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Auf links gedreht

Tischler Team Düsseldorf stellt sich mit durchgängigem Workflow digital auf
Auf links gedreht

Das erste Mal besucht habe ich die Werkstatt von Tobias Hück und dem Tischler Team Düsseldorf vor mehr als zwei Jahren. Die gute Nachricht: Das Tischler Team ist immer noch das Tischler Team. Das Gebäude steht noch. Doch der Rest wurde komplett auf links gedreht.

Anna-Katharina Ledwa

Begonnen hat alles Ende 2022. Tobias Hück, Tischlermeister und Inhaber der Tischlerei, kommt die Idee, ein Hochpodest in die Halle einzuziehen. Auf der zweiten Ebene, die etwa 50 m2 misst, befindet sich nun ein Bankraum mit zwei vollwertigen Arbeitsplätzen. Über ein etwa 3 m breites Tor in der Brüstung können die Kommissionspaletten mit den Bauteilen per Ameise nach oben gereicht und dort zusammengebaut werden. Alle der insgesamt vier Bankraum-Arbeitsplätze sind voll ausgestattet mit eigenem Schraubenregal, gepflegt nach dem Paulus-Lagersystem, und einem kompletten Satz Handmaschinen. „So müssen wir nicht immer die ganze Werkstatt absuchen und sparen wertvolle Zeit“, begründet Hück seine Entscheidung.

Die Arbeitsplätze auf der Empore sind dabei nicht weniger beliebt als die auf der unteren Ebene. „Auch hier haben wir eine Deckenhöhe von ca. 2,8 m. Das reicht für uns und für die meisten Möbel auch“, schmunzelt Tischler Roland Schütze, der hier oben Sonderaufträge bearbeitet.

Zweite Ebene für mehr Raum

Statisch berechnet wurde das Hochpodest von Fachleuten. Eine Zuladung von mehreren hundert Kilo pro Quadratmeter sind hier kein Problem. Gebaut haben das Podest schließlich der Chef und die Azubis. „Wir haben den Betrieb weiterlaufen lassen“, betont Hück. Daher wurden auch alle anderen Schritte in eine Timeline gesetzt und Stück für Stück realisiert.

Neben dem Hochpodest als sichtbare Veränderung im vergangenen Jahr, ist das meiste hier hinter den Kulissen abgelaufen. Eine Ausnahme: die neue Plattenaufteilsäge Sawteq B-130 von Homag. Die ist vollintegriert in die digitale Aufstellung des Tischler Teams. „Von dem alten Schätzchen, der Striebig, konnten wir uns allerdings noch nicht trennen“, vertraut Hück mir an. Die ist noch sehr hilfreich für eigenständige Projektarbeiten zu Ausbildungsbeginn. In jedem Lehrjahr betreut Tobias Hück mit seinem Team zwei Azubis.

Digital von Anfang bis Ende

Mit insgesamt 14 Personen hat sich das Tischler Team im Jahr 2023 komplett digitalisiert. „Das war ein gewaltiger Schritt für uns und wir sind sicher das ein oder andere Mal an unsere Grenzen gestoßen“, resümiert Inhaber Tobias Hück. Doch mit einiger Unterstützung und der tollen Leistung seines Teams ist die Rechnung am Ende aufgegangen. Der große Unterschied in den Prozessen ist in der Arbeitsvorbereitung (AV) zu merken.

Der Fokus hat sich deutlich hierhin verschoben. Michael Mischel und Michael Jansen sind die Köpfe in der AV, die nun die Produktion steuert. CAD/CAM-Software der Wahl ist weiterhin Smartwop. Doch bevor das Möbel konstruiert werden kann, muss ein Kunde her. Die erste Beratung findet immer in der Tischlerei statt. „Wir haben unsere Kunden dazu gebracht, zuerst zu uns zu kommen. Das spart Zeit und Geld. Außerdem können wir sie durch unsere Fertigung führen“, erklärt Tischlermeister Hück.

Papierlos ist es schon ab dem Zeitpunkt des Angebots. Hück hat eine digitale Vorlage, in der verschiedene Positionen eingefügt und immer auch Entwurfsskizzen eingepflegt werden, damit sowohl die Kunden, als auch die Kollegen nachher wissen, worum es geht. Entwurfszeichnungen entstehen mit Sketch Up.

Durchgängiger Fertigungsprozess

Nach Auftragserteilung erfolgt das Aufmaß. Der erste Termin bei den Kunden zu Hause. Dafür werden bei aufwendigeren Projekten mehrere Lösungen kombiniert. „Wir nutzen den Leica-3D-Scanner und machen noch einen Scan mit der App Scaniverse auf dem iPad Pro. Beide Ergebnisse werden dann übereinandergelegt“, erklärt Michael Mischel aus der AV.

