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„Qualität ist Ehrensache“

Kooperation und die Schreinerinnung Aschaffenburg
“Qualität ist Ehrensache”

Eigentlich ist die Schreinerinnung Aschaffenburg eine Innung, wie jede andere auch. Es gibt einen Obermeis-ter … aber da fängt es schon an: “Ich bin ein Innungsobermeister mit sozialer Ader”, schmunzelt Michael Deller. Ihm ist es zusammen mit anderen gelungen, ein richtungsweisendes Netzwerk aufzubauen. In einem lockeren Rahmen kooperieren die Innungsmitglieder untereinander. Die Schreinermeister Michael Deller, Peter Helfrich, Benno Karl und Toni Werner sprechen offen über gute und schlechte Erfahrungen, Ideen und Ziele, Freud und Leid.

Die Zusammenarbeit sei nicht geplant worden, es gab kein eigens hierfür ausgearbeitetes Kooperationskonzept. Unter dem Dach der Innung waren sich die Mitglieder näher gekommen. Michael Deller: “Man hat zusammen gesprochen, beschnupperte sich und verlor allmählich die Scheu voreinander.” Benno Karl: “Wir haben eine neue Qualität der Zusammenarbeit, eine neue Kultur geprägt, emotionale Angelegenheiten weggelassen und uns gefragt, wie können wir zusammen arbeiten und Probleme lösen.” So hat sich allmählich ein Netzwerk gebildet. Dazu beigetragen hat auch, dass Treffen und Sitzungen abwechselnd immer wieder in anderen Betrieben statt fanden. Toni Werner: “Da wurde viel Futterneid abgebaut, wir gönnen jedem das, was er hat. Außerdem, und das ist ganz wichtig, hat die Chemie zwischen uns gestimmt. Es ist uns gelungen, Neid und Konkurrenzdenken komplett abzubauen.” Michael Deller beschwichtigt: “Naja, in gewissen Kreisen vielleicht … aber dass so etwas in unserer Innung gar nicht mehr vorhanden ist, kann man nun auch wieder nicht behaupten. Viele Innungsmitglieder haben sich zurückgezogen und sind nicht mehr aktiv dabei, was wir natürlich bedauern.” Und Benno Karl fügt hinzu: “Ja, früher war das Konkurrenzdenken viel ausgeprägter und manche sehen auch heute noch missgünstig auf vermeintliche Konkurrenten.”

