„Bei uns geht´s zu wie im richtigen Leben“, sagt Schreinermeister Sascha Wein. Er ist der verantwortliche Ausbildungsmeister des ersten Lehrgangs für Holzfachwerker, den die Schreiner-Innung München derzeit durchführt. Das Projekt steht speziell Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten offen.
Mit Sascha Wein arbeiten seit September 2003 zehn Jugendliche im Alter zwischen 17 und 19 Jahren in dem innungseigenen Fachkompetenzzentrum in München Riem. Sie lernen an Lehrstücken ebenso wie an realen, kleineren Aufträgen. Wenn alles gut geht, werden sie nach drei Lehrjahren und anschließender Abschlussprüfung den Gesellenbrief als Holzfachwerker in Händen halten. Wenn Interesse besteht und die Fähigkeiten entsprechend sind, könnte nach einem Gesellenjahr mit einer weiteren Zusatzprüfung auch der Gesellenbrief im Schreinerhandwerk erworben werden. Das Projekt sei in dieser Form bislang einzigartig, so die Aussage der Schreinerinnung München, und soll langfristig die beruflichen Perspektiven verbessern. Es wurde für junge Menschen ins Leben gerufen, die bisher Schwierigkeiten mit Schule und Lehrberuf hatten. Sie kommen meist von Sonderschulen und haben als Ausländer oft mit Sprachproblemen zu kämpfen.
Die Ausbildung wird durch die Bundesagentur für Arbeit finanziert. Schreinermeister Wein wie auch eine Sozialpädagogin wurden von der Schreiner-Innung eigens dafür eingestellt, sich um die Auszubildenden zu kümmern. Neben der Arbeit in den Werkstätten gehen die Lehrlinge einen Tag in der Woche in die Adolf-Kolping-Berufsschule.
Der Holzfachwerker kann später in jeder Schreinerei arbeiten, erklärt der Ausbildungsmeister. Der Unterschied zur Schreinerausbildung besteht darin, dass schwierige Ausbildungsinhalte, z. B. auch CNC und CAD, im theoretischen Unterrichtsstoff nicht enthalten sind.
„Ich bin teilweise weiter als meine Freunde in anderen Betrieben“, berichtet der 19-jährige Thomas Krill aus Garching. In dem Betrieb, in dem er bisher lernte, kam er nicht zurecht und verlor die Lehrstelle. Hier bei den Holzfachwerkern gehört er zu den Besten. „Ich lerne jetzt in zwei Wochen mehr als zuvor in zwei Monaten.“ Das Gefühl, ganz nah an den Aufträgen dran zu sein, hat auch Serkan Aydin, 17 Jahre. „Wir kriegen viel mit, müssen Arbeiten termingerecht fertig machen und tragen auch Verantwortung“, erzählt er. Dass im Sommer die erste Zwischenprüfung ansteht, bereite ihm, der immer unter Prüfungsangst litt, gar nicht mehr so viel Stress.
„Das Projekt soll die Lehrlinge in den Beruf bringen, wir verlangen das Gleiche wie im Betrieb“, berichtet Wein. Dafür arbeitet man mit Münchner Innungsbetrieben zusammen. Dort machen die angehenden Holzfachwerker regelmäßige Praktika, um den realen Alltag im Betriebsleben kennen zu lernen. Die anfängliche Skepsis der Betriebe konnte in der Zwischenzeit ausgeräumt werden, sagt Innungsgeschäftsführer Günter Freund. Inzwischen bieten immer mehr Betriebe Praktikumsplätze für die Holzfachwerker an.
Durch die geburtenschwachen Jahrgänge werde der Nachwuchs in den kommenden Jahren knapp werden. „Wir müssen rechtzeitig für gute Leute sorgen“, sagt Fritz Hammerl, Obermeister der Schreiner-Innung München.
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