Bei deutlich verbesserter Auftragslage und Auslastung blickt das baden-württembergische Schreinerhandwerk optimistisch nach vorn.
Nach mehreren schwachen Jahren sieht Landesinnungsmeister Manfred Schneider mehr als nur das Licht am Ende des Tunnels. Anläßlich der Fachpressekonferenz zur Fachmesse Euroholz 98 zeigte sich Schneider zwar nicht euphorisch, aber optimistisch: „Die günstigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungstendenzen erzeugen beim Schreinerhandwerk in Baden-Württemberg eine durchaus optimistische Grundhaltung.“
Bestätigt sei die Trendwende in einer kürzlich vom Landesverband Holz + Kunststoff Baden-Württemberg bei seinen Mitgliedern durchgeführte Konjunkturumfrage: Diese ergab eine Kapazitätsauslastung (Stand April ‘98) von guten 93 % sowie eine Auftragsreichweite von 7,2 Wochen. Im Vergleich mit den Vorjahreswerten (88 % Auslastung bei 6,4 Wochen Auftragsreichweite) zeige sich hier eine deutliche Verbesserung.
Die Meinungen der Betriebsinhaber zeigten sowohl bei der Beurteilung der konjunkturellen Gesamtsituation mit einem Schulnoten-Wert von 3,3 (Juli ‘97: 3,6; im Dezember ‘97: 3,4), als auch bei den weiteren Konjunkturerwartungen einen positiven Trend. Die Entwicklung der Antworten mit der Aussage, die Konjunkturerwartungen seien mindestens „gleichbleibend“ oder „besser werdend“, habe sich von Juni ‘97 (66 %) auf nunmehr 78 % verbessert.
Die bessere Stimmung lasse sich, so Manfred Schneider, direkt in der betrieblichen Personalplanung ablesen. Gab es im Dezember ‘97 nur bei 9 % der antwortenden Betriebe Überlegungen Personal einzustellen, habe sich im April ‘98 ein Wert von 15 % ergeben. Problematisch für die Betriebe sei die Tatsache, daß der dennoch anhaltende Wettbewerbsdruck keine Preissteigerungen zulasse. Kostensteigerungen könnten deshalb nicht aufgefangen werden. Die Ertragslage sei deshalb nach wie vor schwach. Besonders schmerzhaft seien hier die staatlich ausgelösten Kostenschübe, allen voran die Mehrwertsteuererhöhung. Um die Ertragskraft und die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen zu erhalten bzw. wieder herzustellen, müsse möglichst schnell eine spürbare Senkung der Personalzusatzkosten dem allgemeinen Kostenanstieg entgegenwirken. Gerade im Schreinerhandwerk mit einem Personalkostenanteil von über 50 % hätten diese politischen Personalkostenanteile besondere Kostenwirkung.
Schneider: „Ein weiteres Ärgernis für das Handwerk ist die immer noch zunehmende Vergabepraxis der öffentlichen Hand an Generalunternehmer. Das örtliche Handwerk hat hier meist keine Chance mehr. Die Aufrufe der Städte und Gemeinden an das örtliche Handwerk, zusätzliche Lehrstellen bereitzustellen oder örtliche Aktivitäten zu sponsern, lösen bei den Betrieben natürlich großen Unmut aus“. Der private Verbraucher sei derzeit der wichtigste Schreinerkunde. Dort müsse die Investitionsbereitschaft wieder angeregt werden. Nur durch deutliche politische Signale werde der Verbraucher seine abwartende Konsumneigung aufgeben. n
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