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Mehr Kundenbezug

Meisterprüfungsprojekt
Mehr Kundenbezug

Am 1. Juli 2008 tritt die neue Meisterprüfungsverordnung in Kraft – verbunden mit gravierende Veränderungen bei der Meisterprüfung. Neben der Fertigung des Meisterstückes – die in Zukunft mit der Hälfte Punktezahl die Benotung beeinflusst – hat die Präsentation des so genannten Meisterprüfungsprojekts durch ein Fachgespräch bzw. „fiktives Kundengespräch“ mit einem Drittel einen recht hohen Stellenwert erhalten. Eine Meisterschülerin hat im vergangenen Jahr eine beispielhafte Dokumentation erstellt, wie sie wohl zukünftig aussehen könnte und die eine profunde und detaillierte Vorbereitung erforderlich macht.

Die neue Meisterprüfungsverordnung – kurz MPVO – sieht zukünftig vor, das Meisterprüfungsprojekt (bis heute noch Meisterstück genannt) wesentlich stärker kundenbezogen zu planen, zu dokumentieren und zu fertigen. So muss der Prüfling bei der Genehmigung und nach er Fertigung des Meisterprüfungsprojekts vor dem Meisterprüfungsausschuss in einem „fiktiven Kundengespräch“ sein Meisterprüfungsprojekt vorstellen und präsentieren. Dies soll einen simulierten Kundenauftrag darstellen. Anhand der Entwurfszeichnung und eines Modells sollen Verwendungszweck und Ideenfindung sowie funktionelle, konstruktive und gestalterische Zusammenhänge dargelegt und nach der Fertigung dem „Kunden“ präsentiert und dabei Funktion, Handhabung und Pflege erklärt werden. Bei dem „Fachgespräch“ muss sich jeder Prüfer in die Rolle des Kunden hineinversetzen – er ist also Fachmann und Anwalt des Kunden“ zugleich.

Für den Prüfling bedeutet dies, dass er sich – im Vergleich zur Entwurfsgenehmigung des Meisterstückes, wie es bisher gehandhabt wurde – wesentlich intensiver und detaillierter auf dieses „Kundengespräch“ vorbereiten muss. So sind die Phasen der Ideensammlung und Entwurfsfindung, aber auch der „Kundenbezug und die Kundenwünsche“ exakt zu erläutern sowie anhand von Zeichnungen und mit einem Modell zu dokumentieren.
Im vergangenen Jahr hat die Meisterschülerin Kerrin Zilger die Ideen- und Entwurfsfindung für ihr Meisterstück so aufbereitet, dass sie als beispielhafte Dokumentation gelten könnte. Wenn auch das „fiktive Kundengespräch“ noch nicht geführt wurde, zeigt diese Arbeit doch, was zukünftig möglicherweise gefordert wird.
Das „Schmuckstück“
Kerrin Zilger stellt den simulierten Kundenauftrag und ihre Intensionen und Entwurfsüberlegungen zu den Kundenwünschen wie folgt dar: Für einen Goldschmied soll ein Möbel entworfen werden, in dem eine exklusive Auswahl von Schmuck präsentiert werden soll. Das Möbel soll durch eine klare Formensprache Ruhe und Klarheit ausdrückt, gleichzeitig auch als Raumobjekt brillieren.
Das zukünftige Umfeld des Möbelstückes ist ein Atelier, das als Schaffens- und Ausstellungsraum von dem Goldschmied genutzt wird. Sein Wunsch ist, dass das Möbel einen Mittelpunkt im Raum bildet, an dem Kunden gerne beraten werden möchten. Um direkt an dem Möbel stehen zu können, sollte es nach ergonomischen Gesichtspunkten eine Höhe von etwa 1,00 m haben.
Der individuelle Schmuck soll nicht gleich sichtbar sein, sondern erst bei der Präsentation auf dem Objekt zum Vorschein kommen.
Da ein seitliches Öffnen des Möbels unerwünscht ist und der Kunde eine Art „Sesam öffne dich“ wünscht, sollte sich das Objekt nach oben hin öffnen. Die Sichtbarkeit der Beschläge soll auf ein Minimum reduziert werden, um auch hier die schlichte Formensprache beizubehalten.
„Nach diesen Angaben und Wünschen gestaltete ich ein Möbel“, so schreibt Kerrin Zilger in der Dokumentation, „das den hohen Anforderungen gerecht wird. Entstanden ist ein Würfel, der auf einer Säule ruht. Bei der Größe entschied ich mich, sowohl beim Würfel als auch beim Sockel, für eine quadratische Grundfläche mit den Maßen 300 x 300 mm. Die Gesamthöhe des Möbelstückes beträgt 1,00 m. Der Würfel ist eine vollkommene Form, die Klarheit und Sachlichkeit ausdrückt. Durch seine neutrale Ausdehnungstendenz wirkt er ruhend und kompakt.“
Im Inneren des auf Gehrung verarbeiteten Würfels, der mit dem außergewöhnlichen Vavona-Maser furniert ist, befindet sich das Herzstück, das sich nach oben herausfahren lässt.
„Da auf einen elektrischen Antrieb bewusst verzichtet werden sollte, konstruierte ich für dieses Möbel selbst einen Antrieb“, so Kerrin Zilger; „der das Schubkastenobjekt mittels einer Gasdruckfeder und eines Führungszylinders auf eine Gesamthöhe von 1,19 m herausfährt.“ Im geöffneten Zustand kommen die Gehrungskanten des Würfels – die mit Blattgold belegt sind – besonders gut zur Geltung und unterstreichen die Exklusivität des Möbels.
Der bewegliche Korpus, der aus dem Würfel nach oben fährt, ist mit Birnbaum furniert und beinhaltet vier kleine Schubkästchen, die auf schlanken Edelstahlschienen geführt sind. Die Vorder- und Rückseite des Korpus ist nicht geschlossen, so dass die Tableaus auf jeder Seite herausgezogen und geöffnet werden können. Nimmt man ein Tableau heraus, so kann man es oben auf dem Würfel abstellen und hat die Hände frei zum Präsentieren des darin befindlichen Schmuckes. Um beim Abstellen die Lackoberfläche nicht zu beschädigen, sind die Böden der Tableaus beidseitig mit dunklem Leder bezogen. So wird einerseits das Furnier auf dem Würfel geschützt, andererseits kommt der Schmuck durch die dunkle Farbe gut zur Geltung. Beim Einschieben der Tableaus sorgt ein Kugelschnäpper für deren richtige Position und Arretierung, so dass ein einwandfreies Verschließen des Würfels gewährleistet ist. Zum Schließen muss man den Korpus mit der Hand nach unten drücken bis die Arretierung wieder einrastet.
„Als Material für den Sockel“, erläutert die Meisterschülerin, „wählte ich schwarzes MDF, das lackiert wurde. Dunkelrot passt ausgezeichnet zu dem Vavona-Maserfurnier, zu den Blattgoldkanten und zu dem leicht rötlich erscheinenden Birnbaumholz.“ Zur Gestaltung des Sockels teilte sie die Flächen nach dem Goldenen Schnitt auf. Dabei erhielt jede Seite eine vertikale und horizontale Nute, so dass das schwarze MDF wieder zum Vorschein kommt und einen ansprechenden Kontrast zur dunkelroten Fläche setzt.
Die klare Form verleiht dem Meisterstück, dem Kerrin Zilger den Namen „Schmuckstück“ gab, einen skulpturhaften Charakter. Dabei kommt das Möbel dem Anliegen und der Kundenforderung entgegen, ein Möbel zum Präsentieren und auch als Raumobjekt zu gestalten. ■

