Im fränkischen Markt Erlbach hat sich die PHI-Reichel GmbH zu einer “Ideen-Schmiede” von Zubehörteilen für die Fenster- und Türenfertigung entwickelt. Ziel des Unternehmens ist es, einfachere, schnellere und bessere Lösungen für die Branche zu liefern.
Wenn sich Norbert Scheiderer, ins fens-tertechnische Detail vertieft, ist er in seinem Element. “Die Qualität und Stabilität von Kunststofffenstern und – türen wird wesentlich von seinen in-neren Werten bestimmt.” Der ausgewiesene Fensterfachmann tüftelt und entwickelt begeistert an so unscheinbaren aber bedeutenden Elementen wie die Schweißeck- und Pfosten-Riegel-Verbinder, Armierungsrohre oder Glasfalzeinlagen.
Gemeinsam mit dem Schwiegervater, Johann Reichel und dessen Tochter Gabriele Reichel-Scheiderer startete man mit der PHI Anfang der 90er Jahre in die unternehmerische Zukunft. Schon damals erkannte man den Bedarf an praxisorientierten Detail-lösungen, die die Fertigung noch rationeller und die Produkte noch besser machen können.
Einfach, stabil und schnell
Haus- und Balkontüren beispielsweise unterliegen besonders hohen Belastungen durch Türschließer oder -stopper. Da wird eine hohe Verwindungsstabilität erwartet, die nur durch Eckverstärkungen – so genannte Schweißeck-verbinder – erreicht werden können. Die Verbinder von PHI positionieren und verspannen sich durch eine patentierte Technik auf zwei Seiten vollflächig im Armierungsrohr. Diese einfache Klemmlösung ermöglicht es den Elemente-bauern, das Verstärkungsrohr durch einen simplen 90°-Schnitt zu kappen, anstatt einen arbeitsaufwendigen Gehrungsschnitt durchführen zu müssen. Und der nächste Entwicklungsschritt wird bereits auf der fensterbau-frontale in Nürnberg (Halle 4, Stand 401) präsentiert: “Der neue Quadro SEV vereint die Vorteile der punktuell 4-seitig und vollflächig 2-seitig spannenden Eckverbinder”, erklärt Scheiderer stolz. “Dadurch erhalten wir noch mal eine Steigerung der ohnehin schon guten Torsionseigenschaften um bis zu 30 Prozent.”
Um in Zukunft auch ein preisgünstigeres Produkt ohne Qualitätseinbußen anbieten zu können, hat man sich bei PHI etwas besonderes einfallen lassen: “Der neue MEV wird aus PVC – Recyclat bestehen und unterscheidet sich nur durch die graue Farbe vom SEV.”
“Wie möchten Sie ihre Löcher haben?”
Auch beim Armierungsrohr für die Haustürverstärkungen ist in dem Unternehmen weiter-gedacht worden. Stahlrohre erhalten in der Regel übergroße Ausstanzungen für die Getriebe und Verriegelungen, damit sie für viele Anwendungen kompatibel sind. Durch diesen Verlust von bis zu zwei Drittel der Querschnittsflächen, verliert das Rohr aber ebenso deutlich an seinem Widerstandsmoment und somit an seiner Steifigkeit.
Nun ist das Unternehmen in der Lage, die Stanzungen durch ein eigenes BAZ selbst und kundenspezifisch vorzunehmen. Bei Abgabe einer Zeichnung mit dem gewünschten Lochbild erhält der Kund sein eigenes individuell gefertigtes Armierungsrohr. Durch das neue BAZ ist die Produktion auch für sehr kleine Losgrößen möglich.
In dieser Schraube steckt verdammt viel drin
Ein weiteres Zulieferprodukt für die Fensterbranche wird von PHI ständig weiterentwickelt. Der Bedarf ist enorm und da rechne sich auch die intensive Forschungsarbeit. Jetzt präsentiert PHI einen überarbeiteten Verbinder mit nur zwei Schrauben, die von außen am Riegel in die vorgebohrten Löcher eingesteckt werden. Andere Systeme benötigen da sechs bis acht Stück. Die Schraube hat sich PHI schützen lassen und wird von Fischer Befestigungstechnik hergestellt. Durch die unterschiedlichen Gewindesteigungen, die durch eine so genannte Beffe – ein Gewindegang ohne Steigung – getrennt wird, kann der Pfosten kontrolliert verspannt werden. “Wir haben eine Verbindung entwickelt, die einfach und schnell ist, aber bei der die Auszugs-festigkeiten erhöht wurden.” Ein weiterer Vorteil: Die Löcher lassen sich am BAZ oder mit einer Schablone mit dem üblichen 6,2 mm-Durchmesser vorbohren.
