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Orientierungsversuch

Heinz Willi Wittmann zur aktuellen Diskussion rund um das Holzfenster
Orientierungsversuch

Orientierungsversuch
Heinz Willi Wittmann, Produktmanagement Fensterfertigungssysteme bei der Weinig AG
Neue Konstruktionen und Eckverbindungen, CNC-Einzelteilfertigung und Oberflächentechnik: Wieviele, zum Teil sehr fragwürdige Experimente verträgt das Holzfenster? H.W. Wittmann nimmt die aktuellen Entwicklungen kritisch unter die Lupe und plädiert vor allem für eines: Für gezielte Investitionen in Qualität und Marketing.

In den ersten drei Jahrzehnten seit Gründung der BRD, garantierte die Baubranche den Holzfensterherstellern volle Auftragsbücher. Die Mengenorientierung war ein wesentlicher Grund, die notwendige Optimierung der Holzfensterqualitäten zu vernachlässigen. Die einseitige Ausrichtung des Holzfensters auf den Neubaubereich erleichterte schließlich Ende der 60er Jahre dem Kunststoffenster den Einstieg über die Altbausanierung in den Markt.

Auch am Ende dieses Jahrtausends sind die Probleme der Fensterbaubranche erneut mengenorientiert, bedauerlicherweise unter umgekehrten Vorzeichen: Heute sind es die Überkapazitäten, die einen ruinösen Preisverfall zur Folge haben.
Wer in solchen, von diesen Einflußfaktoren veränderten Märkten agieren will, muß die Kunst der Kommunikation beherrschen und sein Produkt mit entsprechenden Vertriebsaktivitäten neu positionieren, um die Orientierung nicht zu verlieren.
Dahinter verbirgt sich eine neue große Herausforderung für die Holzfensterproduzenten, die bisher durch ein ausgeprägtes Kommunikationsproblem gehandikapt sind. Anders ist der starke Anstieg des Holzanteils im Innen- und Außenbereich, an dem das Holzfenster bisher nicht partizipieren konnte, kaum zu erklären.
Im privaten Baubereich wird neben dem Einbau von Kunststoffenstern mit Holzdekor, in vielen Fällen, eine hochwertige Holzhaustür gewünscht.
Die notwendige kritische Diskussion mit dem Bauherrn über dessen konträre Wünsche bleibt in vielen Fällen aus, weil der Anbieter zum einen Holz- und Kunststoffenster gleichberechtigt gegenüberstellt und seine Argumentation, wenn überhaupt angewendet, keinen Unterschied zwischen den beiden Werkstoffen vorsieht, zum andern der Auftrag über die Haustür nicht gefährdet werden soll.
In einem Markt, der von Marketingstrategien gesteuert und von Werbe- und Verkaufsaktivitäten geprägt wird, bietet eine derart konservative und inkonsequente Einstellung bei der Vermarktung von Holzfenstern nur geringe Erfolgsaussichten. Die nur zögernd geführte Kommunikation reduziert als Folge die Akzeptanz des Holzfensters.
Das Holzfenster benötigt vorrangig Investitionen in Qualität, Marketing und Vertrieb!
Nur diese notwendige Neuorientierung ermöglicht es, an der „pro Holz“ orientierten Markttendenz zu partizipieren. Orientierung und Konsolidierung jedoch, werden seit einiger Zeit durch eine äußerst zerrissene Diskussion in der Branche wesentlich erschwert. In diesem zuvor skizzierten Markt hat das Holzfenster Kommunikations- und somit Akzeptanzprobleme.
Fenster aus Holz sind nicht etwa gehandikapt durch fertigungstechnische oder konstruktive Probleme. Überkapazitäten führen zu ruinösen Preis- und Garantiezusagen. Weitere Fertigungskapazitäten verschärfen die Wettbewerbssituation und erschweren ein positives, betriebswirtschaftliches Ergebnis. Ebensowenig verbessert die taktisch geführte Diskussion über die Qualität der Zapfen- und Schlitz-Eckverbindung die Vermarktungschancen des Holzfensters. Bei der Beachtung aller Erfahrungswerte der letzten Jahrzehnte, basierend auf der Holzfensterkonstruktion nach DIN 68121, sind mit präzise zu definierenden Holzarten, erprobten Verarbeitungsverfahren, existierenden und beständigen Lack- und Lasurqualitäten, die durch bewährte Applikationstechniken verarbeitet werden, qualitativ hochwertige Holzfenster herstellbar!
Die nach diesen Grundsätzen gefertigten Holzfenster werden dem Anspruch des Marktes weitestgehend gerecht. „Sensible“ Holzarten und kritische Konstruktionsdetails, wie z. B. Wetterschenkelvarianten oder regenschienenlose Fensterkonzeptionen, bedürfen, wie auch der flächenbündige Einbau, der besonderen Beachtung und können bei professioneller Argumentation in vielen Fällen positiv verändert, Probleme somit entschärft werden. In vielen Fällen ist es die zu unkritische Einstellung der Fensterproduzenten gegenüber den Kundenwünschen nach gewissen Holzarten und Konstruktionsvarianten, welche Probleme erst entstehen lassen. Selbst für ausgeprägte Optimisten ist eine zielorientierte Strategie, nach der die Branche agiert, im Moment leider nicht zu erkennen.