Dabei sei der Grundgedanke der Zusammenarbeit ja nicht, dem Kollegen die Arbeit wegzunehmen, sagt Michael Deller, sondern sich dem Kunden bekannt zu machen und der Industrie gegenüber als Gruppe aufzutreten.
Qualität, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind Ehrensache
Alle Kooperationen, die sich aus oder neben der Innungsarbeit ergeben haben, basieren auf einem Vertrauensverhältnis unter den Partnern und sind vertraglich jeweils nur für einen Auftrag verbindlich. Michael Deller: “Qualität, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind Ehrensache und Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit. Jede Kooperation findet ohne Zwang oder Verpflichtung für die Zukunft statt.” Peter Helfrich stellt klar: “Wenn Schreinerkollegen einen Auftrag erledigen, ist die Qualität meist noch höher als bei eigenen Produkten, weil man zum einen sein Gesicht zu verlieren hat und zum anderen Nachfolgeaufträge. Erst vor kurzem hat einer meiner Mitarbeiter gesagt, es sei bei uns noch nie so gut gearbeitet worden wie heute.” Allerdings sind in diesem Zusammenhang auch schlechte Erfahrungen gemacht worden. “Es gibt Leute, bei denen die Dienstleistungsqualität sehr zu wünschen übrig lässt,” weiß Toni Werner aus der eigenen Praxis, “mit unzuverlässigen Kandidaten muss man sich zusammen setzen und reden”. Peter Helfrich: “Ich schätze mal, dass 10 Prozent die Vorgaben nicht erfüllen. Gott sei Dank habe ich selber noch nie Probleme gehabt.”
Von den Kollegen mit denen er zusammen arbeitet, weiß Michael Deller, dass die Qualität stimmt. “Und wenn doch mal eine Balkontür streifen sollte, richtet das derjenige Kollege wieder, der dafür zuständig ist.” In diesem Fall wäre das Thomas Schäfer. Der 44-Jährige ist mit seinem 25-köpfigen Team auf Fenster und Haustüren in allen Varianten (Holz, Kunststoff und Holz-Alu) spezialisiert. Er ist für jeden der vier Versammelten zuverlässiger Zulieferer in diesem Bereich.
Michael Deller: “Fenster lasse ich von Thomas Schäfer nicht nur fertigen, sondern auch montieren. Mit ihm bin ich, gerade bei problematischen Sachen, schon zu Kunden gegangen und habe ihn als unseren Fensterspezialisten vorgestellt.” Thomas Schäfer übernimmt manche Aufträge gegen Zahlung einer Provision auch komplett. “Das ist ein Geben und Nehmen,” sagt Michael Deller.
Keine Lust zu feilschen
Toni Werner: “Viele Kooperationen werden zur Zeit aufgrund Marketing-hypothetischer Gesichtspunkte gegründet. Man sucht verzweifelt nach Kooperationspartnern, um up-to-date zu sein und vergisst eines: Kooperationen können nur gelingen, wenn jeder einen Vorteil davon hat und man sich gut versteht.” Und Michael Deller ergänzt: “Ja, wenn man sich gut versteht, miteinander reden und telefonisch die notwendigen Dinge klären kann, dann macht es richtig Spaß.” “Ich habe keine Lust zu feilschen”, setzt Toni Wernerhinzu.
“Schreiner sind einfach Gefühlsmenschen”, grinst er, “die brauchen Harmonie und Wohlbefinden. Ich glaube alle, wie sie hier sitzen, haben reichlich soziale Gedanken – Michael schlägt dabei allerdings alle.” “Ja, ich habe einfach ein soziales Syndrom,” lacht Michael Deller. “Du investierst zu viel Zeit in kommunikative und ehrenamtliche Tätigkeiten, mehr als 10-15 Prozent der Arbeitszeit darf es nicht werden,” mahnt Toni Werner ihn. “Kontakte sind sehr wichtig,” rechtfertigt der sich. “Mit dem vielfältigen Produktspektrum ist unsere Schreinerei, so wie sie ist, nicht mehr in der Lage wirtschaftlich zu arbeiten. Bei mir dauern viele Dinge zu lang. Ich muss mir Partner suchen, die auf speziellen Gebieten besser und schneller sind als ich. Die Kollegen wiederum können Dinge in Anspruch nehmen, die wir wiederum besser und schneller können als sie.”
Spezialisierung ist ein Muss
Solche Sätze wie ,Was der kann, das kann ich auch noch’ und ,Ich kann sowieso alles selber am besten’ stehen jeder Kooperation im Wege. Michael Deller bringt es auf den Punkt: “Ich kooperiere, weil ich mein Unternehmen einerseits durch Spezialisierung effektiver machen, gleichzeitig aber dem Kunden ein breites Leistungsspektrum und eine Rundum-Versorgung bieten will.” Dabei gehe es vor allen Dingen darum, die Spezialisierung des anderen zu erkennen und zu wissen, wie man sich diese zu Nutze machen kann. Und Toni Werner setzt hinzu: “Wenn keine Spezialisierung vorhanden ist, sind die Preisunterschiede viel zu gering, als dass Kooperation einen Nutzen bieten würde.” Benno Karl: “Wenn ich zukaufe, habe ich eine klare Berechnungsgrundlage, einen festen Preis und so ist das Risiko aus dem Haus.” Allerdings müsse man dabei auch bedenken, mahnt Peter Helfrich an, dass man damit unflexibler werde, gerade wenn die Konjunktur lahmt, sei es hilfreich, nicht auf ein Produkt angewiesen zu sein, sondern ,springen’ zu können. Toni Werner jedoch ist ganz rigoros: “Wer den Wandel nicht mit vollzieht, der überlebt nicht. Die Betriebe werden in der bisherigen Form aussterben.” Nicht besonders optimistisch, meinen die anderen. Man merkt: Da gibt es auch andere Ansichten.
So oder so: Es sind Zukunfts-visionen. Eigentlich geht es um das Hier und Jetzt. Und da, meint Michael Deller, sei man schon heute nicht mehr auf dem gleichen Stand wie vor fünf Jahren: “Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden, auch wenn die Ertragslage bei mir persönlich zur Zeit noch zu wünschen übrig lässt. Um ehrlich zu sein, habe ich mir mehr innerhalb kürzerer Zeit versprochen.” Aber er steht auch erst am Anfang. Gerade mal seit einem Jahr ist seine Firma “A-del Möbeldesign GmbH” aus den Kinderschuhen heraus und in der Lage innerhalb kürzester Zeit professionelle CAD-Präsentationen mit dem Programm “Phyta” zu erstellen. Deller hat die Firma aus seiner Stammfirma “E. Deller & Söhne GmbH” ausgegliedert, unter anderem, weil damit der Kontakt zu Kollegen einfacher wird: “So kann ich einem anderen Schreiner eine Dienstleistung anbieten, die er mit ruhigem Gewissen seinem Kunden in Rechnung stellen kann. Er kann diese Dienstleistung nutzen, wie er die Dienstleistungen des Steuerberaters in Anspruch nimmt.” Und darum geht es dem genauso kreativen wie produktiven Schreinermeister: “Zauberer an der Hobelbank und an der Kreissäge haben wir genügend.” “A-del Möbel-design” fertigt für Schreinereien und Innenarchitekten CAD-Ausarbeitungen an mit Fertigungszeichnung, fotorealistischer Darstellung bis hin zur Stückliste mit Bestell- und Kalkulationsvorschlägen. Michael Deller: “Dienstleistung kann ich nicht halbherzig verkaufen wollen, ich muss dafür in Vorleistung gehen. Mein CAD-Mitarbeiter war im ersten halben Jahr ein reiner Kostenfaktor, aber inzwischen ist er besser als ich. Ich beneide ihn manchmal drum.”
“Ich nicht”, wirft Toni Werner ein, “die Computerei macht mich ganz verrückt.” In Folge dessen hat er sich Zeichnungen für die Gleitschiebetürsysteme, die er wiederum Kollegen in ganz Deutschland anbietet, von Michael Deller anfertigen lassen. Und Benno Karl fügt hinzu: “Auch für mich ist die Arbeit mit dem CAD-Programm vollkommen uninteressant, es kostet viel zu viel Zeit”.
Lesen Sie weiter: Wie die Schreinermeister ihr Kooperationsangebot bekannt machen, wie die Kunden reagieren, dass auch Auszubildende von der engen Zusammenarbeit profitieren können und anderes mehr, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe des BM!
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