Ein altes Patrizierhaus in Regensburg beherbergt ein exklusives Geschäft für Damenmode. Im Kellergeschoss finden sich noch die originalen Kreuzgewölbe mit den alten Spuren der Schalungen aus dem 12. Jahrhundert. Im Erdgeschoss, dem großen Hauptraum des Damenausstatters, findet der Besucher ein großes Tonnengewölbe, welches seitlich von den historischen Schildbögen und Arkaden abgeschlossen wird. In den anderen Räumen des Ladens finden sich ebenso überall die Spuren und Formen der Baugeschichte des Anwesens. Die Pfeiler, Kreuzgewölbe, Säulen und Segmentbögen der Romanik sind ebenso in saniertem Originalzustand zu finden, wie auch Spuren von Umbauten aus Gotik und Barock. Beim Umbau des Ladens wurden alle historischen Bauelemente sorgsam saniert und belassen.
Keineswegs belassen wurden dagegen die Spuren jüngerer Geschichte. Die Umbauten in den letzten Jahrzehnten erfolgten ohne Rücksicht auf die lange Geschichte des Hauses und hatten so einiges verfälscht und verbaut. Nach vorheriger Analyse und Besprechung mit dem Denkmalschutz verschwanden hier falsche Kreuzgewölbe, Zwischendecken und Rundbögen, die aus jüngster Geschichte „dekorativ“ eingebaut waren. Gemauerte Zwischenwände, Regale, Bänke und Gesimse des vorherigen Betreibers wurden ebenso abgebrochen, um den Räumen wieder ihre ursprüngliche Klarheit zu geben.
Dazu gehörte auch eine Passage mit Schaukästen, die in den Raum hineingebaut war. Nach deren Abbruch liegt nun der Zugang wieder in seiner historischen Lage in der Fassade, ebenso wie die jetzigen Schaufenster, welche die alten Fensterformen widerspiegeln.
Gestaltungskonzept
„Zurückhaltung gegenüber den historischen Räumen und eine klare, schlichte sowie elegante Architektursprache beim Umbau“, so lautet der selbst gestellte Grundtenor von Berschneider + Berschneider für diese Aufgabe.
Das denkmalpflegerisch bedeutende Anwesen hat es nicht nötig durch dekorative Einbauten oder Bauteile vermeintlich aufgewertet zu werden – die richtige Formensprache liegt hier vielmehr in Zurückhaltung. Das moderne, edle Ambiente schaffen dabei wertige Materialien, schlichte, fast strenge Formen der Einbauten und Ausstattungen im Kontrast zum historischen Umfeld.
Zurückhaltung zeigt sich bereits beim Annähern an den Laden. Die historischen Wandöffnungen, jetzt Schaufenster, sind vollflächig verglast und nur in filigranen, eleganten Edelstahlleibungen gefasst. Bewusst abgesetzt von den Mauern sind hier nur auf das Glas aufgesetzte Rahmen, welche die ausgestellte Ware wie ein Bild in Szene setzen, Neugier wecken und zum Betrachten einladen.
Schlichte Eleganz dann auch im Inneren des Ladens. Um dem historischen Ambiente respektvoll zu begegnen, legten die Planer großen Wert darauf, dass vor allem die für eine zeitgemäße Nutzung unumgänglichen technischen Notwendigkeiten für den Besucher möglichst unsichtbar bleiben. Alles ist mit der Planung von vorneherein bestens „versteckt“.
Ebenso die für den Verkauf notwendige Beleuchtung und Installationstechnik konnte auf ein optisches Minimum reduziert werden. Entweder sieht der Kunde dank indirekter Beleuchtungen gar keine Lampen oder abgehängte filigrane Bänder mit wenigen einzelnen Spots stören zum einen nicht die Form der historischen Gewölbe und erscheinen nur als schlichtes, grafisches Element im Raum.
Durch alle Räume zieht sich ein Steinboden, den spanischen Sandstein „Vinaixa“, der sich mit seinem Plattenraster zum einen harmonisch in dieses historische Ambiente einfügt. Zum anderen mit seiner Farbe und Oberfläche eine edle und elegante Stimmung in die Räume bringt.
Zurückhaltung auch in Sachen nötiger Einbauten und Möbel. Freistehende Möbel wie etwa Theke oder Vorlagetische, bestechen durch ihre strenge, schlichte Form, die sich dazu durch edle Materialien behaupten, aber nicht in den Vordergrund spielen.
Die historischen Wandnischen und Arkaden in den Räumen dienen gleich als Raum für Wandborde und Regale. Hier spielen eben- so dezente Farben und strenge Formen ihre Rolle als bewusster und stimmiger Kontrast zum geschichtsträchtigen Mauerwerk. Dazu trägt auch die Reduktion auf wenige Materialien bei: sandgestrahlter Edelstahl, weiß lackierte Flächen und naturbelassenes Eichenholz.
Im Raum finden sich nur ein paar bewusst reduzierte Farbtupfer mit den Filzhockern oder variable Filzeinlagen in den Vorlagetischen.
So ergeben sich moderne, schlichte, elegante Verkaufsflächen, die sich respektvoll vor der umgebenden Baugeschichte zurückhalten, aber dennoch selbstbewusst wirken.
Ein Ambiente ohne Schnörkel und Deko, das Modernes und Historisches stimmig kombiniert, ohne zu vermischen. Insgesamt ein edles Umfeld, das schlicht und elegant wirkt, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Also ein ideales und wertiges Ambiente, in dem die präsentierte gehobene Damenmode standesgemäß erscheint. ■
Entwurf und Konzeption:
Berschneider + Berschneider, Architekten BDA und Innenarchitekten
Johannes u. Gudrun Berschneider
92367 Pilsach/Neumarkt
Ausführung: Schreinerei Eibl 93155 Neunkirchen und
Schreinerei Krotter
92331 Lupburg
Fotos:
Erich Spahn, 92224 Amberg
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