Draußen strahlender Sonnenschein, drinnen neugierige Gesichter, Späne auf dem Fußboden. „Es ist alles ganz familiär hier“, sagt Martin Gschwandtner, der Chef der Firma Magma. Eine große Familie – über 1500 Besucher sind aus Anlass der Vorführtage nach Ober-österreich gekommen.
Geboten wird ihnen an den drei Tagen einiges: Holzhandwerker aus der ganzen Welt demonstrieren ihr Können. Die Besucher können Drechslern aus Kanada, aus Frankreich und aus Neuseeland über die Schulter gucken. Auch Schnitzereien gibt es zu bewundern sowie die Ausstellung historischer Handwerkzeuge aus England.
„Handwerkzeug ist ein Stiefkind geworden“, bemerkt einer der älteren Besucher kritisch. „Und weniger Handarbeit bedeutet schlechtes Werkzeug und schlechtes Werkzeug wiederum weniger Handarbeit – ein Teufelskreis!“ Handwerkszeug in einer vernünftigen Qualität muss eigentlich handgeschmiedet sein, meint der Senior Gschwandtner. Er lebt in Japan und schaut den Lieferanten genau auf die Finger. Die Firma Magma ist nicht nur bekannt für ein großes Angebot an hochwertigen Werkzeugen für Tischler und Drechsler, sondern bietet zudem unterschiedlichste Kurse (siehe Kasten).
Schärfkunst
Den fachgerechten Umgang mit japanischen Werkzeugen demonstriert ein waschechter japanischer Tischler: Sadatsugu Watanabe. „Die Japaner sagen ,Schärfen ist keine Kunst, schärfen ist eine Technik’.“ Es müsse so lange geübt werden, bis man nicht mehr darüber nachdenke, bis es in Fleisch und Blut übergehe. „Die Schneide muss zu mir kommen“, sagt der Japaner. In Japan lernt ein Lehrling drei Monate lang, wie die Werkzeuge zu pflegen sind.
Japanische Hobel zeichnen sich durch einige besondere Merkmale aus: Bemerkenswert ist, dass sie in Rohform geliefert werden und jeder diese Form nach Gutdünken selber bearbeiten kann. Die Ecken der Hobeleisen-Schneiden sind abgefast, damit das Hobelmaul nicht verstopft. Die Schneiden sind leicht bombiert; je nach Ausprägung der Bombierung wird der Hobel als Schlicht- oder Putzhobel verwendet (Schlicht: 0,3 mm, Putz: 0,1 – 0,2 mm und Reformputz: 0,1 mm). Die Eisen bestehen aus 2-Lagen-Stahl, der Schneidestahl ist ein spröder Kohlenstoffstahl, weshalb Hobel- und Stemmeisen niemals auf einem trockenen Schleifbock geschärft werden dürfen. Wichtig bei Hobeleisen, die zwei oder mehr Lagen besitzen: Die Fase muss gerade sein, kein Hohlschliff.
Zum Schleifen werden Wassersteine mit Körnung 1000 verwendet. Zum Auspolieren nimmt man Steine mit Korn 6000 – ein Paar für breite Eisen, ein Paar für schmale Eisen. Kunststeine meist, Natursteine sind von der Körnung sehr unterschiedlich. „Da ist viel Erfahrung nötig“, weiß der Japaner zu berichten. Kunststeine werden allerdings schneller hohl und müssen somit des Öfteren auf Schleifpapier oder mit einem entsprechenden Stein abgerichtet werden. Es gibt viel zu schauen und manche der Besucher bleiben drei Tage. Martin Gschwandtner: „Für uns war das ein gigantischer Aufwand – wir sind ja nur ein kleines Team. Aber es hat sich gelohnt.“
Regina Adamczak
Kurstermine 2001
Japanische Handwerkzeuge
• Schärfen (4. 5.)
• Workshop Japanische Holzverbindungen (18. – 20.5.)
• Schärfen (14.9.)
• Japanische Arbeitstechniken vermittelt vom japanischen Profi Sadatsugu Watanabe (21. – 23.9.)
Drechseln
• Intensivkurs für Anfänger (9.-11.3.)
• Workshop mit dem Kanadier André Martel, u. a. Hakendrehen (23.-25.3.)
• Intensivkurs (30. März – 1.4.)
• Schüsseldrehkurs (6. – 8.4.)
• Oberflächenbehandlung (20.-22.4.)
• Intensivkurs (4. – 6. 5.)
• Schüsseldrehkurs (18. – 20. 5.)
• Intensivkurs für Frauen (8.-10. 6.)
• Kurs für Fortgeschrittene (22.-24.6.)
• Intensivkurs (31. August – 2.9.)
• Schüsseldrehkurs (14. – 16.9.)
• Intensivkurs (19. – 21.10.)
• Workshop mit dem Franzosen Jean-Francois Escoulen, exzentrisches Drechseln (26. – 28. 10.)
• Schüsseldrehkurs (9. – 11.11.)
• Intensivkurs (16. – 18.11.)
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