Das Schachspiel besteht in seiner bekannten Form aus schwarzen und weißen Figuren – zumeist in traditioneller, figürlicher Formensprache gehalten – und dem dazugehörigen Spielfeld. Dass dieses Jahrhunderte alte Spiel auch im modernen Gewand gespielt werden kann, zeigen die Studienarbeiten zum Thema aus dem Fachbereich Holzgestaltung in Schneeberg.
Die ursprüngliche Bedeutung des Spielnamens „Schach“ lässt sich auf das persische Wort für „Schah“ oder „König“ zurückführen, daher auch die Bezeichnung als „königliches Spiel“. Laut Enzyklopädie ist es ein strategisches Brettspiel, bei dem zwei Spieler abwechselnd Spielfiguren auf einem Spielbrett bewegen. Ziel des Spiels ist, die als König bezeichnete Spielfigur des gegnerischen Spielers unabwendbar anzugreifen, also schachmatt zu setzen.
Geschichte eines Spieles
Brettspiele ähnlicher Art gab es in allen Kulturen der Welt. Der Vorläufer aller Spiele aus der Schachfamilie, also nicht nur des europäischen Schachs, sondern auch des Xiangqis, Shogis oder Makruks, entstand vermutlich in Nordindien aus einem Spiel für vier Personen. Dieses Urschach wurde Chaturanga genannt. Durch die Eroberungszüge der Araber wurde das Schachspiel weit über die Grenzen Persiens hinaus verbreitet. Spätestens im 13. Jahrhundert war es in Europa fest etabliert, denn seit dieser Zeit gehörte es zu den sieben Tugenden der Ritter. Seine heute bekannte Form erhielt das Schachspiel im 15. Jahrhundert durch eine grundlegende Reform seiner Spielregeln. Mit ihr nahm das Spiel eine Regelstruktur an, die bis heute weitgehend ähnlich geblieben ist.
Zu allen Zeiten nahmen sich Handwerker und Künstler der Gestaltung der Spielfiguren und -felder des Schachspiels an. Als älteste Figuren gelten solche aus dem persischen Kulturkreis, die schon im 7. Jahrhundert entstanden sind. Sie stellen zumeist bildhaft gestaltete Kleinplastiken dar. Ihnen stehen die abstrakten Figuren gegenüber, wie sie in ihren frühesten Beispielen aus dem arabischen Raum bekannt sind. Sie wirken wegen der zeichenhaften Formensprache immer noch verblüffend modern und haben Gestalter des 20. Jahrhunderts stets aufs Neue inspiriert. Den wohl bekanntesten Entwurf der Moderne zum Schachspiel stellt das „Bauhaus-Schach“ dar; 1923 von Josef Hartwig während seiner Ausbildung am Dessauer Bauhaus entwickelt.
Altes Spiel – neue Varianten
Aber auch heute noch beschäftigen sich junge Gestalter mit diesem komplexen Thema. „Wer sich mit Schachfiguren auf gestalterischer Ebene auseinandersetzt, der erkennt schnell die hohen Herausforderungen, die dort gestellt werden. Nicht nur verschiedene, an ihrer äußeren Form ablesbare Funktionen gilt es zu repräsentieren – auch die Zusammengehörigkeit der einzelnen Steine zu einer Spielsteinfamilie muss stimmig ablesbar sein“, so Prof. Jürgen Voigt im Begleittext eines Ausstellungskataloges. Unter seiner und Prof. Gerd Kadens Anleitung entwickelten Studenten der Westsächsischen Hochschule Zwickau im Fachbereich Angewandte Kunst in Schneeberg, zeitgemäße Varianten eines altbekannten Spieles.
Dabei ist der Entwurf eines Schachspiels, wozu in letzter Konsequenz auch das Spielfeld gehört, ähnlich kompliziert und anspruchsvoll, wie das Spiel selbst: die einzelnen Figuren müssen deutlich unterscheidbar sein, in ihrer Form und Ausprägung die Art und Weise ihrer Spielzüge klar definieren und nicht zuletzt eine durchgängige Gestaltungssprache sprechen.
Die gezeigten Schachspiele beweisen, dass die Studenten diese Aufgabe auf hervorragende und recht unterschiedliche Weise gelöst haben. In einer großen Bandbreite an Formen und zeitgemäßen Materialien wie Edelstahl, Messing, Acrylglas, Kunststein, Filz oder MDF, aber auch durch ganz individuell entwickelte Zeichensprachen gelang es ihnen, das alte „Spiel der Könige“ ganz frisch und neu zu interpretieren. (hf) ■
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