Holzfensterhersteller kennen das Leid: Die Rohstoffpreise explodieren, und die Qualität entwickelt sich invers. Da sucht man gerne nach neuen Bezugsquellen: Schichtverleimte Kanteln, afrikanische Rohware oder – wie hier vorgestellt – Holzarten, die in keinem Bestimmungsbuch zu finden sind. Es handelt sich um modifizierte, also in ihrer Struktur technisch veränderte Hölzer, die kaum mit dem Ausgangsholz vergleichbar und weitgehend resistent gegen Pilzbefall sind.
Die Vertriebskooperation zwischen dem Hersteller Titan Wood BV aus dem niederländischen Arnhem und der Bremer Holzgroßhändler Enno Roggemann bringt jetzt eine innovative Holzart auf den deutschen Markt: Accoya ist ein extrem widerstandsfähiges Holz, das durch das Verfahren der Acetylierung aus wenig dauerhaften, nachhaltigen Holzarten hergestellt wird. Dabei werden die Hydroxyl-Gruppen in der Zellwand durch Essigsäureanhydrid in Acetyl-Gruppen überführt. Acetylverbindungen kommen natürlicherweise in allen Holzarten vor, so dass das Verfahren keine zusätzlichen oder gar toxischen Substanzen einbringt. Die bei der Reaktion anfallende Essigsäure kann dem Produktionsablauf erneut zugeführt werden. Reste der anhydriden Essigsäure und ihrer Nebenprodukte werden aufgefangen und recycelt.
Mit seinen besonderen Materialeigenschaften bietet Accoya eine echte Alternative zu wertvollen Hart- bzw. Tropenhölzern – speziell für den Einsatz im Außenbereich.
Prädestiniert für Kanteln
Angesichts der herausragenden technologischen und ökologischen Eigenschaften geht die Roggemann-Gruppe davon aus, das Accoya bereits kurzfristig einen bedeutenden Marktanteil zum Beispiel im Bereich Fensterholz einnehmen wird. Zielmärkte für Accoya sind u. a. Fenster und Türen, Fassaden und Gartenholz.
Bisher war der Nachteil beim Baustoff Holz in der Außenanwendung die begrenzte Dauerhaftigkeit: Bleibt eine regelmäßige Wartung beziehungsweise der fachkundige Regelanstrich aus, ist die Freude am teuer erstandenen Holzfenster oft schnell dahin. Anlass genug, nach dauerhaften, widerstandsfähigen und gleichzeitig umweltschonenden Alternativen zu suchen – auch um die immer knapper werdenden Vorräte an traditionellen Holzarten des Fensterbaus zu schonen (siehe auch Bericht in BM 8/06, Seite 7).
Accoya vermag dies zu leisten: Es ist von vergleichbarer Dauerhaftigkeit wie hochwertiges Hart- bzw. Tropenholz und hochgradig resistent gegen Feuchtigkeit, Pilze, Mikroorganismen und Insekten (Resistenzklasse 1 nach DIN EN 350-2). Man geht davon aus, dass Accoya-Holz selbst im Erdbodenkontakt 25 Jahre überdauert. Da das acetylierte Holz nur noch sehr wenig Feuchtigkeit aufnimmt, verringert sich das Quell- und Schwindverhalten um 80 Prozent – verglichen mit unbehandeltem Holz im Außenbereich. Außerdem ist die UV-Beständigkeit deutlich besser als bei anderen Holzarten. In Folge dessen müssen eventuelle Farbanstriche auch nur noch alle 10 bis 15 Jahre erneuert werden.
Das acetylierte Holz unterscheidet sich optisch und hinsichtlich der Verarbeitung nicht vom unbehandelten Holz. Da es keine Substanzen enthält, die nicht auch natürlicherweise im Holz vorkommen, kann Accoya unbedenklich eingesetzt und zu 100 Prozent recycelt werden. Eine erste Testproduktion bei Fensterbauern im Februar 2006 verlief viel versprechend, namhafte Farben- und Lackhersteller signalisierten bereits langjährige Qualitätsgarantien für den Endverbraucher. Vor diesem Hintergrund strebte Enno Roggemann eine exklusive Vereinbarung mit Titan Wood für Vertrieb in Deutschland und Polen an, die nun besiegelt wurde. Beide Partner sind vom Markterfolg der neuen Holzart Accoya überzeugt. Der Kooperationsvertrag wurde Mitte Juli unterzeichnet, erste Lieferungen sollen noch in diesem Jahr erfolgen. ■
Vertrieb:
Enno Roggemann GmbH & Co. KG
28197 Bremen
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