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Auch Schreiner haben Träume

Klaus Schneider ist Geschäftsführer eines Möbelhauses und einer Schreinerei. Sein Hobby: Produktdesign
Auch Schreiner haben Träume

„Einmal mit einem Produkt auf der Möbelmesse präsent sein“, das war der Traum von Schreinermeister Klaus Schneider. Dass dieser Traum so schnell Wirklichkeit werden würde, hatte er nicht erwartet. Dass es so kompliziert sein würde, allerdings auch nicht.

„Produktdesign ist ein hartes Brot“, sagt Schneider heute. Nur die wenigsten aller entwickelten Produkte kommen am Markt an. Klaus Schneider hatte Glück. Er hatte die richtigen Kontakte und er hatte eine gute Idee zum richtigen Zeitpunkt. Aber: „Glück muss man sich manchmal auch hart erarbeiten.“ Für interlübke entwickelte er ein Schiebetürensystem, das gleichzeitig ein Schwebetürensystem ist. Es kommt ganz ohne Bodenschiene aus – auch bei einer Türenbreite von 2,56 m.

Ursprünglich ging es Klaus Schneider darum, ein interlübke-Möbelsystem mit versenkbarem Plasmabildschirm auszustatten. „Aber eigentlich brauche ich ein Schiebetürensystem“, meinte der Geschäftsführer von interlübke, der kurz vor Weihnachten noch herein geschneit kam. „Dann mache ich eben ein Schiebetürensystem“, entschied Klaus Schneider kurzerhand in dem Bewusstsein, dass Innovationen auch sein Handwerk voranbringen würden. Ein Termin wurde gesetzt. Zig Ideen keimten auf und wurden wieder verworfen. Von abends um 22 Uhr bis nachts um 1 Uhr entwickelte er, bis die eigentliche Idee geboren wurde. Das war in einer entspannten Stunde im Café, als sein Söhnchen einen Skikurs absolvierte. Das letzte freie Blatt war mit Skizzen übersät. Aus Kinderspielzeug und Kaugummi entstand der erste Prototyp.
Produktentwicklung sei sein Hobby, sagt er. Er betreibt es nebenbei. „Es gibt wenige Produktentwickler, die so erfolgreich sind, dass sie wirklich Geld verdienen. Aber ich habe mir mit Produktdesign einen Namen erarbeitet und ein Renommee. Außerdem macht es mir Spaß.“
Designmöbelhaus und Ideenschreinerei
Klaus Schneider ist Geschäftsführer eines Möbelhauses mit angebundener Schreinerei. Oder ist es umgekehrt? Ist der Schreinerei das Möbelhaus untergeordnet? Nein: „An erster Stelle steht bei uns der Verkauf, dann erst kommt die Produktion.“ Das Designmöbelhaus in der Nähe von Stuttgart ist der eine Teil des Unternehmens, die Ideenschreinerei der andere.
Die Schreinerei signalisiert dem Kunden Kompetenz. „Der Titel Schreinermeister hat immer noch ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Das ist ein Vorteil, den viele Schreinereien nicht ausspielen“, meint Klaus Schneider.
Schneider ergänzt hochwertige Handelsware individuell durch Produkte aus der Schreinerei. „Wir wollen dem Kunden bewusst machen, dass er bei uns maßgeschneiderte Lösungen bekommt.“ Individualität und Marke lautet das Motto. Dabei ist es Klaus Schneider wichtig, dass die Kunden ganz persönlich betreut werden. „Menschen verkaufen Möbel an Menschen.“ Ihm ist bewusst, dass Produkte austauschbar sind. Zudem seien die Kunden sensibler geworden, die Erwartungen höher. „Es gibt Kunden, die kompletten Service zum Discounterpreis erwarten. Das können wir natürlich nicht leisten, wobei wir uns andererseits auch nicht im absoluten Luxussegment tummeln. Wir wollen gut, aber auch bezahlbar sein und damit eine Lücke schließen, die andere nicht schließen können oder wollen. Wir müssen unseren Preis wert sein.“
Klaus Schneider legt sein Augenmerk u. a. auf die perfekt ausgeführte Montage. „Wenn wir auf die Baustelle kommen, haben die Kunden von Handwerkern meist die Nase voll. Das ist unsere Chance. Meine Mitarbeiter geben sich alle Mühe und das Feedback gibt ihnen Recht: Ich bekomme häufig lobende Anrufe von zufriedenen Kunden.“ 80 Prozent seiner Kunden sind Stammkunden. Privatkunden. Oder sie kommen auf Empfehlung von Stammkunden.
Mit anderen Unternehmern Kundenkreise vermischen
„Viele Kunden wissen gar nicht, was sie zu uns führt: Ist er durch einen Zeitungsbericht auf uns aufmerksam geworden, war es eine Anzeige, ein Messebesuch, eine Empfehlung.“ Einen Auslöser gibt es meist, aber den Kunden ist dieser oft nicht bewusst. Deshalb setzt Klaus Schneider auf einen besonderen Marketing-Mix.
Ein wichtiger Faktor dieser Mischung ist sein Engagement in dem Unternehmer-Zusammenschluss „equipe“. Das französische Wort steht für Team. Im Team von „equipe“ haben sich sieben Stuttgarter Unternehmer zusammen gefunden, die allesamt edle und hochwertige Produkte anbieten. Ob Gastronom, Juwelier, Parfümerie, Weinhandlung, Raumgestalter oder Tonstudio – immer geht es darum, die Kundenkreise durch Cross-Marketing-Aktionen zu vermischen: auf dem Stuttgarter Sommerfest, dem Landespresseball oder auf zahlreichen member-for-member-Veranstaltungen, wie dem „equipe-day“ beim Ferrari-Händler. Die Unternehmer eint das Wissen: „Als Alleinkämpfer kommt keiner mehr durch.“ (www.equipe-stuttgart.de)
