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Wirtschaftliche Lage unter Null

Herbst-Mitgliederversammlung des Fachverbandes desTischlerhandwerks NRW in Castrop-Rauxel
Wirtschaftliche Lage unter Null

Schlechter hätten die wirtschaftlichen Vorzeichen kaum sein können, unter denen rund 130 Tischler-meisterinnen und -meister aus 58 Innungen am Samstag, den 09. November 2002, in der Stadthalle in Castrop-Rauxel zur Herbst-Mitgliederversammlung des Fachverbandes des Tischlerhandwerks NRW zusammen gekommen waren.

Die wirtschaftliche Lage sei auf einem neuen Tiefstand, wie der Verbandsvorsitzende Alfred Jacobi in seiner Begrüßung unterstrich. „Wir befinden uns in der schärfsten Krise, der das Tischlerhandwerk je ausgesetzt war“, erklärte er.

So stand dann auch eine Podiumsdiskussion zur aktuellen Lage der Branche im Mittelpunkt dieses Tischler-Gipfels in Nordrhein-Westfalen. Unter dem Titel „Zwischen Depression und Stagnation?“ wurde die derzeitige Situation analysiert und darüber nachgedacht, welche Konsequenzen letztlich daraus zu ziehen sind.
Teilnehmer der Podiumsdiskussion, die vom Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Dieter Roxlau, exzellent moderiert wurde, waren:
• Eduard Brammertz, Vorsitzender des Tarifausschusses
• Georg Droste, Vorsitzender des Ausschusses Betriebswirtschaft und Marketing
• Wilhelm Pötter, Fachgemeinschaft Serienmöbelbetriebe des Handwerks
• Heinz Pütz, stv. Vorsitzender des Verbandes und
• Rainer Söntgerath, stv. Vorsitzender des Verbandes.
Nach einer kurzen Einleitung, in der der Moderator auf aktuelle Probleme hinwies, eröffnete Rainer Söntgerath die Diskussionsrunde mit einer Übersicht über die Rahmendaten der Herbst-Konjunkturumfrage im Tischlerhandwerk. Danach erwirtschafteten die rund 8100 Unternehmen, mit zuletzt (2001) ca. 45 000 Beschäftigten nach einer anhaltend rückläufigen Wirtschaftsentwicklung, in den letzten Jahren einen Jahresumsatz von rund 4,7 Milliarden Euro, womit das Tischlerhandwerk NRW zurzeit weitere Einbrüche in bisher kaum bekanntem Ausmaß erlebt. Allein in der ersten Jahreshälfte 2002 seien landesweit Umsatz und Beschäftigte um 7,9 bzw. 8,5 Prozent zurückgegangen. Unternehmensinsolvenzen häuften sich Aufsehen erregend.Ê
Das Tischlerhandwerk leide, auch zum ansonsten umsatzstarken Jahresende hin, noch immer unter der ausgeprägten Konsumzurückhaltung der Privatverbraucher und anhaltenden Investitionseinschränkungen bei gewerblichen Auftraggebern. Dementsprechend würden nur noch 12 Prozent der Tischlerbetriebe ihre Geschäftslage als gut beschreiben, 41 Prozent halten sie noch für befriedigend. „Nahezu jedes zweite Unternehmen klagt dagegen über die schlechte betriebliche Situation. Der massive Abschwung schlägt sich auch im branchenspezifischen Geschäftsklima-Index nieder. Er ist mit minus 35,4 Punkten auf den tiefsten Wert seit mehr als zehn Jahren abgestürzt“, so Söntgerath.
Verantwortlich für das düstere Stimmungsbild seien unter anderem der Einbruch bei der Auftragslage. Waren in der Vergangenheit Reichweiten von über acht Wochen normal, so hätten die Betriebe in ihren Büchern gegenwärtig nur noch Aufträge für durchschnittlich 5,2 Wochen stehen. Ungewöhnlich und beunruhigend hoch sei auch die Zahl der Unternehmen (47,2 %), die in den letzten sechs Monaten weitere Umsatzrückgänge erlitten hätten.
Auch der Möbelhandel leide unter der derzeitigen wirtschaftlichen Lage, berichtete Wilhelm Pötter. Der Verkauf von Möbeln sei spürbar zurückgegangen.