In der AV musste für die fließenden CAD/CAM-Prozesse vor allem Arbeit in den Aufbau von Bibliotheken gesteckt werden und die Ableitung der Schnittoptimierung zu Schnittprofit von Homag. Außerdem ist nun die Resteverwaltung Woodstore von Homag inklusive neuer Etiketten mit QR-Code integriert worden. Während des Zuschnitts werden kleine Abschnitte, die noch nutzbar sind, aber sonst entsorgt würden, automatisch mit einem Etikett versehen und digital eingepflegt. Die AV hat Zugriff auf das Restelager und kann die Platten für die Planung verwenden und blockieren, so kann sie niemand aus der Fertigung zwischendurch nutzen und ausbuchen.

An der liegenden Plattensäge kann dank eines Vakuumhebers von Barbaric eine Person alleine arbeiten. Das Lager mit den Standardplatten ist direkt gegenüber und der begrenzte Bewegungsraum zwischen Säge und Plattenregal ist so gut genutzt.

Wenn ein Möbel in der AV durchgeplant ist und für die Fertigung freigegeben wird, dann übernimmt ein Teammitglied das Projekt und ist vom Zuschnitt bis zur Montage für alles verantwortlich. „Bei uns kann jeder aus dem Team mit allen Maschinen umgehen“, betont der Inhaber. Das gilt auch für die CNC und die liegende Plattensäge. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Maschinen sorgen regelmäßige Unterweisungen. An den neuen Maschinen und zur Einführung neuer Software gab es wiederholt Schulungen.

Digital und vor allem papierlos unterwegs

Für ein papierloses Tischler Team sind am Ende mehrere Softwarelösungen verantwortlich. Den Start macht hier aber erstmal die Hardware: iPads pro sind in Büro, Fertigung und Montage im Einsatz. Nach dem Aufmaß erstellt Tobias Hück die Entwürfe mit Sketch Up und schickt alle Angebote digital zu den Kunden. Alle relevanten Dokumente für den Auftrag werden auf die iPads geladen und können so von allen eingesehen werden. Wichtig für den Auftragsfortschritt ist die Nutzung des Production Managers von Homag. Liegende Plattensäge, CNC und Kante melden automatisch den Auftragsfortschritt zurück.

Als App für Notizen wird Goodnotes genutzt. In der AV wird die Konstruktion der Möbel und Innenausbauten nach Auftragserteilung und Aufmaß via Smartwop gemacht. Diese Planung können über den Viewer von Smartwop auf jedem iPad eingesehen werden. Die Schnittoptimierung wird aus Smartwop exportiert und an Schnitt Profit von Homag übergeben. An der neuen Plattensäge findet dann der Zuschnitt statt, unterstützt durch eine visuelle Schnittführung in Form eines Lichtleitsystems. Durch den Production Manager wird nach jeder Bearbeitungsstation im Hintergrund gemeldet, welcher Schritt abgeschlossen ist und was als nächstes folgt. So ist eine durchgängige Transparenz und ein konstanter Workflow sichergestellt.

Von vielen Apps zur Branchensoftware

Neben fertigungsrelevanten Lösungen wurde die Buchhaltung auf Datev Online umgestellt, Agicap für die Überwachung des Geldflusses eingeführt und die Zeiterfassung und Urlaubsanträge laufen über die App Crewmeister. Was zur Zeit noch viele Insellösungen sind, soll kurzfristig durch eine passende Branchensoftware ersetzt werden.

Pläne für 2024

Nun fehlt nur noch ein wichtiger Punkt, um die Vision der Umgestaltung von Tischlermeister Tobias Hück zu vollenden: der Umbau der Ausstellung im Eingangsbereich. Entstehen soll 2024 ein Micro-Apartment mit allem, was das Herz begehrt. Eine tolle Möglichkeit, den Kunden beim ersten Gespräch einen Vorgeschmack von dem zu geben, was das Tischler Team leisten kann.

Tischler Team Düsseldorf

www.tischlerteam-duesseldorf.de

Technologiepartner

www.homag.com

www.smartwop.de

www.leica-geosystems.com

Praktische digitale Helfer

Aufmaß: www.scaniverse.com

Visualisierung: www.sketchup.com/de

Zeiterfassung: www.crewmeister.de

Notizen: www.goodnotes.com/de

Buchhaltung: www.datev.de

Zahlungen: www.agicap.com/de


Anna-Katharina Ledwa ist Tischlerin und Designerin (HWK), arbeitet als Projektleiterin in einer Tischlerei und lebt in Münster. <a href=”http://www.annaledwa.de”>www.annaledwa.de</a>

Das ist mir aufgefallen

Durchbeißen lohnt sich

Das Tischler Team hat seine Prozesse im vergangenen Jahr quasi auf links gedreht. Das wichtigste dabei: viel Neues im Bereich Softwarelösungen. Tobias Hück und sein Team mussten sich an manchen Stellen wirklich durchbeißen. Doch: Es hat sich gelohnt! Mehr Transparenz, weniger Papier, weniger Verschnitt und vor allem: eine klare Struktur, Durchgängigkeit und Planbarkeit in den Prozessen.


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