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Wie sieht ein Fenster im Jahr 2020 aus?

VFF sieht noch stärkere Zweiteilung des Fenstermarktes
Wie sieht ein Fenster im Jahr 2020 aus?

Das Fenster hat bemerkenswerte Jahre hinter sich. Wärmedämmung, Einbruchhemmung, Schallschutz und andere wichtige Funktionen des Fensters wurden in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. An welchen Innovationen wird in den nächsten Jahren gefeilt? Wo ist der Durchbruch zu erwarten, welche Erfindung bleibt eine gute Idee und wird sich nicht im Markt durch- setzen? Der VFF und sein Präsident wagen eine Einschätzung.

Holzfenster sind heute durch neue Techniken bei der Bearbeitung und Beschichtung besser denn je gegen Witterung und UV-Strahlung geschützt. Holz-Alu-Konstruktionen sind sogar praktisch wartungsfrei. Die Weiterentwicklung des Fensters war zudem mit der Einführung neuer Materialkombinationen wie Holz-Kunststoff oder Kunststoff-Alu verbunden. Neue Konstruktionen wie geklebte Verglasungen wurden zur Reife geführt. Dabei ist das heute mengenmäßig marktführende Kunststofffenster gerade erst 50 Jahre alt geworden. In modernen Fenstern verbinden sich Rahmen, Glas und Beschlag zu ausgereiften, multifunktionalen Hightechprodukten auf hohem Niveau. Im Gleichschritt mit dieser Entwicklung des Bauteils haben sich auch die Anforderungen an den Einbau enorm erhöht. Denn nur bei einer fachgerechten Montage kann beispielsweise der optimale Wärme- und Schallschutz durch das Fenster effektiv umgesetzt werden.

Wohin geht die Reise?
Wir haben einen hohen technischen Stand erreicht. Doch damit ist die technische und funktionale Entwicklung des Fensters noch lange nicht abgeschlossen. Wohin die Reise geht, das bestimmen aber nicht allein die technischen Abteilungen der Fensterbauer, Systemhäuser und der Forschungsinstitute. Maßgeblich für die Entwicklungen des Fensters der Zukunft sind die sich ändernden Strukturen und Ansprüche der Gesellschaft. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen von folgenden Trends aus: Die fortschreitende Globalisierung und der wachsende Verbrauch führen zu einem kontinuierlichen Ansteigen der Energiekosten. Die Schere zwischen Arm und Reich wird in den westlichen Ländern weiter auseinander gehen. Die Gesellschaft wird in Deutschland und Europa dramatisch altern. Der Trend zur Individualisierung der Lebensstile setzt sich fort. Und mit all diesen Entwicklungen ändern sich natürlich auch die Lebens- und Komfortansprüche der Bevölkerung. Dies ist bei einem Blick auf das Fenster der Zukunft zu bedenken, wenn man die Entwicklungen einigermaßen zuverlässig voraussagen will.
Entwicklungen von heute sind auch die von morgen
Auch im Jahr 2020 wird die Wärmedämmung, also das Energiesparen mit Fenstern eine große Rolle spielen. Mit Sicherheit wird dann der Wärmeschutz noch mehr als heute gefördert. Denn die begrenzten Ressourcen fossiler Energie zwingen uns zu weiteren effektiven Energiesparmaßnahmen. Zudem nötigt uns die Treibhausproblematik mit ihren unübersehbaren Auswirkungen auf das Klima dazu, die CO2-Emissionen noch konsequenter zu reduzieren. Schon 2008 ist die nächste Überarbeitung der Energieeinsparverordnung zu erwarten mit weiter verschärften Ansprüchen an die Wärmedämmung der Gebäudehülle.