Zufälle, Baustellen und Freundschaften brachten die sieben zusammen. „Wir sind schon weit gekommen, aber wir mussten auch viele Steine aus dem Weg räumen.“ Seit über drei Jahren arbeitet Klaus Schneider bei „equipe“ mit. Das kostet Zeit. Jede Woche gibt es Treffen, auf denen Ideen entwickelt und Aufgaben verteilt werden. Dabei stoßen die unterschiedlichsten Vorstellungen aufeinander. Auch geht es häufig um viel Vorleistung und Geld, das in Projekte gesteckt werden muss, deren Erfolg nicht sofort messbar ist. Doch Klaus Schneider ist überzeugt: „Diesen Mehreinsatz zu bringen ist überlebenswichtig.“
Weitere Marketing-Elemente sind die Messestände auf der Design- ausstellung Blickfang. Jedes Jahr ist das Möbelhaus Schneider mit dabei. Daran hängt auch das Herz der Mitarbeiter, die den Stand mit Leib und Seele betreuen.
Marketing zu machen bedeutet für Klaus Schneider viele Mosaiksteinchen zusammenzusetzen, die sich zu einem Ganzen fügen. „Du bist ständig in der Zeitung“, hört er manchmal von Bekannten. Kein Wunder, denn der Unternehmer schafft es immer, Highlights durch die Anwesenheit von Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Fernsehen zu setzen. Events mit Promi-Koch Sante de Santis, die Zusammenarbeit mit bedeutenden Galeristen und renommierten Künstlern, Hausmessen oder Kooperationen mit bekannten Winzern aus der Region – alle Aktionen sind den örtlichen Medien eine Meldung wert.
Wobei Klaus Schneider immer bemüht ist, seine Möbel in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. Denn: „Auch wenn Frauen sich meist in erster Linie für Mode interessieren und Männer vorrangig für Autos – gleich anschließend kommt doch für beide Geschlechter das Möbel und die Möbeltechnik. Und dieses Interesse möchte und kann ich durchaus befriedigen.“
„Ich bin ein autoritärer Knochen“
Das Designmöbelhaus ist aus dem Küchenstudio und der Schreinerei seines Vaters gewachsen. Bei ihm hat er auch gelernt. „Mein Vater war ein harter Lehrmeister. Wir sind beide Dickköpfe“, sagt der heute 42-Jährige. 1989 hat Klaus Schneider die Meisterprüfung absolviert. Eigentlich hätte er gerne noch eine Gestalterausbildung angehängt, aber dazu fehlte die Zeit. 1990 übernahm er die elterliche Schreinerei. So hat er sich vieles selber erarbeitet. Entwurf, Entwicklung, Aufmaß, Einkauf und Verkauf liegen in seinen Händen. Darüber hinaus ist er für den Zusammenhalt des Unternehmens und die Ideengebung zuständig.
Das sind viele Aufgaben, die er alleine kaum bewältigen kann. „Ich bin ein autoritärer Knochen, aber ich versuche, mich weiter zu entwickeln.“ Mitarbeiter einzubinden und deren Engagement zu fördern, ist für Klaus Schneider wichtig. Eine „lernende“ Firma will er zusammen mit seinen Mitarbeitern sein. Denn nur zusammen mit ihnen kann er jedes noch so winzige Detail perfektionieren – seien es Design und Technik von Produkten, seien es Ablauforganisation oder die Auftragsbearbeitung. Selbst für den kleinsten Espressolöffel muss sich jemand verantwortlich fühlen.
Kommunikation ist dabei ein bedeutsamer Bestandteil, weshalb es jeden Freitag Besprechungen mit den Möbelhaus-Mitarbeitern und den Mitarbeitern aus der Produktion gibt. Mittlerweile hat jeder Mitarbeiter seinen eigenen Verantwortungsbereich. Für jede Aufgabe gibt es einen „Chef“, der die Verantwortung trägt und einen Paten, der im Bedarfsfall einspringt. Die Mitarbeiter engagieren sich auch von sich aus. Ein Geselle erstellte kürzlich ein 15-seitiges Exposé mit Änderungsvorschlägen für eine verbesserte Werkstattorganisation. Vieles wurde zwischenzeitlich systematisiert: die Bauabnahme oder das Vorgehen bei Beanstandungen.
Die vielen Daten sind schwierig zu handhaben
„Das Problem unserer Unternehmensstruktur ist auch, dass es keine Software gibt, die diese Struktur perfekt abbildet. Unser Ausmaß an Daten ist schwierig zu handhaben. Vieles müssen wir uns selber erarbeiten.“ Mit dem Thema Computer beschäftigt sich Klaus Schneider nur wenig. „Als ich die Meisterschule absolvierte, war es zu früh dafür und später hatte ich keine Zeit mehr, mich intensiv damit zu beschäftigen.“ Sein Mitarbeiter in der Arbeitsvorbereitung arbeite viel gründlicher mit dem CAD-Programm.
Struktur in den Betrieb zu bekommen, sei ein zäher Prozess. Aber: „Ich will nicht nur Feuerwehr spielen. Auch jetzt sind es immer noch sehr viele Aufgaben, die an mir hängen bleiben.“ Klaus Schneider seufzt: „Ich wäre gerne etwas lockerer, aber als Unternehmer muss man sich oft auf die Hinterbeine stellen. Gut, dass meine Frau als ausgleichender Faktor auftritt. Sie glättet häufig die Wogen, die ich erzeugt habe.“ ■
von BM-Redakteurin Regina Adamczak
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