Was Sie beim „fiktiven Kundengespräch“ beachten sollten

Tipps für Prüflinge

Sprechen Sie ruhig und in freier Rede, so als ob Sie zu Ihren Eltern oder zu Ihren Freunden reden. Bleiben Sie ruhig. Geben Sie nicht an, aber zeigen Sie sich von Ihrer Sache begeistert und engagiert. Mit Ihrer Präsentation wollen Sie schließlich sowohl sich selbst, als auch Ihre Arbeit würdig ins richtige Licht stellen und den „Kunden“ überzeugen.
Seien Sie ehrlich, sonst verlieren Sie das Vertrauen. Wenn Sie etwas nicht wissen, dann stehen Sie dazu und versuchen Sie nicht herumzuflunkern.
Erzählen Sie immer nur was Sie getan haben und niemals was Sie nicht getan haben.
Die Wörter „nicht“ und „kein“ dürfen niemals in Ihrer Präsentation vorkommen. Erklären Sie, warum Sie ausgerechnet diese Arbeitsaufgabe, mit ausgerechnet diesen Materialien und mit ausgerechnet diesen Herstellungsverfahren gewählt haben und nichts anderes.
Und hier noch einige „Unwörter“ zum Abgewöhnen:
  • Das Wort „eigentlich“ bedeutet, dass es nicht so ist, wie Sie es gerade gesagt haben, sondern, dass das Gegenteil der Fall ist. „Eigentlich wollte ich mit meiner Arbeit zeigen, dass …“ Das Wort „eigentlich“ ist absolut tabu!
  • Das Wörtchen „halt“ schwächt alles, was Sie sagen wollen: „Ich habe Buchenfurnier genommen“ und nicht „Ich habe halt Buchenfurnier genommen.“
  • Das Wörtchen „einfach“ macht aus großem Engagement und aus viel Zeit, Herzblut, Arbeit, Mühe und Geld, die Sie in Ihre Arbeit investiert haben, ein Ding mit geringer Wertschätzung. „…und dann habe ich es einfach so gemacht.“
  • Mit dem Wörtchen „man“fühlt sich keiner angesprochen. „Hier kann man sehen…“ Viel besser: „hier können Sie sehen“ oder „hier sehen Sie.“.
  • Das Wörtchen „würde“ und alle anderen Konjunktive wie „sollte“, „hätte“, „könnte“, „dürfte“ bedrängen den Gesprächspartner nicht – sie sind höflich gemeint aber nichtssagend. „Ich würde mich freuen, wenn es Ihnen gefällt.“ Da kommt doch die Frage auf, warum er sich nicht gleich freut. Wesentlich besser: „Ich freue mich, wenn es Ihnen gefällt.“
  • Konjunktive sind nur erlaubt, wenn es um die Wiedergabe von Gesagtem geht. „Er sagte, das Furnier würde sich noch verfärben.“
  • Das Wörtchen „äh“ ist tabu. Vermeiden Sie dieses Wörtchen bevor Ihre Zuhörer sich einen Spaß daraus machen und mitzählen, wie oft Sie es verwenden. Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie sagen wollen. Denken Sie mit, hören Sie gleichzeitig auf das, was Sie sagen und wie Sie sprechen.
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