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Wärme oder Kälte aus dem Boden

Welche Auswirkungen haben Bodenheizungen und -kühlungen auf das Parkett?
Wärme oder Kälte aus dem Boden

Aktuell sind viele Bodenheizungen in Betrieb. Einige Anlagen können auch im Sommer zum Kühlen der Bodenkonstruktion eingesetzt werden. Neben nachgerüsteten Systemen kommen vor allem in Neubauten Kombieinrichtungen zum Heizen sowie Kühlen zum Einsatz. Sind die Vorgaben zum Heizen und die Bedienungen dazu heute meist bekannt, können bei unsachgemäßem Kühlbetrieb größere Parkettschäden provoziert werden. Warum, und was Sie dazu wissen sollten, das lesen Sie nachfolgend.

Beni Lysser

Das Raumklima ist verantwortlich für das „Arbeiten“ von Holzböden. Die relative Luftfeuchte der Umgebung bestimmt die Holzausgleichsfeuchte. Die Erwärmung mittels einer beheizten Unterkonstruktion oder ein Abkühlen des Holzes mit einer Bodenkühlung kann das Verhalten des Parketts zusätzlich beeinflussen. Um das zu verstehen, werden wenige Grundkenntnisse über Luft, Holz sowie von Beheizungen oder Kühlungen vorausgesetzt.

Die relative Luftfeuchte

Luft kann, je nach Temperatur, eine gewisse Menge Wasserdampf transportieren. Kalte Luft vermag nur wenig Feuchtigkeit aufzunehmen, um die totale Sättigung zu erreichen. Warme Luft dagegen viel. Die maximal mögliche Wassermenge in 1 m3 Luft mit 0 °C liegt bei 4,85 g. Weist 1 m3 Raumluft 20 °C Temperatur auf, kann diese Luft maximal 17,31 g Wasser beinhalten (siehe Grafik). Erreicht die Luft die Totalmenge an Wasserdampf, liegt 100 % Sättigung vor. Draußen z. B. bildet sich bei 100 % Luftfeuchte Nebel, egal wie warm die Luft vorherrscht. Einzig die Maximalmenge des aufzunehmenden Wasserdampfs muss erreicht werden.

Misst die Wasserdampfmenge in 1 m3 Luft im Freien bei 0 °C Temperatur genau 2,45 g, entspricht das der Hälfte der möglichen Feuchtemenge bis zur Sättigung. Es liegt 50 % relative Luftfeuchte vor. Wird nun diese Außenluft mit 50 % Feuchtegehalt im Winter von draußen in den Innenbereich geblasen sowie aufgewärmt und keine zusätzliche Feuchte beigemischt, z. B. mit einer „Komfortbelüftung“ in einem Niedrigenergiehaus, misst der Wassergehalt immer noch 2,45 g. Die Luft aber könnte bei 20 °C Raumtemperatur 17,31 g fassen. Somit resultiert aus dieser Gegebenheit eine relative Raumluftfeuchte von nur noch 14 %.

Umgekehrt funktioniert es auch. Warme Raumluft mit 50 % relative Luftfeuchte bei 20 °C, abgekühlt auf 10 °C, weist noch 8,65 g/m3 Wasserdampf auf. Jedoch steigt der relative Feuchtegehalt auf 91 %.

Holzausgleichsfeuchte

Und was macht das Holz mit der Feuchte aus der Umgebungsluft? Es gleicht sich an. In einer Raumluft mit wenig Feuchtigkeit trocknet das Parkett aus, in feuchter Umgebungsluft nimmt das Holz wiederum Feuchte auf. Dieses nie vermeidbare, natürliche Holzverhalten findet immer zwischen Winter und Sommer, oder Sommer und Winter statt. Dieser Holzfeuchtewechsel benötigt in der Regel bei Holzbauteilen mindestens zwei bis vier Wochen für das veränderte Raumklima.

Im Normklima für die Schweiz, definiert mit 30 bis 70 % relative Raumluftfeuchte, resultieren theoretisch Holzausgleichsfeuchtigkeiten von ca. 6 bis 13 % (siehe Grafik 2.). Die Praxiswerte in normal bewohnten/genutzten Innenräumen bewegen sich jedoch aus Erfahrung etwa zwischen 5,5 bis 11 %. In dieser Bandbreite von Holzausgleichsfeuchte muss das Parkett schadenfrei, aber nicht verformungsfrei vorliegen. Weist das eingebaute Parkett wesentlich tiefere oder höhere Werte als 5,5 bis 11 % Holzfeuchte auf, treten unweigerlich Schäden am verlegten Holzboden auf. Das gilt nicht nur fürs Parkett. Alle im Innenbereich verbauten Holzteile sind betroffen. Nur erscheint die Akzeptanz seitens der Nutzer leider äußerst unterschiedlich. Bei gestemmten Möbeltüren mit Holzfüllungen können diese fast aus dem Rahmen herausfallen (sichtbar an den hellen Holzstreifen seitlich), auf Gehrung geschnittene Holzbilderrahmen klaffen weit auf oder Vertäfelungen erscheinen stark verformt, all dies wird von vielen Nutzern als „normal“ eingestuft. Nur das Parkett sollte immer absolut plan und verschlossen vorliegen.

Bodenheizungen

Bodenheizungen erzeugen heute kaum noch so viele Parkettprobleme wie früher. Dazu helfen Energieverordnungen wie z. B. in der Schweiz, welche vorgeben, dass neue Bodenheizungssysteme einen Vorlauf von maximal 35 °C ab Heizung aufweisen dürfen. Dies auch bei sehr kalten Außenbedingungen während der Heizperiode.

