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Gefragte Handwerkskunst

Wege zum geprüften Restauratorim Tischler-/Schreinerhandwerk
Gefragte Handwerkskunst

Sei es nun aus Liebhaberei, Sammelleidenschaft, Ästhetik oder aus kulturellen Gründen: Möbel und Einrichtungen aus vergangenen Zeiten haben in unserer Gesellschaft einen festen Platz gefunden. Um in ihrer ganzen Schönheit zu erstrahlen, brauchen die guten Stücke eine fachgerechte Behandlung. So verwundert es kaum, dass ‚Restauratoren‘ gefragte Spezialisten sind.

Der Autor: Johannes Meyer ist Schreinermeister, geprüfter Restaurator im Schreinerhandwerk und als freiberuf-licher Dozent für EDV und gewerblich/ kaufmännische Fächer tätig

Und nicht nur Möbelstücke, sondern auch Bauelemen-te gehören zum Arbeitsgebiet eines Restaurators im Schreinerhandwerk: Fenster, Tü-ren oder Treppen sind hier nur einige Beispiele.
Wer sich schon einmal mit Aufgaben aus dem Restaurierungsbereich befasst hat, der wird sicher auch schnell feststellen, dass es sich hier um einen hoch interessanten und sehr komplexen Arbeitsbereich. Praktische Erfahrung im Umgang mit alten Handwerkstechniken und modernen Restaurierungsmethoden sind ebenso erforderlich wie umfangreiche theoretische Kenntnisse wie zum Beispiel in den Bereichen Kunstgeschichte, Dokumentation oder Werkstoffchemie.
Zwei Ausbildungswege
Es gibt zwei anerkannte Ausbildungswege, die zum Berufsbild des Restaurators führen. Der ‚Diplom-Restaurator’ bezieht seinen Kenntnisstand aus einem Studium. Als handwerklich orientierter Praktiker gilt der ‚Geprüfte Restaurator im Handwerk’.
Der Restaurator im Handwerk besitzt langjährige berufliche Praxis in seinem Gewerk und hat dort bereits den Meistertitel. Zur Führung des Titels ‚Geprüfter Restaurator im Handwerk’ ist er nach dem Ablegen der entsprechenden Prüfung vor der Handwerkskammer berechtigt.
Die Prüfung zum Restaurator im Handwerk umfasst derzeit einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Ihr voraus geht ein entsprechender Vorbereitungslehrgang. Denn klar ist, dass sich die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten auch unter besten Voraussetzungen kaum im Selbststudium beibringen lassen.
Die Ausbildung
Der Vorbereitungslehrgang zum ‚Geprüften Restaurator im Tischlerhandwerk’ wird von verschiedenen Ausbildungsstätten angeboten, und umfasst sowohl einen fachübergreifenden als auch einen fachspezifischen Teil. Die bundesweit angebotenen Lehrgänge sind in nebenstehender Aufstellung ersichtlich. Zur Auswahl der Ausbildungsstätte ist anzumerken, dass die Dozenten der Lehrgänge natürlich in der Region der Ausbildungsstätte angesiedelt sind. Und dementsprechend sind auch deren Forschungs- und Arbeitsgebiete unter Umständen gebietsspezifisch.
Gerade im Bereich Architektur gibt es jedoch regionale Unterschiede (Holzbauweise, Fachwerkbauweise, Massivbauwei-se). Eine Ausbildung in einer weiter entfernten Region kann also dazu führen, dass man sich sehr intensiv mit Bauformen auseinander setzen muss, die in der eigenen Region gar nicht typisch sind. Im Allgemeinen wird diese regionale Verschiebung jedoch vermutlich als wichtige Bereicherung empfunden werden.
Der fachübergreifende Teil wird i. d. R. gemeinsam mit den anderen Gewerken durchgeführt. Denn den Restaurator im Handwerk gibt es z. B. auch für Maler, Maurer, Zimmerer und Metallbauer. Dadurch ergibt sich eine breite Möglichkeit zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit den Kollegen aus anderen Handwerksberufen, mit denen man auch später in der denkmalpflegerischen Praxis immer wieder Schnittstellen haben wird.
