Zu Irritationen kam es im Rahmen des Gestaltungswettbewerbes „Die Gute Form“ in Hessen. Der Vorsitzende der Jury, der Designer Masin Idriss, hatte gleichzeitig Auszubildende bei der Gestaltung ihres Gesellenstückes begleitet. Er schreibt: „Dass ein Schreiner die Holzart einer ungehobelten Bohle ebenso gut bestimmen kann wie die einer gehobelten, nimmt jeder für sich in Anspruch. Dass ein Gestalter eine ihm bekannte Arbeit genauso objektiv beurteilt wie eine ihm unbekannte, erzeugt hingegen Skepsis.
Dass meine Juryteilnahme zum hessischen Landeswettbewerb „Die Gute Form“ und die gleichzeitige gestalterische Entwurfsbetreuung von zwei der zu bewertenden Gesellenstücke in der Öffentlichkeit für Irritationen sorgen musste, war mir nicht klar. Dass die Juryteilnahme insofern ein Fehler war, habe ich dem hessischen Vorstand bereits zwei Wochen nach der Preisverleihung im Dezember 2003 mitgeteilt. Ebenso, dass ich künftig gestalterische Seminare anbieten, aber nicht mehr als Jurymitglied tätig sein werde.
Mit der Forderung, dass Wettbewerbsbeiträge künftig „beratungsfrei“ zu sein haben, wird die Diskussion auf die Spitze getrieben. Mittlerweile frage ich mich selbst, um was es eigentlich geht? Sollen Wettbewerbsteilnehmer künftig einen großen Bogen um gestalterische Beratung machen? Wie wäre dann die Arbeit der Formgebungsberater zu bewerten? Solche Forderungen widersprechen jedem gestalterischen Sachverstand, da die Verantwortlichen eines nicht erkannt haben: Der Schreiner ist auf Grund seiner Tätigkeit ein ebenso professioneller Gestalter wie ein Designer. Von Auftrag zu Auftrag. Wer den Schreiner immer noch als alleinigen Handwerker sieht, degradiert ihn zum Monteur. Dies tut den notwendigen Veränderungen aber genauso wenig gut, wie die mittlerweile mehr als unsachlich geführte Debatte um einen schon längst korrigierten Fehler.“
Masin Idriss
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