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Zwei Seelen in einer Brust

Internationale Möbelmesse Köln 2004
Zwei Seelen in einer Brust

Das Angebot der diesjährigen Möbelmesse könnte man bei einiger Abstraktion in zwei Sektionen einteilen, in die holzfeindliche und in die holzfreundliche. Einmal waren es die Möbel mit hochglänzenden Lackoberflächen, kombiniert mit Glas und Metall, zum anderen – als Gegenpol hierzu – die Möbel aus Massivholz mit naturbelassen, geölten oder gewachsten Oberflächen.

Vorwiegend weisen die Möbel eine schlichte, kubische Form auf. Besonders Kommoden und Anrichten zeichnen sich durch Leichtigkeit und Eleganz aus und stehen auf grazilen Metallfußgestellen, oder sind frei an der Wand aufgehängt. Die Front ist oft nach dem Quadratmodul gegliedert oder es wird das liegende langgestreckte Rechteckformat bevorzugt. Der Korpus bleibt in der Regel kantig, ohne überstehende Platten oder Profile. Die Funktionsbeschläge sind von außen nicht sichtbar. Selbst auf Griffe möchte man am liebsten verzichten, indem man die Frontelemente mit Druckschnäppern zuhält. Hier gibt es neue Beschläge, die nur einen geringen Weg zum Eindrücken benötigen, damit ein Zapfen in dem Beschlag entriegelt wird, der die Tür oder den Schubkasten langsam vorschiebt. Beim Schließen zieht sich der Zapfen wieder langsam zurück, so dass ein butterweiches Einführen des Frontelements in die Endstellung gegeben ist.
Für Leseratten bietet ein Hersteller große wandfüllende Regale an. Die Böden sind bei diesem System relativ dick ausgebildet. Dadurch und durch die U-förmige Konstruktion, ist die Durchbiegung der Böden selbst bei größerer Spannweite und höherer Belastung durch schwere Bücher, relativ gering.
Größere Wohnwände werden lebendig gestaltet. Geschlossene Möbelkörper wechseln sich mit offenen Regalen oder auskragend an der Wand angebrachten Böden ab. Durchdringungen und Überschneidungen der einzelnen Elemente werden zum Prinzip. Korpus und Fronten sind häufig hochglänzend lackiert. Der Korpus oft Weiß, Elfenbeinfarbig, Platingrau und die Fronten dagegen besonders farbig wie Sepia, Kobaltblau, Weinrot, Chromoxidgrün. Öfters sah man die Fronten auch aus ca. 3 bis 5 mm dickem Edelstahl, aus Aluminium oder farbigem Glas. Auch der Oberboden wird hier und da mit Glas oder Edelstahl abgedeckt.
Bei vielen Möbelprogrammen wird mit den Elementen eine hohe Flexibilität erreicht. Das kommt dem ausgeprägten Wunsch der Kunden sehr entgegen. Diese möchten je nach Stimmungslage ihr Möbelstück hin und wieder umräumen, umbauen und umgestalten können. So ist wohl auch die Beliebtheit der Schiebetüren zu erklären. Egal, ob diese horizontal oder vertikal verschoben werden, sie decken immer einen bestimmten Teil der Schrankfront ab und lassen einen anderen Teil offen. So lässt sich schnell die Wirkung der Schrankfront verändern. Meistens sind diese Schiebetüren mit satiniertem Glas verglast, welches die Gegenstände, vor allem wenn diese noch beleuchtet sind, schemenhaft durchscheinen lassen. Es macht wirklich Freude, diese Schiebetüren zu betätigen. Sie laufen sehr leicht und geräuschlos, werden zu den Endstellungen hin abgebremst und betätigen nicht selten dabei Lichtschalter für die Innenbeleuchtung des Schrankes.
Die Beleuchtung spielt übrigens bei den meisten Möbeln heute eine besondere Rolle. Entweder sind es in Schienen oder direkt in die Böden oder Seiten eingebaute Kaltkathoden-Niedervolt-Leuchten oder es werden die bekannten einbohrbaren Leuchten mit Niedervoltlampen eingebaut. Die Beleuchtung kann durch Taster oder auch Bewegungsmelder ein- und ausgeschaltet werden. Überhaupt zeigen sich am Möbel viele intelligente innovative Erfindungen. Die Schiebetürbeschläge wurden schon angesprochen. Aber hier gibt es eine große Fülle von Varianten für kleine und große Schiebetüren, für Schiebetüren aus Holz bzw. Holzwerkstoffen, Ganzglas oder Glas in Aluminiumrahmen, vor der Front, in der Front, hängend oder stehend, horizontal oder vertikal laufend. Außerdem gibt es Schiebetüren, die beim Öffnen an die Korpusseiten geschwenkt werden. Nicht nur die Laufkultur, sondern auch das Design hat bei der Entwicklung der Beschläge eine Rolle gespielt. Auch schaltbare Gläser in Schiebetüren wurden vorgestellt – je nach Benutzerlaune sind diese transparent oder wirken wie Milchglasscheiben.
Ebenso gehören die Schubkastenbeschläge mit Softeinzug, die in Sideboards versenkbaren Flachbildschirme, in Schrankinnentüren einbaubare Flachlautsprecher usw. zu den im Möbelbau einsetzbaren Neuerungen. Das an Drehtüren wohl am meisten verwendete Topfscharnier darf hier nicht vergessen werden. Es ist stabiler, vielseitiger und leichter montier- und demontierbar geworden. Außerdem lassen sich die Türen werkzeuglos abnehmen und wieder einbauen. Bei Konstruktionen aus Ganzglas können Verbinder und Funktionsbeschläge durch UV- Kleber zuverlässig aufgeklebt werden. Bohrungen des Glases können dadurch entfallen.
