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Impulse für mehr Qualität

Eckpunkte für eine zeitgemäße Meisterprüfung im Schreinerhandwerk
Impulse für mehr Qualität

Die ständige Verbesserung der Meisterausbildung ist nicht nur eine Frage zeitgemäßer Inhalte: Auch hinsichtlich der gesamten Abläufe und der Zusammenarbeit von Prüfungskommissionen und Lehrkräften gibt es Optimierungsansätze, die der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern in einem Eckwertepapier festgehalten hat.

Angesichts des Strukturwandels im Tischler- und Schreinerhandwerk steigen die Anforderungen an die Qualifikation zukünftiger Tischler- und Schreinermeister. Aber wie kann die Meisterausbildung nicht nur inhaltlich, sondern auch durch andere Maßnahmen verbessert werden? Um die qualifizierte Meisterausbildung zu unterstützen, hat der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern die Erarbeitung eines Eckwertepapier in Auftrag gegeben. Ziel der Aktion war und ist es, die Qualität der Ausbildung an Meisterschulen und die Qualität der Meisterprüfungen selbst zu erhöhen bzw. zu optimieren.

Dabei wurde davon ausgegangen, dass auch Meisteranwärter über detaillierte Informationen rund um das Prüfungsgeschehen und über die Anforderungen in der Meisterprüfung verfügen müssen. Eindeutige und klare Informationen sowie eine zeitgemäße Organisation der Meistervorbereitungskurse führen zwangsläufig zu einer Steigerung der Ausbildungsqualität.
Die von Wolfgang Werning, ehemaliger Fachlehrer an der Fachschule in Garmisch-Partenkirchen, erstellte Unterlage des FSH Bayern „Eckpunkte für eine zeitgemäße Meisterprüfung im Schreinerhandwerk“ soll Impulse an alle Beteiligte vermitteln. Das Eckwertepapier verfolgte zwei generelle Ziele:
  • Die Erarbeitung von Vorschlägen für Qualitätsstandards der Meisterausbildung und der Meisterprüfung.
  • Die Erarbeitung eines Informationskonzepts, das es ermöglicht, sowohl Interessenten an der Meisterausbildung als auch Meisterschüler während der Ausbildung umfassend darüber zu informieren, was in der Meisterprüfung auf sie zukommt, also mehr Transparenz für alle Beteiligten zu schaffen.
Im Folgenden sind einige der wichtigsten Elemente des Eckwertepapiers dargestellt.
Engere Zusammenarbeit
Unabdingbare Voraussetzung für eine zukunftsorientierte Meisterqualifikation ist die enge Kooperation zwischen den Prüfungskommissionen und den Ausbildungsstätten. Diese Zusammenarbeit kann durch folgende Maßnahmen gefördert und verbessert werden:
  • Zusätzliche Besetzung der Prüfungskommissionen mit Fachdozenten und Lehrkräften oder deren engere Einbindung als externe Partner und Experten.
  • Ausarbeitung von Prüfungsaufgaben und Mitwirkung bei der Auswahl der Aufgaben auch durch Fachdozenten/Lehrkräfte.
  • Korrektur der Prüfungsaufgaben (z. B. 1. Korrektur) auch durch Fachdozenten/Lehrkräfte
  • Detaillierte Rückmeldung auf die Korrekturergebnisse, um Änderungen, Anpassungen bzw. Ergänzungen an den Prüfungsaufgaben vornehmen zu können.
Prüfungskommissionen und Lehrkräfte verstehen sich unter Beachtung dieser Maßnahmen als wichtige Partner bei der Durchführung einer zeitgemäßen Meisterausbildung und Meisterprüfung.
Sie stimmen außerdem Lehr- und Prüfungsinhalte ab und stehen dabei in kontinuierlichem Austausch miteinander. Stoffgebiete werden, vor allem bei reinem Abfragewissen, gemeinsam eingegrenzt. Dadurch kann in der Meisterausbildung effizienter unterrichtet werden und die Anwärter erhalten eine bessere Orientierung für die Gestaltung ihres Arbeitseinsatzes.
Die Meisterprüfungsarbeit
Sowohl Lehrkräfte in der Meisterausbildung als auch die Schüler erwarten genaue Richtlinien bzw. Vorgaben für die Vorbereitung und Durchführung der Meisterprüfungsarbeit (Meisterstück). Deshalb besteht bei den Prüflingen der Wunsch, die gesamte Abwicklung der Meisterprüfungsarbeit transparenter zu gestalten.