Qualität setzt Qualitätsbewußtsein voraus! Eine betriebswirtschaftlich existenzfähige Organisationsstruktur ist hierfür eine unverzichtbare Voraussetzung!
Ebenso kritisch muß die Analyse neuer Fensterkonstruktionen und neuer Bearbeitungsverfahren erfolgen. Der Einsatz CNC-gesteuerter Bearbeitungszentren (BAZ), ergänzend neben konventionellen Durchlauftechnologien bei der Fertigung von Rund-, Stich- und Korbbögenfensterkonstruktionen, ist wegen des erzielbaren hohen Rationalisierungseffektes positiv zu beurteilen. Problematisch ist jedoch bei den meisten Investitionsentscheidungen die geringe Auslastung und somit die unsichere Amortisation dieser CNC-Konzepte. Aufgrund dieser problematisch geringen Kapazitätsauslastung argumentieren im Moment einige Anbieter dieser Maschinenkonzepte, die sich im Bereich der Möbelproduktion etabliert haben, zu pauschal an der Praxis der Holzfensterfertigung vorbei, alle Bearbeitungsgänge auf das BAZ zu verlagern und somit Auslastung und Amortisation zu verbessern.
Der positive Effekt hoher Flexibilität dieser Maschinenkonzepte soll an dieser Stelle deutlich herausgestellt werden. Beeindruckende Ertragsverbesserungen von über 160 %, erzielt durch den Einsatz dieser Produktionstechniken, wurden vielfach veröffentlicht und auch zugesagt. Wären diese Prognosen zu realisieren, bedarf es keiner Überlegung, diese Investition zu tätigen, wenn nicht, wie so oft, die Praxis und die Erfahrungen kritische Fragenaufwerfen würden. Dieser Problematik auszuweichen und die eingangs beschriebene Marktsituation des Holzfensters nicht zu berücksichtigen, birgt existenzgefährdende Risiken, die oftmals mit der Einführung neuer Verarbeitungsverfahren und Techniken verbunden sind. Beim Rückgang der Holzfenstermarktanteile auf das heutige Niveau, haben Fehlentscheidungen bezüglich der Fensterkonstruktion sowie beim Einsatz neuer Produktionsverfahren, die sich im nachhinein alsnegativ erwiesen haben, einen hohen Anteil!
Die einzelnen Werkstücke einer Rahmenkonstruktion zu imprägnieren, also vor Bewitterung zu schützen, ist besonders bei Verwendung sensibler Holzarten eine wesentliche Qualitätsverbesserung der Fenster. Aus dieser Erkenntnis läßt sich der zuvor geschilderte positive Effekt der Imprägnierung, nicht pauschal auf die in die Diskussion geratene Einzelteillackierung übertragen. Zumal bei der Realisierung dieser Fertigungsphilosophie einige Effekte eventuell kontraproduktiv sein könnten.
Die Methodik, ein Werkstück in einer Aufspannung, also in einem Arbeitsgang im Quer- und Längsbereich zu bearbeiten, bedarf keiner besonderen Erwähnung.Auch ohne den Einsatz eines BAZ wird dieses Verfahren aus konventionellen Durchlaufkonzeptionen, wie z. B. die weitverbreitete und bewährte Winkelkombination, auf der neben der Zapfen- und Schlitzverbindung auch allealternativen, bewährten Eckverbindungs-systeme gefertigt werden können, bereits seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Die Vorgehensweise, bei einer Aufspannung, sämtliche Fräsungen und Bohrungen, auch die für die Dübelverbindung zu plazieren, muß kritisch hinterfragt werden. Die existierenden Erfahrungen und Erkenntnisse, seriöse und professionelle Gesichtspunkte unterstellt, ermöglichen es nicht, mit diesen fertig bearbeiteten Werkstücken die komplette Oberflächenbearbeitung zu durchlaufen, Bohrungen und Dübel zu lackieren und zu hoffen, daß der Leim und/ oder die Schraube Winkeligkeit und Haltbarkeit garantiert.
Die bei der Herstellung von Haustüren seit Jahrzehnten bewährte, stumpfe Konter-Dübeleckverbindung basiert nicht etwa auf dem nicht präzise definierten, unerprobten und somit sehr unsicheren „Lack-Leim-Schweißverfahren“! Die hohe Qualität der Haustür ist nur mit einer organischen Klebeverbindung, die einen zusätzlichen Arbeitsgang (Aufspannen) voraussetzt, realisierbar.
