Gute Stimmung beim Jahreskongress des Verbandes Fenster und Fassade (VFF) am 1. und 2. Juni 2012 in Frankfurt: Dazu beigetragen haben nicht nur die weiterhin guten Perspektiven in der Bau- und Fensterbranche, sondern auch der interessante Themenmix aus Wirtschaft, Politik und Technik mit kompetenten Referenten.
Ulrich Sieberath, Leiter des ift Rosenheim, vermittelte einen kompakten Überblick über die aktuellen technischen Themen. Die Neuauflage der EnEV sei terminlich zwar immer noch nicht absehbar, mache aber das 3-fach-Isolierglas zum Standard. Allerdings: Die Glasbruchgefahr an 3-fach-Scheiben nehme bei kleinen Seitenverhältnissen zu. Die Scheibendicken müssten deshalb angepasst werden.
Sieberath wies eindrücklich auf einen wichtigen Stichtag für die Branche hin: „Die Bauproduktenverordnung tritt zum 01. Juli 2013 in Kraft. Dann ist sie keine Richtlinie mehr, sondern ein Gesetz, dessen Missachtung zu Straftatbeständen führen könne. Die Leistungserklärung der CE-Kennzeichnung muss dem Abnehmer künftig gedruckt oder in elektronischer Form übergeben werden.“
Mit dem Vortrag des ehemaligen Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Wolfgang Wiegard wurde den Teilnehmern ein echtes Highlight geboten. In professioneller Rhetorik erläuterte der Finanzwissenschaftler die Ursachen, Symptome und mögliche Wege aus der europäischen Staatsschuldenkrise. Von Eurobonds hält Wiegard gar nichts. Vielmehr würden viele Euro-Länder eine Reduzierung der Lohnstückkosten benötigen. Wiegard bezog auch Stellung zur Steuerpolitik und plädierte für die Abschaffung unsinniger Steuervorteile.
Eine neue Form des Dialogs eröffnete der Verband mit dem Diskussionsforum „Zwei bei Tschorn“. Ulrich Sieberath, Prof. Christian Niemöller und der Verbandsgeschäftsführer Ulrich Tschorn beantworteten und erörterten Fragen der Teilnehmer.
Mit der Wahl des Präsidiums startete der zweite Tag: Neu an Bord sind Petra Hautau, Geschäftsführerin der Hautau GmbH, Helpsen, sowie Thomas Lauritzen von der Schüco International KG, Bielefeld. Präsident des VFF ist und bleibt Bernhard Helbing, Geschäftsführer der TMP Fenster + Türen GmbH, Bad Langensalza.
Prof. Dr. Dirk Hass vom Marketinginstitut Künzelsau informierte detailliert über die aktuelle Branchenstrukturanalyse.
Die Konzentration in der Branche, so Hass, sei weiter vorangeschritten. Immer mehr kleinere Betriebe würden ihre Produktion aufgeben und Handels- und Montagefunktionen übernehmen. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit forderte Hass dazu auf, neue Wege in der Marktbearbeitung zu gehen. Das heiße auch Wohnqualität anstelle von U-Werten zu verkaufen. (mm)
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