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Platz nehmen, bitte!

smi - schweizer möbelmesse international, Zürich ´99
Platz nehmen, bitte!

Obwohl der Event schon einige Zeit zurückliegt, lohnt sich der Rückblick auf die Schweizer Möbelmesse in Zürich Ende April dieses Jahres. Denn diese Messe versucht, sich unmittelbar nach den großen Veranstaltungen in Köln und Mailand zu behaupten. Und es sieht so aus, als hätte man sich einen Platz ergattert. Es ist zwar noch längst nicht die Zeit in Aussicht, um sich zurückzulehnen, aber die Zweifel darüber, ob diese Messe überhaupt nötig sei, sind weitgehend verstummt. Überlegungen, wie eine Messe in Zukunft geartet sein sollte, um sich gegenüber den elektronischen Märkten mit ihren entsprechenden Dienstleistungsangeboten behaupten zu können, müssen auch “die Grossen” anstellen. Die sich daraus ergebenden Strategien werden sich ähneln und in erster Linie die Größenordnungen zu berücksichtigen haben.

Die smi in Zürich hat einen ersten großen Schritt getan und setzt voll auf den Punkt, der schon 1997 ganz oben auf der Prioritätenliste stand: das Schaffen von Nachfrage, das Stimulieren von Kauflust (vgl. BM 8/97, S. 36, 37). Zu diesem Zweck war die Messe neben den Publikumstagen (Samstag und Sonntag) bereits am Donnerstag und am Freitag ab 17 Uhr für Privatbesucher geöffnet. So konnten in der Endbilanz fast 16 000 Besucher und somit rund 17 % mehr als 1998 verbucht werden. Dabei blieb der Anteil der Fachbesucher gleich, während der Anteil der Privatbesucher beispielsweise am Sonntag rund 50 % höher lag als im Vorjahr. Der Trend lautet also: weg von der reinen Fachmesse, den Bedürfnissen und Stimmungen der Endverbraucher soll möglichst umfassend begegnet werden, nachdem dies in den letzten Jahren aus Gründen der zunehmenden Komplexität sträflich vernachlässigt wurde.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm sollte das große Publikum anziehen und “das Messe-Erlebnis steigern”. Begleitend ging ein “Filmfestival mit den berühmtesten Filmen dieses Jahrhunderts” über die Bühne. Für Donnerstagabend war ein Referat von Ueli Kühni (Ausbildungsverantwortlicher bei creation baumann, Langenthal) zum Thema “Mit Farbe einrichten” angesagt. Und für Freitagabend stand “Feng Shui, die chinesische Harmonie-Lehre in der Wohnwelt” von Brigitte Gärnter auf dem Programm.
In den Ausstellungshallen selbst war als Zugabe neben den bereits bekannten Sonderschauen “The Best of . . .” und “Design Passage” die Sonderschau “Lifestyle eines Jahrhunderts” zu sehen. Verteilt auf das gesamte Messezentrum fand man entsprechend zu den zehn Dekaden des Jahrhunderts auf zehn Zeitinseln verteilt “herausragendes, weltbekanntes Möbeldesign” zusammen mit großformatigen Fotodokumentationen der damaligen Mode und akustischen Musikerinnerungen (eine Produktion der smi mit den Medienpartnern “Modelblatt” und DRS 3, gestaltet von Gabi Vetsch und André Riemens, GAAN GmbH, ZH).
Diese Lifestyle Sonderschau ließ, laut Presse Schlußcommuniqué, für einmal Fachleute und Laien dieselben “erstaunlichen Feststellungen” machen nämlich, daß “Möbel öfter als vermutlich wichtiger und mitprägender Teil eines Zeitgeistes und eines Lebensstiles” gewesen und, daß “die großen Designentwürfe bis heute zeitlos gültig geblieben” seien.
Soweit eigentlich nichts Neues! Die Frage bleibt allerdings, wieviele von den Besuchern sich in den eigenen vier Wänden diese “mitprägenden Teile des Lebensstils” aufgestellt haben bzw. sich leisten könnten. Bei den ausgewählten Moden dürfte es schon einer größeren Gruppe gelungen sein, sich als Mit-Träger und vor allem als Mit-Trägerinnen identifizieren zu können. Und am unproblematischsten – in Bezug auf den repräsentativen Charakter – dürfte die Musikauswahl gewesen sein, denn in dieser Sparte wird mittels demoskopischer Verfahren (Hitlisten, etc.) der Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad ermittelt. Waren diese gutgemeinten Unterhaltungs- und Entspannungsanlagen also nicht eher museale Störenfriede mit kontraproduktivem Potential? Oder waren die Zeitinseln sogar Zeitbomben, deren lautes Ticken zum fluchtartigen Verlassen der Hallen veranlaßte? Man war immer wieder geneigt, dazwischenzurufen: nur keine Panik, bitte wieder Platz nehmen! Die Möbelgeschichte wird sowieso geschrieben, ob das breite Publikum nun daran teilnimmt oder nicht!
Stimmungs- und Muntermacher zum Wecken der Nachfrage und zur Steigerung der Lust auf Veränderung im Wohnbereich werden einen zunehmend größeren Stellenwert einnehmen, denn wie schon erwähnt: die kaufkräftigen Jahrgänge sind möbliert. Auch werden solche Elemente wichtig, wenn es darum geht, eine Fachmesse für den Endverbraucher attraktiv zu gestalten und alle Besucher zum Verweilen einzuladen. Denn das Verweilen ist Voraussetzung für die Bereitschaft, das Angebot auf sich wirken zu lassen – vergleichbar mit dem Blättern in einem stimmungsvoll aufgemachten Katalog. Die drei großen M des Lifestyle – Mode, Musik und Möbel – dafür zu kombinieren,scheint höchst angebracht. E
Nur dürfen sie nicht auf ein paar Freizonen füllende, leicht elitär wirkende Inseln verfrachtet werden, die zu nie erreichbaren Traumnischen verkommen. Die Interessierten müssen sie besitzen können – im wahrsten Sinn des Wortes.
Absolute Neuigkeiten der internationalen Möbelindustrie vorzuführen – der eigentliche Anlaß einer solchen Veranstaltung – ist nach Köln und Mailand fast unmöglich. Um so mehr läge das Augenmerk z.B. auf der Design-Passage, die auf nationaler wie auch internationaler Ebene als Forum für Impulse dienen könnte. Leider verkümmert diese zusehends. Gerade noch 14 junge Produzenten und Designer waren dort vertreten. Es läßt sich darüber streiten, ob eine Fachmesse omnipräsent mit dem Wörtchen “neu” operieren muß, aber nur um das Bewährte im Rahmen von “The Best of …” im Stil von “… das sind und waren unsere Hits …” unter die Leute zu bringen, ist der Aufwand zu groß und die Bedeutung einer Messe zu gering. Um sich doch Beachtung zu verschaffen und statistisch eine weitere Steigerung nachweisen zu können, ließ sich die smi folgendes einfallen: waren 1997 noch 280 Aussteller auf 16 000 m² Bruttofläche verteilt, durften 1999 ca. 220 Aussteller 25 000 m² beanspruchen. Eine Möglichkeit, schwierige Konjunkturperioden “auszusitzen”.
Jürgen Kluge
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