Vor rund zwei Jahren war die Meldung über die ersten gelungenen Holzextrusions-Versuche eine Sensation. Bereits heute zeigt das Verfahren eine hohe Praxisreife: Thermoplastisch verarbeitbare Holzwerkstoffe sind auf bestem Wege sich erste Anwendungs- und Marktfelder zu erschließen. Darauf lässt u. a. das große Interesse am “fließenden Holz” auf der diesjährigen interzum in Köln schließen. Dort demonstrierte eine Gruppe von Spezialisten die aussichtsreichen Möglichkeiten von Holzfaserstoffen, die unter den Markennamen Fasalex(r), Fasal, TPF(r) (Thermoplastischer Faserstoff) und Arboform(r) (siehe Seite 66) für Furore sorgen.
Ausgangsmaterial für Extrusion und Spritzguss sind zumeist Hobel- und Sägespäne sowie Holzmehl aus Resthölzern, die in einem Zerkleinerungsprozess aufgeschlossen und zu Fasergranulaten pelletiert werden. Sie lassen sich in Extrudern oder Spritzgussautomaten, entweder in reiner Form, als Compound mit Biopolymeren, oder je nach Einsatzzweck mit einem sehr geringen Anteil von Kunststoffen (u. a. Polypropylen) thermoplastisch verarbeiten. Zum Beispiel in Schnecken-Extrudern: Das plastifizierte Fasergemisch erreicht vor dem Eintritt in das Formwerkzeug eine Materialtemperatur von rund 220 °C und wird mit einem Druck von 100 bis 120 bar extrudiert. Die neue Werkstoff- und Verfahrenstechnologie vereint die positiven Eigenschaften von Holz mit den vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten von Kunststoff. Die dreidimensionale Formgebung, auch in komplexen Geometrien, ist dabei der entscheidende Vorteil. Holzprofile und Formteile für Möbel, für den Innenausbau, für Bau und Ausbau bis hin zu Fenstern sind vielversprechende Anwendungsgebiete.
Darüber hinaus könnten extrudierte Profile und Spritzguss-Formteile aus Holz andere Materialien wie Kunststoffe oder Metalle in vielen technischen Bereichen ersetzen. Automo-bilindustrie und Elektrotechnik sind dazu die Stichworte.
Dabei kommen die ökologischen Vorteile von Holz und dessen Umweltfreundlichkeit voll zum Tragen: Der nachwachsende Rohstoff Holz schont Ressourcen und ist voll recyclingfähig.
Extrudierte Holzprofile oder Spritzgussteile aus flüssigem Holz lassen sich mit den bekannten Holzbearbeitungsverfahren und -werkzeugen bearbeiten. Gleiches gilt für die Oberflächenveredelung durch Lackieren und Beschichten.
Für Hermann J. Kleine, der mit Faserstoffanbietern und Verfahrensspezialisten in Sachen Vermarktung kooperiert, ist ein Traum Realität geworden: “Natürliche, nachwachsende Ressourcen in Technik und Design innovativ einsetzen zu können, ist eine fantastische und zukunftsweisende Sache. Das Ausmaß des Machbaren können wir heute noch gar nicht abschätzen.” Manfred Maier
Kontakt:
Hermann J. Kleine
57072 Siegen
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