Wie aber soll der Tischlerbetrieb mit all den Widrigkeiten umgehen, damit noch ein bisschen Mut übrigbleibt, fragte Heinz Pütz und richtete zugleich einen Appell an die Zuhörer: „Geben wir die Hoffnung nicht auf, dass es doch noch besser wird.“
Diesem Appell allein vermochte sich Eduard Brammertz nicht ganz anzuschließen. Er beklagte das schlechte Finanzgebaren der Kirchen und Kommunen und das schlechte Image, das das Handwerk in der Politik habe. Die Politik tue zu wenig für das Handwerk.
„Sie können nicht von der Politik erwarten, dass sie etwas zur Verbesserung im Handwerk tut“, erwiderte Georg Droste, „wir müssen selbst in der Politik aktiv werden!“
„Wir müssen unsere Meinung öffentlich machen“, ergänzte Wilhelm Pötter, was Georg Droste dann relativierte: „Als Einzelkämpfer haben wir keine Chance, wir müssen gemeinsam auftreten.“
Was aber ist zu tun? Welche Möglichkeiten könnten aus der Misere herausführen, fragte der Moderator.
„Wir müssen dem Verbraucher bewusster machen, dass das Möbel ein Kulturgut ist“, verlangte Rainer Söntgerath. Ein gutes Beispiel dazu sei das Markenmöbel, das der Verband und die Innungen im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt hätten. Heinz Pütz sieht auch in der Verbesserung des Images, das der Tischler beim Verbraucher habe, eine wichtige Maßnahme. „Wir müssen von den Besten lernen, um fit für eine kompetente Beratung zu sein. Wir müssen unsere Betriebe schlauer machen“, ergänzt Rainer Söntgerath.
Die Frage von Dieter Roxlau, wie es denn im Jahr 2010 für die Branche aussehen würde, kommentierte Heinz Pütz mit der Aussage, das man frühestens Mitte 2003 eine positive Prognose stellen könne. „Einige werden in Zukunft nicht mehr dabei sein. Um weiter bestehen zu können, müssen wir noch viel enger zusammenrücken.“ Dass das nicht ohne die Verbandsorganisation gehe, unterstrich Eduard Brammertz: „Die Organisationen müssen stabil bleiben, Weiterbildung und Ausbildung verstärkt werden.“
Das große Spektrum der diskutierten Maßnahmen erscheint angesichts der derzeitigen, miserablen wirtschaftlichen Situation dringlicher denn je.
Dies verheißt auch der Blick in die Zukunft: 54,2 Prozent aller befragten Betriebsinhaber erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage in den kommenden Monaten, die Optimisten sind mittlerweile zu einer kleinen Minderheit (8,5 %) geschrumpft. Besonders misslich ist die Situation vor allem in den baunahen Bereichen (Fenster, Türen etc.). Die aktuelle Krise am Bau schlägt hier voll durch; vier von fünf Tischlerbetriebe rechnen hier mit weiteren Rückgängen.
Der zweite Teil der Herbst-Mitgliederversammlung war den Regularien vorbehalten. So wurde u. a. der Haushaltsplan einstimmig angenommen, die neue Energie-Initiative des Verbandes vorgestellt und über die erfolgreiche Aktion Möbelmarke „Frühstücksbar“ berichtet. Den Abschluss bildete die Präsentation der neuen Berufskleidung tischler nrw, die nicht nur wegen der „fetzigen“ (Tanz)-Vorführung positiv aufgenommen wurde.
Landesinnungsmeister Alfred Jacobi (Bochum) dankte der gesamten Verbandsmannschaft für die hervorragende Organisation der Mitgliederversammlung und gab in seiner Schlussrede der Hoffnung Ausdruck, das die Tagung für die gesamte Branche einen Motivationsschub ausüben möge. Er rief die Delegierten dazu auf, diese Motivation zu nutzen, das Tischler-Image generell zu stärken und die neue Marke „tischler nrw“ dem Endkunden bewusst zu machen.
Peter Nagel
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