Wie die Wärmedämmung werden auch die Funktionen Schallschutz und Einbruchhemmung bei Fenstern bis zum Jahr 2020 weiterentwickelt werden. Automatische Verschlussüberwachung, folienverstärktes Glas, Vakuumglas, Fotovoltaik im Fenster und andere Neuentwicklungen von heute werden dann weithin schon Standard sein. Motorische Hilfen insbesondere für Ältere werden einen Siegeszug antreten. Solche Erleichterungen halten, wie die Erfahrung zeigt, schnell Einzug in die breite Gesellschaft. Wer weiß heute noch, dass die in jedem Haushalt genutzte Fernbedienung von Fernsehern und anderen Geräten ursprünglich für Krankenhauspatienten entwickelt wurde? Schon in wenigen Jahren werden neue „Helferlein“ bei der Bedienung von Fenstern in vielen Gebäuden eine Selbstverständlichkeit sein. Dabei geht es weniger um den Neubau als um die Sanierung bestehender Gebäude nach den Wohn- und Lebensbedürfnissen einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft.
Holzforschung entwickelt resistente Hölzer
Ob die Rahmen der Fenster zukünftig aus Holz, Kunststoff, Aluminium oder einem Materialverbund sind, ist dann im übrigen keine Frage mehr der Wetterempfindlichkeit und Haltbarkeit. Die Holzforschung steht kurz vor dem Durchbruch bei der Entwicklung witterungsbeständiger Hölzer durch Vorbehandlung etwa mit Essigsäure und organischen Siliziumverbindungen.
Seit einigen Jahren gibt es schon aktive selbstreinigende Gläser, die nanotechnische Erkenntnisse wie den Lotuseffekt ausnutzen. Je nach Ansatz werden dabei die hydrophoben, hydrophilen oder photokatalytischen Eigenschaften von Oberflächen genutzt. Auf diesem Gebiet sind in den nächsten Jahren interessante Neuentwicklungen zu erwarten. In zehn bis fünfzehn Jahren könnte der Einsatz solcher wartungsarmer, im Idealfall wartungsfreier Gläser schon Standard sein.
Lichtlenkung und Funktionswechsel nach Bedarf
Völlig neue Entwicklungen sind auch bei der Lichtlenkung zu erwarten. Heute wird beispielsweise schon eine Mikrospiegeltechnik (siehe BM 10/06, S. 94) diskutiert. Dabei bringen kleine Spiegel im Scheibenzwischenraum das Tageslicht ohne Blendung und ohne Wärmeentwicklung in den Raum. Solche Überlegungen werden natürlich insbesondere für Großraumbüros angestellt. Mit einer ausgefeilten Lichtlenkung könnten auch die Unterschiede des Tageslichteinfalls in Gebäuden je nach Himmelsrichtung stärker ausgeglichen werden. Und auch auf den Wechsel der Jahreszeiten werden die Fenster der Zukunft besser eingestellt sein. Warum sollte ein Fenster nicht auf Knopfdruck seine Klimafunktion ändern? Im Sommer ist der Sonnenschutz wichtiger, im Winter die Wärmedämmung. Das Thema wird durchaus schon erforscht. Man denkt dabei an optisch schaltbare Flächen im Glas, die es ermöglichen, mit einem Schaltvorgang von Sommerfenster mit Sonnenschutz auf Winterfenster mit Wärmeschutz zu wechseln. Natürlich wird das nicht genutzte Licht dann mittels Fotovoltaik in nutzbare Energie umgewandelt.
Luxusfunktionen zwischen Technik und Design
Fenster mit jahreszeitlicher Schaltung und zusätzlichem Energiegewinn werden aber sicherlich auch im Jahr 2020 noch ein Luxuselement sein. Überhaupt zeichnen sich die spektakulärsten Neuerungen vor allem in der Glasentwicklung ab. Schon heute gibt es Fassaden, die zugleich als Bildschirme genutzt werden können. Ein Experimentierfeld für Architekten und Fassadenbauer sind momentan die „Flagshipstores“ der Edelmarken, die vor allem in den Boomtowns und Megastädten in Fernost entstehen: in Tokio, Shanghai, in Singapur, Hongkong und Taipeh. Dabei übertreffen sich Louis Vuitton, Chanel, Hermes oder Prada in einem Wettlauf um spektakuläre Formen und Fassadeneffekte mit Siebdrucken, LED-Elementen, eingebauten Bildschirmen oder Schriftbändern. In Zukunft werden solche in unterschiedlichem Licht leuchtenden Fassaden auch in unseren Städten zum alltäglichen Erscheinungsbild gehören. Und auch Fenster im Wohnungsbau könnten dann als Projektionsflächen und Bildschirme genutzt werden.
