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Serienreif

Schreinermeister Oliver Krapf will mit einem innovativen Bett den Markt erobern
Serienreif

Gleich zu Beginn seiner Selbstständigkeit legte der Stuttgarter Oliver Krapf einen furiosen Auftritt auf der Kölner Möbelmesse hin. Zeitgemäße Möbel in handwerklicher Qualität, die die mobile Generation schnell auf- und abbauen kann. Nach seiner Meisterprüfung baute der 33-Jährige nicht nur eine Existenz im eigenen Betrieb auf, sondern entwickelte auch ein innovatives Möbelkonzept. Zu dem Bett gesellt sich mittlerweile eine Küche.

„Wenn das Telefon klingelt, freue ich mich“, meint Oliver Krapf. Mit jedem Anruf könnten sich neue Kontakte ergeben und neue Aufträge anbahnen. Wenn das Telefon sehr oft klingle, werde er allerdings auch nervös. Denn dann komme er mit seiner Arbeit nicht so voran, wie er will. Das Auf und Ab der Auftragslage ist das Manko der Selbstständigkeit. Trotzdem bedauert der 33-Jährige seinen Schritt keineswegs: „Termine geben die Kunden zwar vor. Den einzelnen Tag jedoch gestalte ich mir selber.“

Im Januar 2007 hatte Krapf sich selbstständig gemacht und ging gleich in die Vollen: Auf den Passagen, einem Designparcours parallel zur Internationalen Möbelmesse in Köln, präsentierte er das Konzept „Mobile Möbel“ mit Prototypen für Bett, Küche und Tisch. Das Vogelhäuschen ist ein pfiffiger PR-Gag. Es passt genau in einen DIN A4 Karton und lässt sich leicht versenden, wie die Möbel eben auch.
Die Idee: Die mobile Generation benötigt hochwertige und zeitgemäße Möbel, die ohne Werkzeug schnell auf- und abzubauen sind. Das brachte den Möbel- und Innenraumgestalter in die Fachmedien und in überregionale Tageszeitungen. Selbst der Süddeutschen Zeitung und der Wochenzeitung „Die Zeit“ war das innovative Konzept eine Meldung wert.
Die Medienpräsenz tat der Auftragslage gut, denn ein Messeauftritt kostet Geld und in eben diesem schwimmt ein Gründer zu Beginn logischerweise nicht gerade. „Allein von einem Serienprodukt lebt man vor allem als Gründer noch nicht.“ „Über Wasser“ hält sich Krapf zudem mit klassischer Schreinertätigkeit: Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Möbel- und Innenausbau, Messe- und Ladenbau.
Als das 1,40 m breite Bett bis zur Serienreife entwickelt war, knüpfte Krapf Kontakte zum Handel und suchte einen geeigneten Hersteller. Nicht so einfach, musste der innovative Meister feststellen. Deutsche Formholzhersteller winkten erst mal ab: zu schwierig in der Fertigung, bzw. zu geringe Stückzahlen. Den passenden Zulieferer fand er im schweizerischen Döttingen. Der Vorteil: Die Firma verfüge über viel Know-how und die notwendige Maschinentechnik für die Herstellung und Bearbeitung von Formholzteilen. Das Unternehmen schält sogar das Blindfurnier der Innenlagen selbst, gepresst wird mit Hochfrequenzpressen, was die Produktion effektiver macht.
Was genau auf ihn zukommen wird, weiß der 33-Jährige noch nicht. Die Produktion von 450 Betten pro Jahr sei in der derzeitigen Betriebsstruktur, einer Kombination von anteiliger Zulieferung und Eigenleistung, möglich.
