Da Gestalten eine elementare Aufgabe des Handwerks ist, vergeben das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie und die hessischen Handwerkskammern im zweijährigen Turnus den Hessischen Gestaltungspreis. Ein Preis, der Kreativität, schöpferische Phantasie und experimentelle Gestaltung fördern soll. Dieses Jahr gewann der Tischlermeister Heinz Westphal mit seinem Hänge-sideboard den 1. Preis.
Die reduzierte klare Form, die Konzentration der Gestaltungsmittel, gelungene Proportionen und Gliederung sowie die hohe Funktionalität des Hängesideboards von Heinz Westphal hatte es der Jury angetan. So zeichnete die Jury den Tischlermeister aus Gladenbach mit dem 8. Hessischen Gestaltungspreises aus, der mit 3500 Euro dotiert war. Beeindruckt war die Jury auch von den edlen Details, wie die auf Gehrung gearbeiteten Türen und Verbindungen, die Schattenfugen, der ideenreiche Öffnungsmechanismus, das ästhetische und konsequente Beschlagkonzept bis zur Betonung der Horizontalen auch durch das Furnier.
Insgesamt hatten 56 Handwerkerinnen und Handwerker an Wettbewerb teilgenommen, der in diesem Jahr von der Handwerkskammer Kassel ausgerichtet wurde. In einer Ausstellung zeigte die Handwerkskammer sowohl das Hängesideboard als auch die anderen fünf ausgezeichneten Arbeiten mit 14 weiteren, beispielhaften Wettbewerbsarbeiten.
So auch das siebenteilige Becher-Set von Goldschmiedin Ewa Doerenkamp (Frankfurt), die für ihre Arbeiten mit dem 2. Preis (2500 Euro) ausgezeichnet wurde. Der besondere Charme des Becher-Sets, so die Jury, liegt in den individuell wie gewachsenen Formen, die der Gruppe eine heitere, leichte Ausstrahlung geben.
Gleichzeitig erweisen sich die Formen als funktional. Reizvoll ist auch, dass der Arbeitsprozess sichtbar ist: Verlötungen, Hammerschlag und Treibarbeit sind für die Gestaltung aktiviert. Verbindungen wirken wie Gelenke, die perlmuttartige Wirkung der Oberfläche erinnert an Kunstkammerstücke der Vergangenheit.
Den 3. Preis vergab die Jury zweimal. Zum einen an Peter Hromek, Maschinenbautechniker aus Sinntal, zum anderen Keramikmeisterin Angelika lmhof-Lanz aus Schlüchtern. Hromeks Arbeit Drillinge ist eine aus drei fein gedrechselten Körpern perfekt zusammengesetzte Form und besitzt Leichtigkeit und vermittelt Harmonie. Die Drillingsform erhält etwas körperhaft Organisches, befand die Jury.
Die zum Sitzen und Spielen einladende Spielbank von Imhof-Lanz zeugt von einer in sich konsequenten spielerischen Formsprache, die im Gesamteindruck wie in den Details durchgehalten ist. Sie wirkt gemütlich, was durch die Heizmöglichkeit auch eingelöst wird.
Für seinen „Vario Tisch“ erhielt Dipl. Ing. Joachim Bovelet (Schauenburg) den Sonderpreis, denn die Jury überzeugte der technisch und formal gelungene Vorschlag für einen platzsparenden, stabilen, schwenk- und höhenverstellbaren Tisch für verschiedene Aufgaben. Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch ein Anerkennungspreis für Gesellen verliehen. Er ging an Buchbinderin Nadine Werner (Kassel), die ihn für ihr Schmuckkästchen zugesprochen bekam: Ganz unscheinbar offenbart sich das kleine Behältnis mit einem raffiniert einfachen Deckelmechanismus und überzeugt mit der perfekten Verarbeitung und Materialkombination
An dem Wettbewerb können alle Handwerker/innen mit Gesellen- oder Meisterprüfung, die in Hessen wohnen und in einem Handwerk arbeiten,in dem die Gestaltung einen wesentlichen Anteil hat, teilnehmen.
Die Preisverleihung findet am 31. Oktober im Rahmen der Siegerehrung der Landessieger im Praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend 2002 in der Stadthalle in Baunatal statt. o
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