Die Spielereien in technischer Hinsicht werden möglicherweise auf der anderen Seite auch zu einer Renaissance historischer Fensterformen und Bauweisen führen. Und zwar nicht nur in der denkmalgeschützten Sanierung. Individuelle Gestaltungswünsche haben sich schon immer gerne an historischen Formen orientiert. Man denke beispielsweise an filigrane Profile mit eigenwilliger Gestaltung, an Kastenfenster oder an gebogene Fenster, die in verschiedenen Bogenformen etwa an den Jugendstil anspielen. In diesem Bereich liegt dann verstärkt die besondere Zukunftschance unserer mittelständischen Fensterhersteller.
Das Fenster 2020: Entweder Luxus oder Discount
Die dargestellten Tendenzen werden sich allerdings im Fenstermarkt voraussichtlich ganz unterschiedlich auswirken. Aufgrund der globalen Einflüsse auf unsere Volkswirtschaft und aufgrund der dauerhaft nicht mehr bezahlbaren sozialen Wohlfahrt müssen wir mit einer weiter wachsenden Schere zwischen Arm und Reich rechnen. Das mittlere Marktsegment zwischen Discount und Standard auf der einen Seite und Luxus auf der anderen wird der Verlierer dieser Entwicklung sein. Daraus folgt eine ebenso deutliche Zweiteilung des Fenstermarkts. Das Fenster des Jahres 2020 wird entweder funktionales Standardbauteil sein oder als individuell gestaltetes Luxusfenster zum komfortablen Designelement weiterentwickelt. An der Entwicklung der Fenster zu noch effektiverem Wärmeschutz und, wo nötig, besserem Schallschutz und effektiverer Einbruchhemmung werden sicherlich alle Bauherrn und Sanierer teilhaben. Dafür sorgen in Zukunft auch die heute schon üblichen staatlichen Energieeinsparverordnungen, die Forderungen der Hausratversicherer oder Schallschutzprogramme, wie sie beispielsweise in der Nähe von Flughäfen und anderen lauten Verkehrswegen aufgelegt werden.
Die spektakulären Neuerungen der Luxusfunktionen von Fenstern werden dagegen wohl nur im Bereich des Komfort- und Luxuswohnens realisiert werden. Das gilt auch für damit verbundene besondere Dienstleistungen, die über die technische Beratung hinausgehen. Dazu zählt beispielsweise eine Wohnstilberatung nach individuellen Wünschen oder Feng Shui-Prinzipien. Im Luxussegment werden Fenster mehr und mehr zu Lifestyle-Produkten als Ausdruck von Geschmack, Lebensform und dem damit verbundenen Status.
In einer Hinsicht wird sich das Fenster der Zukunft mit Sicherheit nicht ändern. Wie die „Augen des Hauses“ auch immer blicken und blinken mögen, wie sie das Licht und die Wärme aufnehmen oder filtern und wie sie zum Schutz oder zur Abkehr geschlossen werden können: Auch im Jahr 2020 werden Fenster und Türen die elementare Verbindung zwischen dem Inneren des Hauses und der weiten Welt und Natur drumherum bilden. Fenster vermitteln Transparenz, Licht, Luft und Wärme. Fenster sind Öffnung und Mittler zwischen Drinnen und Draußen, zwischen Geborgenheit in der Wohnhöhle und dem Freiheitsversprechen des Horizonts draußen. ■
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