Patentiertes Labyrinth
Ein kleines aber feines Detail steckt in den Glasfalzeinlagen der Franken: Die kleinen Kunststoffauflagen haben seitlich patentierte Schlaufen, die die Fertigungstoleranzen im Falz problemlos ausgleichen können. Die Klötze lassen sich leicht einlegen und bleiben sicher in ihrer Position. Auf der Unter-seite befindet sich, wie bei den Verglasungsklötzen das Labyrinth-Lüftungssystem, das einen ungehinderten Wasserablauf gewährleistet. Als Material wird ausschließlich Polypropylen verwendet. Dies biete gegenüber dem billigeren Polystyrol eine höhere Resistenz gegenüber Weichmachern und Lösemitteln und somit eine dauerhafte Stabilität.
Die Qualität steht obenan
So sind die meisten Produkte der PHI Patentlösungen. Und für alle Fabrikate stehe für die Chefs “die Qualität immer obenan”. Das gelte also auch für Fensteroliven, Montagekeile, Wasserschlitzkappen, Glasleis-tenhalter, Kupplungselemente oder auch Glasträger. Für PHI sind “die Prüfungen der Systemhersteller enorm wichtig, denn das sind die Referenzen mit denen wir die Produkte überzeugend anbieten können”. Ebenso gewichtig ist für das Unternehmen aber auch das Dienstleistungsangebot: “Wenn die Bestellung bis 10 Uhr bei uns eingeht, versenden wir die Ware noch am gleichen Tag. Das wissen die Kunden und verlassen sich darauf”, wird betont. In Zukunft sei auch die Bestell-annahme per Internet geplant.
Für eine Beratung vor Ort oder Schulungen der Kundenmitarbeiter steht seit kurzem auch ein qualifizierter Fensterfachmann bereit.
Für die Zukunft sieht man bei PHI noch viel Entwicklungspotential vor allem im Aluminium-Fensterbereich. Wir dürfen gespannt sein auf weitere unscheinbare aber bedeutende Innovationen.
Daniel Mund
PHI-Reichel im Kurzporträt
Das von Johann Reichel und Gabriele Reichel-Scheiderer 1990 zunächst als Handelshaus gegründete Unternehmen erhält 1994 die erste Patenturkunde für den Schweißeckverbinder. 1995 startete PHI (Partner für Handel und Industrie) mit der eigenen Produktion. Im April 2000 wurde der neue Firmensitz in Markt Erlbach bezogen. Dort ist auf rund 5500 m2 Fläche die Produktion, Lager und Bürogebäude mit der Entwicklungsabteilung zusammengelegt worden. 18 Mitarbeiter – davon 5 Familienmitglieder – beschäftigt das Unternehmen heute. Produziert wird im Drei-Schicht-Betrieb.
Abnehmer sind die Systemgeber, der Fachhandel und die Fensterhersteller, die jährlich u. a. etwa 285 000 Satz Schweißeckverbinder, 50 000 gelochte Stahlprofile und 20 Mio. Kunststoff-Verglasungsklötze beziehen. Der Betrieb ist in den vergangenen Jahren – im Gegensatz zur Fenster-Branche – deutlich gewachsen. Durch den europaweiten Export mit ca. 35 Prozent Umsatzanteil konnte man sich ein wenig von der Abhängigkeit zur Deutschen Fensterkonjunktur abkoppeln. So werden auch Nischenmärkte wie die Eckverbinder für Klappläden in Südeuropa aufgetan.
Kontakt: PHI-Reichel GmbH
91459 Markt Erlbach
Tel 0 91 06/9 29 90, Fax ~/92 99 10
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