Im Schlafzimmer findet die Inneneinrichtung des Kleiderschrankes viel Aufmerksamkeit. Fachböden haben vorn hochgezogene Kanten, damit ein Wäschestapel beim Herausziehen einzelner Stücke nicht über die Fachbodenkante rutscht. Kleiderlifte, Metallkörbe, Vollauszüge mit verglasten Vorderstücken, ausziehbare Hosenrechen usw. bereichern den Innenraum der Schränke. Häufig ist das Innere in warmem Holz, wie Buche oder Erle, gefertigt. Kleiderschränke müssen nicht immer mit Schiebetüren verschlossen werden. Besonders bei vertikaler Gliederung der Schrankfront, werden Drehtüren oder Faltschiebetüren eingesetzt. Eine Innenbeleuchtung ist bei vielen Kleiderschränken eine Selbstverständlichkeit.
Die Betten werden in der Optik immer leichter. Häufig stehen sie auf Metallfüßen und weisen ein fein geformtes Kopfteil aus Holz auf. Massige Bettumbauten sind völlig out. Kleine Beistelltischchen ersetzen am Betthaupt die Nachtschränkchen. Schlafen war auf der diesjährigen Messe übrigens ein Hauptthema. „Schlaf ist für den Menschen, was das Aufziehen für die Uhr“, sagte einmal Schopenhauer. Erholsamer Schlaf ist Voraussetzung für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Hierzu kann nicht nur eine gute Matratze beitragen, die heute durch einen Matratzenrahmen elektromotorisch in viele Lagen zu verstellen ist, sondern im besonderen Maße auch eine angenehme, heimelige Schlafumgebung.
Die Hersteller, die auf den Gegenpol Massivholz setzen, verarbeiten in der Regel Buche, Erle, Eiche, Kirschbaum seltener Nussbaum oder Robinie. Sie bedienen sich altbewährter Massivholzkonstruktionen wie Rahmen und Füllungen und zur Flächensicherung Grat- und Hirnleisten. Die Möglichkeit, die Seiten- oder Bodenkanten haptisch zu runden oder zu profilieren, wurde reichlich genutzt. Manche Hersteller lösten sich aber vom Althergebrachten. Sie entwickelten interessante neue Verbindungen wie Knotenpunkte bei Zargen und Fußverbindungen oder verbinden die Massivholzteile mit eingearbeiteten Elementen aus Edelstahl oder Aluminium. Besonders eindrucksvoll ist hier der Kontrast zwischen einer überaus lebendig strukturierten, warmen Holzfläche zu dem schlichten, kühlen Metall. Die Oberflächen sind beim Massivholz fast überall griffig matt, meist geölt oder gewachst. Der ökologische Gedanke spielt verständlicherweise bei dieser Herstellergruppe eine besondere Rolle.
Bei Polstermöbeln konnte man einerseits die harten, eckigen Formen und andererseits die weichen und kuschelig anmutenden Formen sehen.
Allgemein dominiert die kleinere Sitzgruppe, bestehend aus einem zweisitzigen, höchstens dreisitzigen Sofa und den einzelnen Sesseln. Hiervon darf einer zum Beispiel durch überhöhte Rückenlehne mit Nackenrolle oder eine vorklappbare Fußstütze besonders bequem sein. Dagegen sind große Sitzlandschaften vorbei. Die Polstermöbel stehen, wenn sie nicht bis zum Boden heruntergepolstert sind, auf Metallfüßen aus Aluminium oder Edelstahl. Vielfach sind raffinierte, mechanische oder elektromotorische Verstellmöglichkeiten der Sitzposition oder nur der Rückenlehnen eingebaut. Die Polsterbezüge bestehen sehr oft aus Leder oder Kunstleder, meist in hellen Farben wie Wollweiß, Indischgelb und Hellgrau, aber auch in Grün, Rot und Hellblau. Die textilen Bezüge sind ebenfalls unifarben, aber auch gestreift oder fein kariert. Großflächig bewegte Musterungen oder gar florale Muster sind nahezu verschwunden. Das betont ausstaffierte Ökosofa mit Seegraspolsterung und Leinenbezug war ebenfalls kaum noch zu sehen.
An einigen kleineren Ständen präsentierten Tüftler ihre Ideen. Interessant sind hier die Steckmöbel, die aus modularen Elementen zusammengebaut werden können. Die CNC-Technik erlaubt ein punkt- und passgenaues Ausfräsen der Elemente aus einem geeigneten Plattenmaterial in jeder beliebigen Form. Je nach Idee lassen sich die gefrästen Elemente leicht und sicher zu einem Möbel wie Regale, Schränkchen, Stühle und Tische zusammenstecken oder auffalten.
Wird der Trend hinterfragt, so kann man nach dem Besuch der Möbelmesse 2004 wohl feststellen, dass der Weg zu einfachen, schlichten und klar gegliederten Möbeln weiterhin beschritten wird. Die Möbel wirken durch die vermehrt eingesetzten Regalteile, freitragenden Fachböden und verglasten Möbelfronten offener und leichter. Das Innenleben der Schränke wird nicht so verheimlicht und die frontoffenen Möbelelemente bieten Flächen zum lustigen individuellen Dekorieren.
Wolfgang Nutsch
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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