Der fachübergreifende Teil gliedert sich in die drei Schwerpunktthemen Materialkunde, Kunstgeschichte sowie Dokumentation. Dies sind auch die drei Prüfungsbereiche. Gerade in den Themenbereichen der Materialkunde ist die Kursbesetzung aus verschiedenen Gewerken äußerst hilfreich. In Materialkunde werden die für alle Restauratoren nötigen Grundlagenkenntnisse über eine Vielzahl von Werkstoffen vermittelt (Mineralien, Mörtel, Putze, Lehme, Metalle, Farben, Holz).
Im Bereich Kunstgeschichte befasst sich der fachübergreifende Teil in erster Linie mit den Stilepochen ab dem Mittelalter und zielt besonders auf die Architektur, also Baustilkunde ab. Auch der Fachbereich Dokumentation ist für die spätere berufliche Praxis von großer Bedeutung. Unter ‚Dokumentation’ versteht man die schriftliche, zeichnerische und fotografische Darlegung von dem am Objekt vorgefundenen Bestand und Zustand an Substanz und den Methoden und Materialien der Restaurierung.
Da die Dokumentation die restauratorischen Arbeiten beschreibt, ist sie von größter Bedeutung für den Wert eines Objektes. Nur von entsprechend dokumentierten Arbeiten kann als gesichert angenommen werden, dass sie fachgerecht durchgeführt worden sind. Eine Dokumenta-tion wird in der Regel vom Auftraggeber gefordert, bevor und während Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden. Sie ist nicht zuletzt aber auch eine Referenz für ähnliche Arbeiten. Ein Beleg darüber, dass man solche Aufgaben bereits durchgeführt hat, und wie man dabei vorgegangen ist.
Der fachspezifische Teil
Im fachspezifischen Teil sind die Schreiner dann ‚unter sich’. Die bereits im ersten Teil angerissenen Themen werden nun auf das jeweilige Gewerk bezogen untermauert. Die Kunstgeschichte befasst sich jetzt in erster Linie mit der Möbelstilkunde, insbesondere natürlich mit Möbeln aus den Epochen, mit denen man dann auch in der beruflichen Praxis zu tun hat.
Ein weiterer wichtiger Teil sind auch Oberflächen. Es gibt ja die verschiedensten historischen Oberflächen und Oberflächentechniken. Diese richtig zu erkennen und auch richtig zu behandeln ist von größter Bedeutung, schließlich ist die Oberfläche ja auch der ‚Teil’ des restaurierten Objektes, der dem Kunden als erstes ins Auge fällt. Ein ansonsten gut restauriertes Objekt mit unsachgemäßer Oberflächenbehandlung wird nicht nur einen großen Teil seines Wertes verlieren, sondern auch dem Kunden nicht gefallen.
Um die Oberflächen zu verstehen ist auch ein fundiertes Wissen der Werkstoffchemie, z. B. der Lösemittel erforderlich. Hier kann es unter Umständen auch mal sehr theoretisch werden. Während der fachübergreifende Teil im Wesentlichen auch ein theoretischer Teil ist, besteht der fachspezifische Teil auch aus sehr vielen praktischen Anwendungen und Übungen. So befasst man sich zum Beispiel nach entsprechender theoretischer Vorbereitung mit traditionellen Holzverbindungen, Furniertechniken und Oberflächentechniken.
Nach dem Ablegen der Prüfung zum ‚Geprüften Restaurator im Tischlerhandwerk’ kann man sich dann guten Gewissens mit diesem Titel ‚schmücken’ und verfügt so neben den vermittelten Fachkenntnissen und der entsprechenden Fachkompetenz auch über ein gutes ‚Verkaufsargument’ gegenüber seinen Kunden. Seien dies nun Privatkunden, öffentliche Auftraggeber oder Kirchen.
So wie der Meistertitel auf eine fundierte Ausbildung mit dem Ziel zur Betriebsführung und die Ausbildereignung bestätigt, so ist der ‚Geprüfte Restaurator im Schreinerhandwerk’ Garant für die entsprechende Ausbildung im Umgang mit historischen Objekten.