Die Haltbarkeit dieser Klebeverbindung setzt voraus, daß nur ein unbehandelter Dübel in einem ebenso unbehandelten Dübelloch eine dauerhaft belastbare und somit zuverlässige Verbindung sicherstellt. In den vergangenen zwei bis drei Jahren sind die innerhalb der Holzfensterbranche stattfindenden Innovationen vielfach von der Diskussion geprägt worden, ob im Falle einer sog. „CNC“-Bearbeitung der Fensterhölzer, auf den Einsatz einer Rahmenpresse verzichtet werden kann. Hinzu kommt die Frage ob Spaxschrauben, Gewindebolzen, eingepreßte Verbindungssysteme oder diverse Schraubanker einsetzbar sind, ohne, daß die existentiell wichtige Frage gestellt und deshalb auch nicht beantwortet werden muß, ob hierdurch die Akzeptanzprobleme des Holzfensters positiv verändert werden. Die notwendigen Diskussionen über neue Verfahren und Systeme darf nicht in dieser Form erfolgen, weil möglicherweise positive Veränderungen der Holzfensterqualität und des Fertigungsablaufs konterkariert werden.
Neben der kritisch zu prüfenden Frage, ob eine Glashalteleiste nur profiliert, jedoch nicht aus dem Flügelprofil herausgetrennt wird und damit auf eine sogenannte „lösbare“ Eckverbindung angewiesen ist, um einen eventuell notwendigen Austausch der Glasscheibe zu ermöglichen, hat das Verfahren die für die Statik der Fensterkonstruktion eminent wichtige Verklotzung über eine durch den Getriebefalz erreichbare Einstellschraube sicherzustellen, zwar einen innovativen, jedoch sehr abenteuerlichen Charakter. Innovationen sind für die Holzfensterkonstruktion sowie die Fertigungsmethodik unverzichtbar. Die Handhabung und Bewertung derartiger „Fortschritte“ kann aber oftmals nur durch die Frage nach Referenzen und Erfahrungen schlüssig beantwortet werden. Letztlich kann nur dadurch in vielen Fällen Klarheit darüber gewonnen werden, ob sich diese oder jene Lösung bewährt hat. Das Potential an Erfahrungen und Erkenntnissen, der Holzfensterbranche, das bedauerlicherweise jedoch wegen des ruinösen Wettbewerbs innerhalb der letzten Jahre vernachlässigt worden ist, kann durch keine Forschungsarbeit der Fachinstitute, auch nicht durch technische Fortschritte bei den Produktionsmitteln kompensiert werden. Nicht zuletzt muß auch die in der sehr pauschal geführten Diskussion über die „Einzel-teilfertigung“, die Oberflächenbehandlung mit chemischem Holzschutz und Laccierung, intensiver behandelt werden. Die Qualität der Oberfläche, und die vom Kunden gewünschte Langlebigkeit, erhöht zweifellos die Akzeptanz des Holzfensters.
Pflegeintervalle und Wartungsaufwand dürfen innerhalb einer akzeptablen Zeit, einen vertretbaren Aufwand nicht überschreiten.
Konzeptionen, die wegen der sensiblen Holzarten, Ober-flächen und Konstruktions-sowie Einbauarten, innerhalb von maximal zwei Jahren einen neuen Anstrich benötigen, reduzieren die Akzeptanz, das Image und das realisierbare Preisniveau des Holzfensters mit existenzgefährdenden Folgen. Mit aller Vorsicht muß jedoch, getragen von der Absicht, die Qualität und die Akzeptanz des Holzfensters zu erhöhen, bei den weitverbreiteten sensiblen Holzarten von der Notwendigkeit einer 4-fach-Applikation ausgegangen werden. Mit dieser sicherheitsorientierten Methodik für eine hochwertige Oberflächenbehandlung, entsteht bei der Lackierung von Einzelteilen ein räumlicher und logistischer Aufwand, der im Moment nicht konkret zu diskutieren, erst recht nicht zubeziffern ist.
Gerade deshalb wird seiteiniger Zeit versucht, mit nur einer 2-fach-Applikation diesen Aufwand reduzieren zu können. Behutsame Argumentation und eine ebensolche Vorgehensweise muß in dieser Beziehung dringend angemahnt werden!
Mit einer einfachen Formel wird auch eine andere Problematik der Einzelteilfertigung transparent. Bei einer Tageskapazität von 50 Einheiten sind 100 Rahmen zu behandeln. Hierfür werden 100 Haken/Positionen benötigt. Als Einzelteil behandelt, sind 400 Haken/ Positionen bereitzustellen! Ein wesentlich größerer Platzbedarf kann somit die Folge sein. Die räumlichen und finanziellen Konsequenzen sind bisher nur sehr diffus in der Diskussion berücksichtigt worden. Qualität und Wirtschaftlichkeit setzen einander voraus! Es muß der Branche gelingen, das Holzfenster mit einem neuen Status und besserenImage freizustellen. Das Holzfenster ist ein natürliches, schönes,individuelles, besseres und somit auch teureres Bauelement. Auch die Materialkombination Holz/ Alu bietet sämtliche Vorteile hochwertiger, haltbarer Fensterkonzeptionen für eine moderne Gesellschaft mit hohen Ansprüchen.
Im Einzelfall eine Orientierungshilfe, unter Berücksichtigung der für die Holzfensterbranche zur Verfügung stehenden Technologien bieten zu können, war Motivation und ist Ziel dieser kritischen Betrachtung. n
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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