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»Kürzer und deutlich individueller«

Bachelor- und Masterstudiengänge
»Kürzer und deutlich individueller«

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Welche Erfahrungen gibt es mit den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen? Darüber sprachen wir mit Prof. Dr. Benno Eierle, Professor an der Hochschule Rosenheim in der Fakultät für Holztechnik und Studiengangsleiter Innenausbau. Sein Credo: Dem alten Diplomstudium muss man nicht hinterher trauern.

BM: Ist der Bachelor ein Schmalspur-Ingenieur?

Prof. Eierle: Das bayerische Bachelor-Modell sieht eine Studiendauer von 7 Semester vor, davon 6 Theoriesemester und 1 Praxissemester. Wenn Sie das mit den früheren Studienplänen der Diplomstudiengänge vergleichen, dann hatte man dort ebenfalls 6 Theoriesemester, jedoch 2 Praxissemester. Das erste Praxissemester, in dem es um handwerkliche Tätigkeiten geht, wurde Studierenden mit einer einschlägigen Berufsausbildung erlassen. Im Zuge der Umstellung auf den Bachelor hat man das erste Praxissemester nun als studienbegleitendes Grundpraktikum ausgegliedert. Unter dem Strich hat sich also gar nicht viel geändert.
Wir sind sehr froh, dass man in Bayern im Gegensatz zu manchen anderen Bundesländern aber am ingenieurmäßigen Praxissemester festgehalten hat, das die Studenten zukünftig im 5. Semester absolvieren werden. Ein anwendungsorientiertes Studium wie „Innenausbau“, „Holztechnik“ oder „Holzbau und Ausbau“ ohne Praxissemester, das viele Studenten nutzen, um sich bereits hier in die zukünftige berufliche Richtung zu orientieren oder auch um Auslandserfahrung zu sammeln, würde aus meiner Sicht keinen Sinn machen.
Die Frage muss also klar mit „Nein“ beantwortet werden. Es handelt sich – übrigens auch im juristischen Sinne nach den Ingenieurgesetzen der Bundesländer – um vollwertige Ingenieure. Zumindest was die Absolventen der Studiengänge „Holzbau und Ausbau“ sowie „Innenausbau“ aus Rosenheim anbelangt, ist auch die Bauvorlageberechtigung nach der Bauordnung im bisherigen Umfang gegeben. Bei der Bachelorarbeit wird sich zugegebenermaßen erst noch herausstellen, ob sie zukünftig dem Umfang einer bisherigen Diplomarbeit gerecht werden kann, da hierfür im Curriculum weniger Zeit eingeplant wurde, um einen Abschluss nach 7 Semestern zu ermöglichen.
BM: Wo sehen Sie die Vorteile des neuen Systems?
Prof. Eierle: Ein wesentlicher Vorteil für die Studenten ist sicherlich die kürzere Studienzeit, die durch gewisse Kürzungen beim handwerklichen Praxisteil und bei der Abschlussarbeit, jedoch ohne gravierenden Einfluss auf die Berufsfähigkeit erreicht werden konnte.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch die Zweistufigkeit des neuen Systems. Man macht als ersten berufsbefähigenden Abschluss den Bachelor, der i.d.R. mit den früheren Diplomabschlüssen vergleichbar ist. Wenn man möchte, kann man darauf aufbauend wie hier in Rosenheim ein 3-semestriges Master-Studium absolvieren (Abschluss z. B. „Master of Engineering“), und zwar entweder unmittelbar anschließend oder nach einer ersten Berufsphase oder auch in manchen Modellen berufsbegleitend. Attraktiv scheint mir die Möglichkeit, in der zweiten Studienphase an der gleichen oder an einer anderen Hochschule oder Universität eine ergänzende Qualifikation zu erwerben, z. B. ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium zum Wirtschaftsingenieur.