Der Handel reagierte anfänglich eher zaghaft. Das einfallsreiche Möbelkonzept schien für viele Einkäufer ein Wagnis darzustellen. Anders bei der diesjährigen Möbelmesse in Köln: Mit seiner Homepage „www.stadtnomaden.com“ und seinen mobilen Möbeln hatte Krapf sich mittlerweile eine Marke geschaffen. Auch Händler aus Korea, Japan, USA und Australien schrieben ihn an. Die Kontakte haben Früchte getragen. Heute bekommt man das gute Stück in Stuttgart, Konstanz, Leipzig, Wien und Bern, womöglich bald auch in Seoul. Auch ein Online-Shop ist jüngst ans Netz gegangen. 1295 Euro kostet das junge Möbel jetzt im Handel. Krapf schätzt, dass er bisher runde 8000 Euro Materialkosten in die Entwicklung investiert hat, von den 500 Arbeitsstunden mal abgesehen, die nötig waren, um das Bett serienreif zu entwickeln.
Jetzt soll auch die Küche in Serie gehen. Die war während der imm 2008 in Köln besonders beachtet worden, weil die Kombinationsmöglichkeiten sowie der schnelle Aufbau auch für den Officebereich und für Cateringunternehmen interessant sind.
Eine Marke, zwei Köpfe
Als Unternehmer setzt Krapf auf Kooperation und schlanke Strukturen. Er ist in einer Werkstatt eingemietet. So werden Raum, Werkzeuge und Maschinen effektiver genutzt und die Fixkosten gering gehalten.
Ein Unternehmertag ist lang. Die Faktoren Planung und Büro seien nicht zu unterschätzen, weiß Krapf heute. Bevor er um 8.30 Uhr in der Werkstatt steht, hat er schon eine Stunde lang E-Mails beantwortet, Rechnungen geschrieben und Verwaltungsarbeit erledigt. Nach Ende der Werkstattarbeit gegen 19 Uhr fährt der Selbstständige nochmals den Rechner hoch. Langwierige Planungen können ihn bis 22 Uhr oder auch über das Wochenende beschäftigen.
Seit Mai wird die Firma um den Zweig Industriedesign erweitert. Auf die Zusammenarbeit mit Linda Altmann, ebenfalls Schreinerin und Diplom-Industriedesignerin, freut sich der Stuttgarter, weil zwei Köpfen mit ergänzenden Berufen mehr einfalle als einem allein. Unter dem Label „Stadtnomaden“ entwickeln die beiden Möbel und Produkte, die „nicht nur den anspruchsvollen Wohnwanderer dauerhaft richtig ausrüsten.“ „Heute hier, morgen dort – und überall zu Hause“: Dieses durch Flexibilität geprägte Lebensgefühl wollen Oliver Krapf und Linda Altmann bedienen, ohne Provisorien anzubieten. Beständigkeit (in Konstruktion, Material und Design) ist ihrer Meinung nach etwas, was mobilen Lösungen oft fehlt.
Flexibilität und Ankerpunkte, das sind die beiden Gegensätze, zwischen denen sich die beiden jungen Gestalter ausrichten. Oder, um es mit dem Schriftsteller Martin Walser zu sagen: „Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße“. ■

Küche „à la carte“

Bald auch serienreif

Oliver Krapf entwickelte im Rahmen seiner Abschlussarbeit als Möbel- und Innenraumgestalter an der Stuttgarter Fachschule für Gestaltung ein Möbelkonzept für mobile Menschen. Außer dem Bett waren Küche und ein Tisch Teil des Konzeptes (wir berichteten in BM 12/06).
Nachdem das Bett jetzt serienreif ist, soll bald auch die Küche in Serie gehen. Die war während der imm 2008 in Köln besonders beachtet worden, weil die Kombinationsmöglichkeiten sowie der schnelle Aufbau auch für den Officebereich und für Cateringunternehmen interessant sind.
„À la carte“ ist eine exklusive Küchenbasis, ausgelegt für Backofen und Geschirrspüler, die schnell und ohne Werkzeuge aufgebaut werden kann. Die Blöcke können einzeln an die Wand gestellt werden, mit den Rücken aneinander oder mitten im Raum platziert werden. Die Oberfläche wird mit HPL beschichtet, während die Seiten mit Holz oder ebenfalls HPL gewählt werden können. Die Blöcke sind 74 breit, 60 tief und 93 hoch.
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