Vorbereitung, Ablauf und Durchführung: Um die Vielfalt der Möglichkeiten, die jedem Prüfungskandidaten bei der Auswahl seiner Meisterprüfungsarbeit offen steht, durch Vorgaben nicht einzuschränken, erhalten beratende Lehrkräfte der Ausbildungsstätten und Prüfungskandidaten einen großen Freiraum bei der Ausgestaltung der Meisterprüfungsarbeit. Sie entscheiden selbstständig und fallweise wenn es um Ausführungsdetails geht. Deshalb ist es sinnvoll für die Meisterprüfungsarbeit nur übergreifende Anforderungen vorzugeben, z. B.:
  • eigenständiger Entwurf,
  • formale und konstruktive Konsequenz,
  • auf Form und Konstruktion abgestimmte Materialverwendung,
  • hohe Gebrauchstauglichkeit,
  • „meisterliche“ Ausführung.
Die Meisterprüfungsarbeit soll einem gehobenen Kundenauftrag entsprechen. Dieses Kriterium bezieht sich sowohl auf die handwerkliche Ausführung als auch auf die marketinggerechte Auftragsbeschaffung. Entwurfszeichnung, Materialauswahl, Vorkalkulation und Angebotserstellung sind deshalb wichtige Bestandteile der Meisterprüfungsarbeit.
Kostenbewusste Materialauswahl und wirtschaftliche Fertigung sind von großer Bedeutung. „Unbezahlbare“ Konstruktionen, wie sie heute noch an vielen Meisterprüfungsarbeiten zu finden sind, entsprechen dieser Vorgabe nicht.
Die vorgenannten Kriterien kommen bei der Gewichtung und der Bewertung in ausreichendem Maße zum Ausdruck.
Was die Planung und den Ablauf betrifft sind weiter folgende Punkte zu berücksichtigen:
  • Die Meisterprüfungsarbeit wird für Kunden geplant und gefertigt, die Prüfungskommission nimmt die Rolle der Kundschaft ein.
  • Die Prüflinge erhalten vor der Planung die Bewertungskriterien für die Prüfungsarbeit.
  • Die Prüflinge legen dem Prüfungsausschuss ihre Unterlagen zur geplanten Meisterprüfungsarbeit vor (Eingabezeichnung, Vorkalkulation, Angebot usw.). Sie stellen ihren Entwurf persönlich der Prüfungskommission/Kundschaft vor, eventuell mit Modell oder Materialcollage.
Zeitumfang: Ein kritischer und vieldiskutierter Punkt ist immer wieder der Zeitbedarf für die praktische Durchführung:
  • Meisterprüfungsarbeiten, die in 20 Arbeitstagen (160 bis 200 Stunden Fertigung, ohne AV-Zeiten) zu fertigen sind, stellen die Regel dar.
  • Meisterprüfungsarbeiten mit dem o. g. Zeitumfang erreichen bei entsprechender Gestaltung und Ausführung gute oder sehr gute Noten.
  • Prüflingen, die aufwändigere Meisterprüfungsarbeiten anfertigen möchten, sollte dies nicht verwehrt werden. Größe und Aufwand haben jedoch keinen Einfluss auf die Benotung.
  • Vorkalkulationen enthalten realistische, Nachkalkulationen tatsächlich aufgewendete Fertigungszeiten. Unrealistische Soll- oder Ist-Zeiten führen zu Abzügen bei der Bewertung.
Die Arbeitsprobe
Auch die Durchführung der Arbeitsprobe kann in vielen Details verbessert werden.
Dazu können folgende Vorschläge beitragen:
  • Praxisgerechte Arbeitsproben mit einem hohen Anteil an anspruchsvoller Maschinenarbeit, bei der der Prüfling einen aktiven Part übernimmt (Werkzeugauswahl, Rüsten der Maschinen, Vorrichtungsbau).
  • Werkstücke nicht zu kleinteilig, dafür umfangreichere Vorfertigung von Teilen, die zur Arbeitsprobe mitgebracht werden.
  • Die Arbeitsprobe beginnt mit der Arbeitsplanung (Stückliste, geplante Arbeitsgänge, erforderliche Betriebsmittel und Werkzeuge, benötigte Vorrichtungen usw.).
  • Die Prüflinge kennen die Bewertungskriterien für die Arbeitsprobe.
Die Prüfung
Das fächersystematische Abprüfen von Lernstoff ist nicht mehr zeitgemäß. Die Berücksichtigung der komplexen Realität der Betriebe muss Leitmotiv für Meisterausbildung und Meisterprüfung sein. Um die im Schreinerhandwerk benötigte Handlungskompetenz sicherzustellen, sind Inhalte zu fördern, die auf die Befähigung zur Planung, Durchführung und Kontrolle bzw. Beurteilung von betrieblichen Situationen zielen und nicht das Auswendiglernen von Prüfungsstoff zum Gegenstand haben.