Ein dritter Vorteil für Absolventen von Fachhochschulen ist die absolute Gleichstellung der Abschlüsse mit den Universitäten. Beim B.Eng. (Bachelor of Engineering) gibt es den Zusatz „(FH)“ nicht mehr. Man kann nur noch aus dem Zeugnis erkennen, an welchem Hochschultyp der Abschluss erzielt wurde. Dies zieht sich dann analog bis zum Master-Abschluss durch. Auch hier sind Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen gleichgestellt, was z. B. Auswirkungen auf die Einstufung im öffentlichen Dienst oder den Zugang zur möglichen Promotion hat. Um die Gleichstellung auch nach außen darzustellen, haben die bayerischen und auch andere Fachhochschulen sich selbstbewusst „Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ genannt. Einzig das Promotionsrecht liegt noch exklusiv bei den Universitäten.
Als letzter Vorteil sei noch die internationale Kompatibilität der Studienabschlüsse genannt, wobei dies durch den sehr guten internationalen Ruf der deutschen Diplomingenieurausbildung für unsere Absolventen nie ein ernsthaftes Problem dargestellt hat.
BM: Wie sind die Studiengänge in Rosenheim angelaufen, gibt es bereits Erfahrungen mit dem zweistufigen Studiensystem?
Prof. Eierle: Die Hochschule Rosenheim hat als eine der ersten bereits vor 7 Jahren Abschlüsse nach dem neuen Bachelor-/Mastersystem angeboten. Seither gab es bei uns die Wahlmöglichkeit zwischen Bachelor- und Diplomabschluss und darauf aufbauendem Masterstudium. Dass in dieser Zeit nur wenige Absolventen die Bachelor-Variante gewählt haben, liegt sicherlich nicht zuletzt an dem geringen Bekanntheitsgrad dieser neuen Abschlüsse in der eher konservativen Holzbranche. Dies wird sich nun nach und nach ändern.
Mit guter Resonanz läuft der Masterstudiengang Holztechnik, in den man auch ausgehend von einem Diplomabschluss einsteigen kann. Die bisherigen Absolventen haben sich also in dieser Übergangsphase für das Beste aus beiden Welten entschieden:
Den Diplomabschluss nach alter Manier und den Master-Abschluss, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Einige Masterabsolventen, die sich für eine eher wissenschaftliche Laufbahn entschieden haben, befinden sich auf dem Weg zur Promotion, häufig an einer unserer nordamerikanischen Partnerhochschulen.
BM: Wird das Master-Studium überhaupt angenommen?
Prof. Eierle: Die Nachfrage nach den Masterstudiengängen steigt kontinuierlich und wird sich mit dem Wegfall des Diplomabschlusses weiter etablieren. Der Master ist eine Spezialisierung, die das grundständige Bachelorstudium in einzelnen Bereichen vertiefen kann. Häufig – und das ist aus meiner Sicht durchaus eine Überlegung wert – findet allerdings ein Hochschulwechsel statt. Das heißt, dass in unserem Master-Programm zunehmend Studenten sind, die an anderen Hochschulen ihren ersten Abschluss gemacht haben. Unsere Absolventen gehen wiederum für einen Masterabschluss ins Ausland oder in Deutschland an eine andere Hochschule. Ein Absolvent des Studienganges Innenausbau plant z. B. aktuell, in England ein ganz spezielles Masterprogramm zum Thema Schallschutz und Raumakustik zu besuchen, da er im Laufe des Studiums in Rosenheim sein Faible für Bauphysik entdeckt hat. Die Möglichkeiten und Chancen sind also unbegrenzt, und diese zweigleisig ausgebildeten Fachkräfte werden von den größeren Unternehmen händeringend gesucht.
Allerdings ist der Masterabschluss nicht für jede Lebensplanung erforderlich.
Eine Führungsposition in einem mittelständischen Handwerksbetrieb kann man sicher ohne Einschränkungen mit einem Bachelor-Abschluss ausfüllen. Genau diese individuelle Ausrichtung des Studiums auf die eigenen Bedürfnisse wird in Zukunft der Hauptvorteil der neuen Abschlüsse sein.
BM: Herzlichen Dank für die Beantwortung dieser Fragen. ■
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