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Erfolgskonzept: Aktiv für Passiv

„Vollholz-Venster“ und -Türen aus Vorarlberg
Erfolgskonzept: Aktiv für Passiv

Oft sind es die kleineren Unternehmen, die den Mut haben mit innovativen Entwicklungen neue Wege zu gehen. Die Tischlerei Sigg in Hörbranz/Vorarlberg ist ein schönes Beispiel dafür. Das Familienunternehmen fertigt heute Passivhaus- taugliche Fenster und Türen in neuartigen Konstruktionen sowie exklusive Inneneinrichtungen. Das „V“ im „Venster-Programm“ der Firma Sigg zeigt, dass man auf das Vollholz-Produkt setzt.

Seit 1879 wird in der Hörbranzer Tischlerei Holz verarbeitet. Holz ist das Eine, energieeffiziente Häuser das Andere, an dem sich das aktuelle Fenster- und Haustürenprogramm von Sigg orientiert. Denn dass Nischenprodukte eine Chance sein können, hatten die Firmenchefs Manfred und Hubert Sigg bereits 1995 realisiert, als sie für den beginnenden Vorarlberger Passivhaustrend entsprechend hoch gedämmte Fenster in ihr Programm aufnahmen – damals wirkte allerdings noch eine PUR-Schicht als Dämmung. Dies aber hielt Manfred Sigg nicht das Optimum und er entwickelte in Zusammenarbeit mit einem Vorarlberger Wissenschaftler ein Holzfenster, eben ein „Vollholz-Venster“, das seine Passivhaus-taugliche Dämmung aus integrierten Luftkammern bezieht. Dazu Manfred Sigg: „Einem Holzverarbeiter widerstrebt es, zwischen zwei Naturhölzer einen Kunststoff oder einen Schaum einzukleben. Zudem sind Verbundmaterialien in der Fertigung nicht ganz unproblematisch, denn schließlich werden die ansonsten gut brauchbaren Holzabfälle durch Kunststoff verunreinigt und können in der hauseigenen Biomassefeuerung nicht mehr genutzt werden.“

Entwicklungsziel „Vollholz-Venster“
Ziel des Entwicklungsprojektes „Passivhaus Venster“ sei es gewesen, so Sigg,
  • ein Fenster herzustellen, das komplett aus Holz ist
  • bei dem zusätzlich nur kostengünstige und überall verfügbare Zusatzmaterialien eingesetzt werden
  • frei von PVC, PUR und anderen vermeidbaren Kunststoffen ist
  • so problemlos hergestellt und entsorgt werden kann, wie alle anderen heutigen Holzfenster
  • von jedem zeitgemäß eingerichteten gewerblichen Fensterhersteller mit geringen Zusatzinvestitionen gefertigt werden kann, so dass eine rasche und flächendeckende Versorgung möglich ist
  • im eingebauten Zustand und ohne zusätzliche Rahmenüberdämmung in einer zugelassenen Prüfung (einer staatlich autorisierten Prüfanstalt) im Dauertest einen Gesamt-U-Wert von 0,8 W/m²K unterschreitet.
Manfred Sigg erklärt seine damalige Rahmen-Entwicklung: „Es galt, den U-Wert des Rahmens ohne ökologisch bedenkliche Werkstoffe soweit zu verbessern, dass der Passivhausstandard erreicht werden konnte. Dies wurde mit einer sehr einfach erscheinenden Entwicklung erreicht. In den Holzrahmen werden Luftschlitze eingefräst, die an der Außenseite des Rahmens mit einem aufgeleimten Holzelement wieder geschlossen werden, so dass im Kern des Fensterrahmens geschlossene Luftschichten entstehen, die den Wärmefluss im Holz unterbrechen bzw. umleiten und so den Dämmwert des Rahmens ausreichend verbessern, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Durch eine Verstärkung des Holzrahmens auf 98 mm Bautiefe wurden die technischen Anforderungen realisiert. Zudem war es erforderlich, die Schlitze so anzuordnen, dass einerseits optimale Dämmwirkung erzielt, andererseits die Festigkeit des Rahmens nicht beeinträchtigt wird. Die Lage der Schlitze war zudem noch mit den Eckverbindungen des Rahmens (Schlitz – Zapfen) abzustimmen, dass keiner der Schlitze eine Leimfuge beeinträchtigt oder schwächt.“
Heute macht der Anteil von Fenstern mit Dreifachverglasung 80 % der Produktion aus und Sigg stellt fest, dass dem, der heute neu baue und Zweifachverglasung wünsche, „wirklich nicht mehr zu helfen sei“. Neben dem typischen Passivhaus-Fenster mit einem geprüften U-Wert von 0,75 W/(m2K), das auch als Holz-Alu-Version erhältlich ist, offeriert Sigg ein etwas weniger anspruchvolles Holz-Alu-Fenstersystem mit ähnlicher Luftkammerdämmung und mit einem U-Wert von 0,84 W/(m2K).