Die Gestaltung der Meisterausbildung nach diesen Vorstellungen erfordert auch eine veränderte Form der Meisterprüfung. Neben dem unerlässlichen Überprüfen von Fachwissen müssen das Verstehen von Zusammenhängen und das Anwenden des Gelernten in der betrieblichen Praxis stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Die Aufgaben bzw. Fragestellungen in der Meisterprüfung setzten sich demnach aus drei Komponenten zusammen:
  • komplexe Fallaufgaben,
  • begrenzte Anwendungsaufgaben,
  • traditionelle Wissensaufgaben.
Auch für die mündliche Prüfung gelten die zuvor genannten Aussagen. In der künftigen Meisterprüfungsverordnung entfällt die mündliche Prüfung in der bisherigen Form, dafür wird ein Fachgespräch durchgeführt.
Die Leitlinien
Es ist zunächst Aufgabe der Meisterausbildung die Vorschläge umzusetzen. Eine zeitgemäße Meisterprüfung unter folgenden Prämissen kann diesen Prozess unterstützen bzw. beschleunigen:
  • Unterrichtung von Grundwissen nur in Fachgebieten, die in der Meisterausbildung neu hinzukommen (systematisch vermittelte Lerninhalte – wissensorientiert), die Gesellenqualifikation wird bei allen Prüflingen vorausgesetzt.
  • Verstärkung des Unterrichtsanteils, der die Anwendung der Lehrinhalte zur Lösung von Aufgaben aus der betrieblichen Praxis in den Vordergrund stellt (situative Lerninhalte – handlungsorientiert).
  • Überprüfung aller Unterrichtsinhalte auf betriebliche Anforderungen, auf Aktualität und praxisrelevanter Prioritäten.
  • Sämtliche Meisterausbildungseinrichtungen klagen über Zeitmangel. Die Forderung nach
  • mehr Handlungsorientierung im Unterricht,
  • praxisbezogenere Ausrichtung der Lerninhalte auf Führungsqualifikationen,
  • verstärktem Einsatz „aktivierender“ Lehrmethoden,
  • stärkerer Ausrichtung auf die Bearbeitung betrieblich relevanter Aufgaben und Förderung und Aufbau beruflicher Handlungskompetenzen,
wird deshalb mit dem Hinweis auf einen voll gestopften Lehrplan wenig Verständnis finden.
Den Meisterschulen bleibt aber die Möglichkeit, den Unterricht neu zu strukturieren um damit die benötigte Zeit für neue (und bisherige) Inhalte und Methoden zu erhalten. Das bedeutet:
  • Kenntnisse aus Lehr- und Gesellenzeit voraussetzen, Wiederholungen vermeiden
  • Förderung des eigenständigen Lernens
  • Meisterschüler in die Lage versetzen, notwendige Informationen selbst zu beschaffen
  • Beschränkung auf Kernbereiche in den Fachgebieten, Aufbau eines Zugriffwissens
  • Notwendigkeit von Spezialwissen überprüfen: Hinweis auf die Nutzung von Beratungsdienstleistung in der späteren Praxis.
Hohe Anforderungen an alle
Angesichts der hohen Anforderungen an den zukünftigen Meister wird es Aufgabe der Ausbildungsstätten sein, geeignete Bewerber für die Meisterausbildung zu rekrutieren. Ein wichtiges Aufnahmekriterium ist dabei eine ausreichende praktische Erfahrung als Geselle. Ausbildungsstätten mit hohem Qualitätsanspruch sollten von den Bewerbern nach wie vor eine Mindestgesellenzeit als Zugangsvoraussetzung fordern.
Eine zeitgemäße Meisterausbildung kann nur mit hoch qualifizierten Fachlehrern und Dozenten gelingen. Hier sind auch die Schulleitungen gefordert, wenn es darum geht vorhandene Qualifikationsdefizite zu beheben.
Auch die Mitglieder der Meisterprüfungsausschüsse sind hohen Anforderungen ausgesetzt. Die kontinuierliche Weiterbildung der Prüfer ist deshalb ebenfalls eine wesentliche Voraussetzung für die Qualität der Meisterprüfungen. Erkennbare Lernbereitschaft der Prüfer unterstreicht die Kompetenz der Prüfungskommissionen und zeichnet diese aus.
Die Vorschläge sollen helfen, den Meisterbrief als Qualitätssiegel zu erhalten. Die Anpassung an die neuen Entwicklungen stellt eine große, aber nicht unüberwindbare Herausforderung sowohl für die Meisterausbildung als auch für die Meisterprüfung dar. ■
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