Mit einem Möbeltyp, der zurzeit des Barock und Rokoko in jedem fürstlichen Hause anzutreffen war, den aber heute kaum noch ein Möbelhaus anbietet, setzten sich die Meisterschülerinnen und Meisterschüler an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Ulm im Rahmen einer Projektarbeit auseinander: dem „Konsoltisch“.
Konsoltische können nicht frei im Raum aufgestellt werden, sondern müssen aufgrund ihrer Form und Konstruktion an einer Wand platziert werden. Als Wandtische übernehmen sie keine spezielle Funktion. Sie dienen lediglich dazu, die Einrichtung im Wohn- oder Schlafbereich oder im Flur reizvoll zu ergänzen.
Deshalb konnte beim Entwerfen der Tische der Aspekt Funktionsgerechtigkeit weitgehend unberücksichtigt bleiben. Dieser Aspekt sollte auch bewusst keinen allzu großen Raum einnehmen, denn in der Aufgabenstellung zu dem Projekt ging es vor allem darum, sich von der Vorstellung zu trennen, dass ein Tisch aus einer Tischplatte und vier Füßen besteht bzw. ein Tischgestell aufweist. Das heißt, die Aufgabenstellung verlangte in erster Linie von den Schüler/innen, in einem Ideenfindungsprozess nach neuen Lösungen für den „Unterbau“ der Tischplatte zu suchen.
Die kleine Auswahl an abgebildeten Wandtischen zeigt, wie vielfältig die Ideen waren, welche die Meisterschüler/innen dazu entwickelt haben.
Zwar konnte sich der Schüler Patrick Walter noch nicht ganz von der herkömmlichen Vorstellung, wie ein Tisch auszusehen hat, lösen, dennoch besticht sein Tisch mit der halbrunden Tischplatte und den drei sich nach unten verjüngenden Füßen durch seine schlichte und dennoch elegante, zeitlose Form.
Der ebenfalls halbrunde Tisch von Katharina Kiechle mit einem axial angeordneten „Stabwerk“, bestehend aus senkrechten Ahornleisten und dazwischen angeordneten farbigen Würfeln, wirkt leicht und verspielt und verrät die weibliche Handschrift.
Halbrunde Tischplatten eröffnen die Möglichkeit, den Schwung der Tischplatte im Unterbau aufzugreifen. Diese Möglichkeit hat Thomas Eberhart genutzt und einen Tisch „aus einem Guss“ konzipiert, der dennoch – weil sein gewölbter Unterbau angeschrägt ist – voller Spannung und Dynamik ist.
Sehr dynamisch wirkt auch der Tisch von Solveigh Fröhling trotz der rechteckigen Grundform. Die Spannung wird erzeugt durch die jeweils voneinander abgewandten Viertelellipsen, die aus dem Unterbau, den sie als Kubus aufgefasst hat, ausgeschnitten wurden. Ihr Tisch überzeugt zudem durch die klare Abgrenzung der Funktionsteile: Gestell, Platte und Auszug.
Ausgehend von dem Gedanken, dass ein Konsoltisch immer an der Wand platziert ist und demnach die Wand selbst als „Stütze“ genutzt werden kann, haben sowohl Bernd Schoßer als auch Holger Feik das Gestell zur senkrechten Scheibe reduziert, die selbst keine Standfestigkeit mehr hat und deshalb an der Wand aufgehängt werden muss. Auch die Tischplatte wird als Scheibe aufgefasst. Die waagerechte Scheibe wird optisch in die senkrechte Scheibe eingeschoben. Beide Möbelstücke – als Tische kaum mehr zu erkennen – faszinieren durch den Hell-Dunkel-Kontrast (Wechsel Nussbaum und Ahorn bzw. Makassar zu zwei Streifen aus weißen Schichtstoffplatten) und durch die – aufgrund der Anordnung der Streifen entstandenen – Betonung der Horizontalen. ■
Ferdinand-von-Steinbeis Schule
89077 Ulm
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