Die Fensterprogramme umfassen weiter auch Hebe-Schiebetüren bis in extreme Größen: bei Abmessungen von 2,00 m x 2,50 m stellt das Gewicht der Dreifach-Verglasung an Konstruktion wie Montage hohe Anforderungen. Die Montage am Bau erledigt daher immer ein Sigg-Team bzw. ein Partnerunternehmen, denn oft sind auch die Vorgaben an die Luftdichtigkeit energieoptimierter Gebäude sehr hoch. Der obligatorische Blower-Door-Test zeigt dann, wo es eventuell noch fehlt und derartige Termine werden von manchen Vorarlberger Bauunternehmen als willkommener Werbeanlass gefeiert, der in der Tagespresse bekannt gegeben wird.
Sigg liefert für seine Hebe-Schiebetüren den Aufbau unter der Schiene mit und generell baut das Unternehmen die selbst entwickelten Passivhaus-tauglichen Unterkonstruktionen bei Fenstern und Türen auch selbst ein. Das sei von Vorarlberger Architekten schon früh gefordert worden, so Sigg. Der Trend zum hochwärmegedämmten Gebäude hat sich gerade auch in Vorarlberg stark weiter entwickelt: nach Siggs Schätzungen werden dort über 40 % der Neubauten als mindestens „3-Liter-Haus“ gebaut. Als klares Zeichen der Zeit wertet er es, dass in Vorarlberg seit 1. Januar 2007 alle gemeinnützigen Wohnbauträger des Landes Sozialwohnungen im Passivhaus-Standard zu erstellen haben.
„Keine Haustür unter 90 mm Dicke“
Eine weitere starke Produkt-Schiene sind die Haustüren, deren Rahmen ebenfalls mittels Luftkammern gedämmt ist. Und auch hier gibt es nur zwei energetisch unterschiedliche Produkte: Türen mit 90 mm Dicke und einem Uw-Wert von 0,9 W/m²K über Glas und Rahmen sowie die Passivhaus-Türen mit 98 mm Dicke und einem Uw -Wert von 0,74.
„Unter 90 mm Dicke fertigen wir keine Haustüren mehr, weil die Erfahrung zeigt, dass 68 mm Haustüren mit ihren Stahleinlagen sich trotzdem gerne verziehen“, erläutert Sigg, der pro Jahr etwa 100 hochgedämmte Projekte mit seinen Haustüren versorgt. Flexibilität ist gefragt, denn die in Vorarlberg üblichen Türhöhen liegen bei 2,20 bis 2,30 m. Oft sind überhohe Passivhaus-Türen bis 2,50 m oder höher gefragt. Um bei Übermaßen die geforderten Dichtheitswerte sicherzustellen, sind spezielle Automatikschlösser obligatorisch, die an mehreren Punkten unten und oben automatisch verriegeln. Seit 2004 fertigt Sigg auf einer CNC-Maschine. Dazu sagt er:
„Auf den Automaten können wir die Tür wie auch die Stockrahmen-Teile für eine Einzelproduktion auflegen. Er übernimmt die Komplettbearbeitung, fräst alle Bearbeitungsschritte nacheinander ab: Bänderbohrung, Falzbohrung, Dübellöcher, Türschließer, Schwellprofile. In einzelnen Schritten werden alle Fälze erstellt, alle Ausnehmungen für die Gummidichtungen, Türbänder, etc. Um die bei uns bevorzugten 100 mm Profile verarbeiten zu können, war eine Sonderausstattung des Automaten erforderlich.” Inzwischen wurden sämtliche Klimaklasse-Prüfungen abgeschlossen (u. a. Einbruchhemmung), die die Anforderungen der CE-Kennzeichnung erfüllen.