Dies wird durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und auch politische Bestrebungen untermauert. So wurde z. B. in Mecklenburg-Vorpommern das Res-tauratorengesetz bereits verwirklicht. Andere Bundesländer werden voraussichtlich folgen.
Berufsethik des Restaurators
Die Arbeit eines Restaurators am Objekt ist mit einer großen Verantwortung verbunden. Schließlich wird ihm vom Auftraggeber auch die Verantwortung für den Wert des Objektes übertragen. Und dafür muss der Restaurator als Fachmann dann auch gerade stehen.
So ist es z. B. erklärtes Ziel der fachgerechten Restaurierung, soviel ursprüngliche bzw. alte Subs-tanz wie nur möglich zu erhalten (Konservierung). Außerdem darf nur mit Werkstoffen gearbeitet werden, die dem Alter des Objektes entsprechen. Moderne Lacke und Leime gehören selbstverständlich nicht dazu.
Es ist auch darauf zu achten, dass durchgeführte Maßnahmen möglichst reversibel sind (lat. reversus: zurück-, umkehren), d. h. die Eingriffe die der Restaurator am Objekt macht, müssen ohne Schäden zu verursachen wieder rückgängig gemacht werden können. Dies ist naturgemäß z. B. nicht gegeben, wenn die originalen Oberflächen komplett entfernt werden oder wenn für Verleimungen moderne, nicht wieder lösbare Leime verwendet werden.
Weiterbildung
Ebenso wie in allen anderen Berufen und Berufsbereichen ist es auch für einen ‚Restaurator im Handwerk’ unerlässlich, seine Fertigkeiten und Kenntnisse immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Deshalb ist das Studium der entsprechenden Fachzeitschriften ebenso notwendig, wie der Besuch von Ergänzungsseminaren, die von verschiedenen Einrichtungen angeboten werden.
Von einem Restaurator wird eine enorme Fähigkeit zum Problemlösen erwartet. Durch ständig wechselnde Objekte, Schadensbilder und Anforderungen sind immer wieder neue Lösungswege gefragt. Nur selten und nur in Teilbereichen der Gesamtaufgabe wird man nach ‚Schema’ arbeiten können. Diese Fähigkeit kann aber nur durch einen sehr hohen Wissensstand vorgehalten werden. Und schließlich muss auch der Gedankenaustausch mit Kollegen, sowohl aus dem eigenen Fachbereich als auch aus angrenzenden Gewerken, ständig erfolgen.
Auch regelmäßige Exkursionen zu historischen Gesamtanlagen und Besichtigungen von restaurierten Einzelobjekten sind notwendig. Dabei ist es ebenso wie im fachübergreifenden Teil der Ausbildung wichtig, auch über den Tellerrand hinauszuschauen und sich z. B. auch mit der Restaurierung von Gebäuden oder archäologischen Maßnahmen auseinander zu setzen. Nur so kann man den entsprechenden Weitblick entwickeln, der nötig ist, zur Bewältigung der im Beruf an den Restaurator herangetragenen Aufgaben.
Aus oben genannten Gründen, und auch aus Gründen der notwendigen Öffentlichkeitsarbeit ist es zu empfehlen sich einer Fachgruppe anzuschließen, die Exkursionen, Besichtigungen und Weiterbildungen organisiert und koordiniert. Wer sich zur Weiterbildung als ‚Geprüfter Restaurator im Handwerk’ entschließt, der nimmt nach der Meisterprüfung eine weitere zeit- und kostenintensive Ausbildung auf sich. Aber man kann sicher sein, dass man – bei entsprechenden Neigungen und Interessen – einen wichtigen Schritt für eine aussichts- und abwechslungsreiche berufliche Zukunft unternommen hat. o
Nützliche
Internetadressen
• Restaurator im Handwerk e. V.: www.restaurator-im-handwerk.de • Links zu Denkmalämtern u. ä.: www.restaurator-im-handwerk.de • Denkmalpflege Informationen: www.restaurator-im-handwerk.de • Verband der Restauratoren: www.restaurator-im-handwerk.de • Fachgruppe Restaurator im Schreinerhandwerk Bayern: www.restaurator-im-handwerk.de
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