Dichtgedrängt sitzen Gäste, Dozenten und Werkstudenten der Akademie für Gestaltung und Denkmalspflege in Ebern, um den Höhepunkt des Semesters zu erleben: die Begegnung mit Mario Botta, dem international bekannten Architekten Schon von den ersten Diabildern an, mit denen Botta neuere Beispiele seines Schaffens vorstellt, entsteht vor den Betrachtern eine Welt des Lichts und der Harmonie der Formen. So zum Beispiel das Basler Stadtmuseum – eine Skulptur mit jeweils anderem „Gesicht“ zur Stadt, zum Fluß, zum Park. Oder wenn der rechteckige Grundriß der Synagoge in Tel Aviv sich zu einem lichtdurchfluteten Zylinder verjüngt. Überhaupt das Licht! – stets ist es ein bestimmendes Element in Bottas Werken: So auch in der Kapelle oberhalb von Lugano, wo durch raffinierte Führung Strukturen in den sonst sehr dunklen Raum gezeichnet werden. Mario Botta erscheint wie ein Besessener, wenn er so mit temperamentvollen Gesten und sprudelndem Italienisch durch die Bilder drängt, besessen vom Willen zur Gestaltung. Was anderes könnte ihn, der in einem kleinen Tessiner Dorf in ärmlichen Verhältnissen seine Kindheit verbrachte, dazu getrieben haben, so zielstrebig seinen Weg zu suchen? Als 16jähriger arbeitete er bereits als Bauzeichner in einem Architekturbüro in Lugano und lernte die Arbeiten von Wright und Le Corbusier kennen. Dabei entdeckte er in der Arbeit des Architekten die Möglichkeit, gestalterisch in die Wirklichkeit einzugreifen. Erste Entwürfe und der Bau eines Privathauses in Morbio entstanden zu dieser Zeit. Der Besuch des Kunstgymnasiums in Mailand förderte seine zeichnerische Begabung und machte ihm seine Heimat bewußt, die vor allem von der Romanik geprägt ist. Romanische Elemente in überraschend neuer Interpretation finden sich auch in Bottas jüngsten Werken, so zum Beispiel die in scharfem Hell-Dunkel kontrastierenden Steinbänder der Kirche von Evry bei Paris. 1964 begann Botta das Architekturstudium in Venedig, wo ihm vor allem die Begegnung mit Mazzariol neue We
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