

Offen, lichtdurchflutet und klar gegliedert – fast puristisch – sollte es sein, das Haus am Rande einer fränkischen Großstadt. Von außen wirkt es eher traditionell – einfach und schlicht mit einem steilen Giebeldach. Anders die Gartenseite des Hauses, wo ein Kubus frei aus der Dachschräge herausragt. Hier wird es spannend, wird eine Wissbegierde geweckt und es wird schnell klar, dass es sich nicht um ein alltägliches Einfamilienhaus handelt.

Beim Betreten des Hauses sind derartige Überlegungen endgültig vom Tisch – man ist überrascht und angetan von der Großzügigkeit und der offenen Innenarchitektur.

Die Wünsche des Bauherren und die Idee des Architektenteams werden ganz deutlich: Fensterbänder und Glasflächen öffnen das Einfamilienhaus nach außen in das umliegende Grün und unterstützen das offene Wohngefühl. Diese Blickbeziehungen bieten den Bewohnern Offenheit nach außen, ohne aber die Privatsphäre durch neugierige Blicke von Passanten zu stören. Im Osten und Süden rahmt der Wald das Grundstück als natürlichen Sichtschutz ein. Im Norden setzt der Garten des Wohnhauses die Reihe der angrenzenden Obst- und Gemüsegärten fort. Zum Nachbarn im Westen „schützt“ die Gartenbepflanzung vor Einblicken. So schafft die Architektur dieses Wohnhauses eine Privatsphäre ohne künstliche Sichtschutzwälle – kurzum ein Leben im Grünen.

Genauso konsequent wie die Architektur mit der Landschaftsarchitektur in Einklang steht, so harmonieren auch die Innenraumgestaltung mit dem Entwurf des Wohnhauses bis ins letzte Detail – ein rundes architektonisches Gesamtkonzept aus einem Guss.

Bereits der verglaste Eingang und Windfang lassen Licht ins Innere und gewährt Blicke über die Küche hinaus zur Terrasse und in den Garten. Eingang, Windfang und die Küche wirken dabei wie ein transparenter, ins Haus gesteckter Block. Intimität wahren dabei die mattierten Glasflächen des Eingangsbereiches.

Die offene Küche mit einem mittig angeordneten Kochblock wurde individuell entworfen und von einem Küchenhaus gefertigt. Von den Architekten wurden Kühlschrank, Mikrowelle und Backofen wandbündig in Trockenbaunischen eingeplant. Drei fast raumhoch, verglaste Schiebetüren verschließen den Einbauschrank und geben gleichzeitig den Weg in die Speisekammer frei.

Der Tresen erhielt eine Bartheke aus massivem Nussbaumholz. Im Anschluss an die offene Küche und den Tresen ist direkt und ohne Mauern der Essplatz angeordnet, der sich mit einer großen Schiebetür zum Garten hin ganz öffnen lässt.

Auf der gegenüberliegenden Seite eine Einbaumöbel, das in die Wand des Kamins übergeht. Das Sideboard mit Schiebetüren ist beidseitig nutzbar: zum Essbereich beinhaltet es Geschirr und Besteck, vom Windfang aus wird es als Schuhschrank genutzt. Ein ansprechendes, markantes Element über dem Schuhschrank ist der orangenfarbene Glasstreifen als Leuchtelement im Flur. Darüber wurde mattiertes Glas angeordnet, so dass Tageslicht vom Windfang in den Essbereich gelangt und umgekehrt.

Nussbaum – als Holz für die Parkettböden, Treppenstufen und dezent bei Möbelfronten eingesetzt – setzt einen brillanten Akzent zu den weißen Wänden und fast ausschließlich weißen Möbeln. Diese sind alle als lange, schwebende Sideboards mit Schiebetüren konzipiert. Die oberen Böden haben meist Ablageflächen aus Stahlblech mit Eisenglimmer. Bei den Sideboards, die vor den Fenstern angeordnet sind, geht die Stahlabdeckung direkt in die waagerechte Fensterbrüstung über, und bildet so die Fensterbank.

Nur beim Sideboard im Wohnzimmer bildet ein schmaler, rot hinterleuchteter Plexiglasstreifen den Abschluss zur Wand und bildet mit dem indirekten Licht einen ansprechenden Farbtupfer.

Der großzügige Wohnraum wird bestimmt von dem offenen Kamin, wobei der Parkettboden aus Nussbaum alle Räume miteinander verbindet – geradezu ineinander verschmelzen lässt. Das Wohnzimmer lässt sich bei Bedarf vom Essplatz mit einer großen Glasschiebetür abtrennen. Auf der anderen Seite des Kamins trennt auch eine Glastür den Zugang vom Treppenraum und Flur zum Wohnzimmer und lässt Tageslicht durchscheinen.

Über die transparente Stahltreppe mit Stufen aus Nussbaumholz, geht es nach oben ins Obergeschoß.

Im Schlafbereich fungiert ein Schrank zur Ankleide als Raumteiler, die anderen Schränke sind in die Dachschrägen individuell geplant und gefertigt.

Besonders schön und ebenfalls großzügig gestaltet ist das Bad, das in dem kubischen Erker untergebracht wurde und gleichzeitig das Dach für die Terrasse bildet. Die Badewanne ist in der Fensterbrüstung integriert und erlaubt vom Bad aus einen wunderschönen Blick in den angrenzenden Wald. (wp)

Entwurf und Konzeption: Berschneider + Berschneider, Architekten BDA und Innenarchitekten, Johannes und Gudrun Berschneider, 92367 Pilsach/ Neumarkt

Auführung: Firma Streb, 92334 Berching und Firma Kellermann, 92369 Reichertshofen

Fotos: Erich Spahn, 92224 Amberg