Mit den Wärmeverlusten in den oft langen Leitungen sowie Dämmeigenschaften der Materialien über den Röhren im Boden (Estrichmörtel, Ausgleichsschichten, Klebstoff und Parkett selber), werden die maximal zulässigen 27 °C Oberflächentemperatur im verlegten Parkett kaum noch überschritten. Nur bei manipulierten oder falsch eingestellten Bodenheizungen resultieren noch Aufträge für die Gutachter.

Eine besondere Eigenschaft weisen Bodenheizungsanlagen trotzdem auf. Liegt die Holztemperatur des Parketts an der Oberfläche höher vor, als die Temperatur der Umgebungsluft, entsteht direkt über dem Belag eine dünne Luftschicht, welche sich nicht befeuchten lässt. Das Holz darunter kann ebenso keine Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnehmen. Solange also das Parkett wärmer vorliegt als die Luft darüber, trocknet es aus, auch wenn eine technische Raumluftbefeuchtung installiert ist. Die Luftfeuchte kann das Holz erst wieder (positiv) beeinflussen, wenn die Oberflächentemperatur tiefer vorherrscht, als jene der Raumluft. Und das sind ja meist trotzdem einige Stunden pro Tag.

Zusammenfassend funktioniert eine Bodenheizung ohne Folgen für das Parkett, wenn:

  • die relative Raumluftfeuchtigkeit immer mindestens 30 % misst,
  • die Oberflächentemperatur im verlegten Parkett nie und nirgends 27 °C übersteigt,
  • bei Bedarf eine zusätzliche Raumluftbefeuchtung im Winter betrieben wird.

Bodenkühlungen

Das Ziel einer Bodenkühlung sollte sein, die Raumtemperatur während heißen und schwülen Sommertagen abzusenken. Leider verkennen viele Planer und Nutzer die Wirkung von Bodenkühlungen. Der Boden fühlt sich zwar kühl bis kalt an, oben im Raum bestimmen jedoch nach wie vor hohe Temperaturen das Raumklima und heiße Köpfe bei heftigen Diskussionen spüren nichts von der Bodenkühlung. Kalte Luft steigt nie auf. Die senkt sich ab, soweit sie kann, beim offenen Treppenhaus im Einfamilienhaus bis in die Kelleretage. Der Wirkungsgrad einer Bodenkühlung kann somit als „gering“ eingestuft werden.

Eine „mittlere“ Wirkung erzielen Kühlsysteme in Wänden. Damit kann aber ein Raum nicht regelmäßig gekühlt werden, da viele Wände durch Fensterfronten, Türen und dergleichen unterbrochen sind.

Die „beste“ Kühlung eines Raumes könnte eine Deckenkühlung erzielen. Jedoch würde das ein zweites System benötigen, da die Bodenheizung über der Betondecke eingebaut ist, die Kühlung aber darunter montiert sein sollte.

Problematik Bodenkühlung

Die Raumklimabedingungen während eines Kühlbetriebes mit der „Bodenheizung“ können sich sehr negativ auf das Holz auswirken.

Im Sommer herrschen in der Regel erhöhte relative Raumluftfeuchtigkeiten vor, oft zwischen 50 bis 60 %, bei 25 bis 28 °C Raumtemperatur. Wird die Bodenkühlung so betrieben, dass die Oberflächentemperatur auf dem Parkett wesentlich tiefer ausfällt, als die aktuelle Raumtemperatur misst, kann die relative Luftfeuchte direkt über dem Holzboden, die für die Schweiz maximal zulässigen 70 % rasch übersteigen, und das Parkett erfährt ebenso eine viel zu hohe Ausgleichsfeuchte.

Erscheint das Holz kühler als die Raumluft, funktioniert nämlich die Feuchteaufnahme im Holz. Der daraus resultierende, übermäßig hohe Feuchtegehalt des Parketts von mehr als 12 bis 13 %, oftmals sogar über 15 %, löst sodann enorme Quellkräfte aus, gefolgt von Beschädigungen wie Ablösungen, Risse im Estrich oder Verschiebungen von Leichtbauwänden. Die Parkettverformungen präsentieren sich so, als wenn ein Wasserschaden vorliegen würde.

Erfahrungswerte zeigen, dass eine nur geringe Temperaturdifferenz zwischen Raumluft und Oberfläche des Parketts keine Schäden provoziert, wenn zugleich die relative Luftfeuchte über dem Holzboden von 70 % nie überschritten wird. Dies gilt es zu kontrollieren.

Die Empfehlungen zu einer Bodenkühlung lauten:

  • Kühlung erst einschalten, wenn die Raumtemperatur Werte von mehr als 26 °C aufweist.
  • Bodenkühlung mit mindestens 20 °C Vorlauftemperatur betreiben.
  • Differenz zwischen Raumtemperatur und Vorlauftemperatur der Bodenkühlung von maximal 4 bis 6 °C einhalten.
  • Höchstens zwölf Stunden pro Tag die Räume mittels Bodenheizung kühlen.
  • Die relative Luftfeuchte direkt über dem Parkett darf nicht höher als 70 % sein.
  • Wenn es ganz schlimm kommt, im Bedarfsfall Raumluftentfeuchter einsetzen.

Die ISP verfügt über ein technisches Merkblatt (Nr. 5), welches Hinweise zu Bodenheizungen/-kühlungen wiedergibt. Das Merkblatt ist kostenlos abrufbar unter www.parkett-‧verband.ch.


Der Autor

Beni Lysser, ehemaliger Experte ISP und Mitglied Swiss Experts, heute nach über 3 000 Gutachten in Pension.

info@parkett-verband.ch

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