BM: Der Neubau schwächelt und die energetische Sanierung steht im Fokus. Welche Rolle spielen dabei Fenster und Türen?
Marco Nehren: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) strebt bis 2045 die Klimaneutralität im Gebäudesektor an. Vor allem Eigentümer von älteren und energieineffizienten Wohngebäuden stellt dies vor eine große Herausforderung: Über ihre Dächer, Fenster und Türen verlieren sie wertvolle Wärme; es bedarf einer umfassenden Sanierung. Gerade der Fenstertausch spielt bei der energetischen Sanierung eine wesentliche Rolle. Ein Upgrade auf moderne Fenster mit guten Isoliereigenschaften ist in vielen Fällen mehr als empfehlenswert. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Fenstertechnologie deutlich weiterentwickelt und bietet erhebliche Zugewinne rund um Sicherheit, Langlebigkeit, Bedienkomfort – und natürlich die Energieeffizienz.
BM: Lässt sich die Wärmedämmung von Fenstern durch eine Modernisierung der Beschlagtechnik verbessern oder ist ein Fenstertausch der einzig sinnvolle Weg?
Marco Nehren: Den meisten Eigenheimbesitzern ist nicht bewusst, dass selbst vermeintlich gute Elemente aus den 90er Jahren hinsichtlich ihrer Dämmeigenschaften bereits überholt sind. Hier lohnt aus energetischer Sicht oft nur der Austausch – für Verarbeiter und Handwerksbetriebe ein attraktives Geschäftsfeld. Ein reiner Beschlagwechsel, wie ihn unser herstellerunabhängiges Reparaturset unterstützt, dient demgegenüber vorrangig einer verbesserten Einbruchhemmung sowie zu Reparaturzwecken.
Unabhängig von ihrem Alter sollten sämtliche Elemente regelmäßig gewartet werden. Gut gewartet heißt in vielen Fällen auch dichter. Als Beschlaghersteller unterstützen wir die Wartung und damit den Werterhalt von Fenstern, Türen und Schiebetüren durch unseren Vor-Ort-Service. Auch in der Entwicklung neuer Produkte setzen wir uns aktiv mit dem Thema Energieeffizienz auseinander. Dadurch entstehen Lösungen wie unsere Bandseite Titan KF 150 kg, die speziell auf die hohen Flügelgewichte von Elementen mit Dreifachverglasung ausgelegt ist, oder unsere motorischen Antriebe, die einen hohen Dichtschluss und eine sichere Verriegelung mit smartem Komfort verbinden.
BM: Mit welchen smarten Lösungen von Siegenia lassen sich zusätzliche Energieeinsparungen erzielen?
Marco Nehren: Smarte Technik von Siegenia unterstützt Anwender beim bedarfsgerechten Lüften und der Reduzierung unnötiger Wärmeverluste. Als derzeit einziger Hersteller haben wir z. B. einen smarten Griff im Programm, der das Ver- und Entriegeln abschließbarer Fenstergriffe digital und komfortabel macht. Dabei verbindet er nicht nur Sicherheit, Komfortbedienung und Design, sondern ist mit allen gängigen Smart-Home-Systemen kompatibel: Im herstellerübergreifenden Matter-Standard erlaubt er die Integration in Apple Home, Samsung Smart Things oder Google Home. Das schützt Endanwender vor ungewollten Energieverlusten durch offen stehende Fenster. Auch Leaving- bzw. Coming-Home-Szenarien können eingerichtet werden. Ebenfalls Matter-fähig und damit ein echtes Highlight für Smart-Home-Anhänger ist unser smarter Sensor für die verlässliche Zustandsüberwachung von Fenstern, Fenstertüren und Großflächenelementen. Integrierbar in vorhandene Smart-Home-Systeme ermöglicht er das Anlegen intelligenter Szenarien für mehr Energieeffizienz, z. B. durch das Herunterfahren von Heizkörpern bei offenem Fenster. Durch sein schlankes Design ist der smarte Sensor zudem beschlag- und profilunabhängig einsetzbar und lässt sich mit nur wenigen Handgriffen montieren.
BM: Was sollten Verarbeiter rund um das Thema Lüftung bei der energetischen Sanierung beachten?
Marco Nehren: Im Zuge einer Sanierung geht der Austausch von Fenstern und Türen einher mit der Notwendigkeit zur kontrollierten Be- und Entlüftung. Während bei alten Elementen deren Undichtigkeit häufig schon für den Mindestluftwechsel sorgt, ist bei neuen Fenstern eine Änderung des Lüftungsverhaltens erforderlich. Wer dies außer Acht lässt, riskiert Feuchteansammlung und die Bildung von Schimmel. Leistungsstarke Wand- und Fassadenlüfter sorgen auch bei geschlossenem Fenster für ein gesundes Wohnraumklima und bieten einen spürbaren Zugewinn an Raumkomfort.
BM: Welche Möglichkeiten stehen Verarbeitern und Anwendern für den bedarfsgerechten Luftwechsel zur Verfügung?
Marco Nehren: Eine effiziente Möglichkeit zur Feuchteregulierung sind Passivlüfter wie der Aeromat midi HY von Siegenia mit feuchtigkeitssensiblen Gewebebändern. Diese reagieren auf den Anstieg bzw. Rückgang der relativen Luftfeuchtigkeit und schützen so vor Schäden im Bereich der Wärmebrücken. Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung sind insbesondere für energieeffiziente Gebäude eine leistungsstarke Alternative, die neben spürbaren Energieeinsparungen für Vorteile bei Bedienkomfort und Wohngesundheit sorgen. Gerade bei steigenden Energiekosten zahlt sich eine solche Investition schnell aus. Ein Fenstertausch z. B. lässt sich problemlos mit dem Einbau unseres Fassadenlüfters Aeromat VT WRG mit einer Wärmerückgewinnung von bis zu 95 % verbinden. Eine temperatur-, feuchte-, CO2– und VOC-basierte Steuerung oder unterschiedliche Filter gehören zu den zahlreichen Optionen. Auch unser Wandlüfter Aerotube WRG verfügt über eine hohe Wärmerückgewinnung. Mit seiner optionalen CO2-Regelung vermeidet er Wärmeverluste durch unnötiges Lüften und sorgt stets für eine optimale Raumluftqualität.
Die Fragen stellte BM-Redakteur Stefan Kirchner.