Chance für Lizenzpartner
Der Erfolg der Tischlerei mit ihren Nischenprodukten „Fenster und Haustüren für hochwärmegedämmte Gebäude“ setzt sich über Vorarlberg hinweg fort. Nicht nur in ganz Österreich, auch in Südtirol, Italien, Deutschland, Belgien und bis nach England finden die Vorarlberger ihre Kunden. Dass die Produktinformationen und Prospekte deutsch in vier weiteren Sprachen vorliegen zeigt, was ein Unternehmen mit 30 Mitarbeitern in Produktion, Logistik und Marketing zu leisten vermag. 25 % der Produktion verbleiben in Österreich, der europaweite Markt wird mit lediglich vier Vertriebspartnern bewältigt, die allerdings oft bis zum Anschlag ausgelastet sind. In dieser Situation können diverse Anfragen, vor allem aus Nord- und Mitteldeutschland bisher nicht bearbeitet werden. Dazu Manfred Sigg: „Von unseren Exporten gehen je ein Drittel nach Italien und Belgien, das restliche Drittel nach Deutschland und in die Schweiz. Wir suchen in allen Regionen, besonders in Mittel- und Norddeutschland, Lizenzpartner, die das Produkt auch selber herstellen. Ich bin überzeugt, dass der Markt ausbaufähig ist.“ Auch für Türen sieht man im Hörbranzer Betrieb neue Absatzwege: „Unser Ziel geht in Richtung, unser Haustürenprogramm als Teilfertigprodukt mit oder ohne Oberflächen an Tischler anzubieten. Der kann die fertig gefälzte Tür bei uns zukaufen und dann selber fertig machen. Man kann bei uns also Rohlinge kaufen, halbfertige oder fertige Haustüren”.
Der Weg in den Markt
Kontakt zu bestehenden und zukünftigen Kunden sucht Sigg auf vielfältige Weise. Er ist Gründungsmitglied der „IG Passivhaus“, die nicht nur in Österreich ein reges Infoprogramm abarbeitet: Vorträge, Tage des Passivhauses mit Besichtigungen der aktuellen Projekte, Blower-Door-Events der Bauausführenden (s. o.), dafür gemeinsame Anzeigen in der Tagespresse. Einmal im Monat treffen sich die IG Passivhaus-Mitgliedsunternehmen zum Stammtisch, bei dem die aktuellen Projekte und die neuen oder zukünftigen Techniken diskutiert werden. Denn es sei sehr wahrscheinlich, so Manfred Sigg, dass man sich beim nächsten gemeinsamen Objekt auf der Baustelle oder im Planungsteam wieder begegne und die gewonnenen Erfahrungen umsetze. Kontakt mit Neukunden und Architekten sucht Sigg vor allem auf Länder übergreifenden Fachmessen.
Lehrlingsausbildung hat hohen Stellenwert
Großen Wert legen wir auf die Lehrlingsausbildung in unserem Betrieb, weil wir wissen, dass wir damit für unsere zukünftigen Facharbeiter sorgen. Wir verhalten uns offensiv und laden die Schulabgänger der polytechnischen Schulen zu Betriebsführungen bei uns ein. Es ist uns wichtig, dass sie sehen, wie es in unserem Betrieb zugeht. Tischler ist heute ein hoch technisierter Beruf, trotzdem ist es wichtig, dass man die klassische Handwerklichkeit beherrscht, denn sonst ist man nicht in der Lage, hochwertige Türen, Fenster oder Möbel zu fertigen. Wir geben vor, was wir erwarten und was der Lehrling leisten muss. In Österreich gibt es einen neuen vierjährigen Lehrberuf, den Tischlereitechniker. Wir legen Wert auf Lehrlinge mit guten schulischen Noten, denn wir benötigen im CNC-Bereich und im CAD-Bereich und in der Ausführung an der CNC-Maschine Leute, die selbstständig arbeiten und kleine Projektgruppen leiten können. Wir haben keine Schwierigkeiten, geeignete junge Menschen zu finden, derzeit werden fünf Lehrlinge bei uns ausgebildet”, sagt Manfred Sigg.
Jörg Pfäffinger
Sigg Ges.m.b.H. & Co. KG
A-6912 Hörbranz
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