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Gestern Schüler, heute Azubi

Ausbildungsstart
Gestern Schüler, heute Azubi

Gestern Schüler, heute Azubi
Teamfähigkeit und Teamgeist gehören genauso dazu wie das Kennenlernen untereinander und der Ausbilder während der Outdoortage, welche die Firma Blum ihren neuen Auszubildenden zuteil werden lässt (Foto:Blum)
Mit dem Start ihrer Ausbildung beginnt für die meisten Jugendlichen ein neuer Lebensabschnitt. Entsprechend unsicher sind sie. Denn sie kennen weder ihren neuen Arbeitgeber, noch ihre neuen Kollegen. Außerdem müssen sie sich in ein neues Umfeld einfinden, in dem zum Teil andere Verhaltensregeln als im Privatleben gelten. Dem sollten die Betriebe Rechnung tragen.

Mit Grauen erinnert sich Sven Ritter an den ersten Tag seiner Ausbildung zum Bürokaufmann. Morgens, Punkt 8.30 Uhr, klopfte der damals 17-Jährige an die Tür zum Sekretariat des Inhabers eines Computergroßhandels. Doch als er der Sekretärin sagte, wer er sei und was er wolle, antwortete diese: „Der Chef ist nicht da. Der hat einen Termin außer Haus.“ Dann bat sie ihn auf einem Stuhl im Flur Platz zu nehmen. Nach zwei Stunden rauschte endlich der Chef durch die Eingangstür herein. Für mehr als einen Händedruck hatte er keine Zeit. „Kümmern Sie sich um den jungen Mann“, sagte er zur Sekretärin – dann war er verschwunden. Und Ritter? Der saß nun nicht mehr verloren im Flur, sondern beschäftigungslos neben der Sekretärin.

Ähnlich verstrichen die nächsten Tage. „Bis mein Chef für mich Zeit hatte, verging fast eine Woche“, so Ritter. Als ihm sein Chef dann im ersten Gespräch erklärte, wie teuer das Ausbilden sei und, dass er nur „aus sozialen Gründen“ ausbilde, sackte seine Motivation noch tiefer. „Da hätte ich am liebsten meine Sachen gepackt“, berichtet Ritter. Er tat es aber nicht. Er hielt durch und beendete seine Ausbildung.
Die Ankunft erleichtern
Ähnlich unstrukturiert verlaufen oft die ersten Arbeitstage von frischgebackenen Azubis – speziell in Kleinbetrieben. „Viele junge Männer und Frauen machen die Erfahrung, dass ihr Arbeitgeber auf ihr Kommen nicht vorbereitet ist“, berichtet Personal- und Karriereberater Frank Adensam, Ludwigshafen. „Manchmal sollen die Berufseinsteiger gleich wie ‚alte Hasen’ mitarbeiten.“ Das führt oft dazu, dass sie sich vom ersten Tag an überfordert fühlen. „Und manchmal stehen sie nur nutzlos in der Ecke, was bei ihnen das Gefühl erzeugt: Ich werde nicht gebraucht.“
Häufig steckt da keine böse Absicht dahinter. Die Verantwortlichen in den Betrieben versetzen sich einfach zu wenig in die Lage der jungen Leute. Für sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Entsprechend angespannt sind sie und fragen sich: Wie sind meine künftigen Kollegen? Werde ich akzeptiert? Kann ich die Aufgaben erfüllen? Hoffentlich mache ich keine Fehler. „Deshalb ist es wichtig“, so Wittig, der lange Gewerkschaftssekretär war, „den jungen Leuten eine gute Ankunft zu ermöglichen. Denn vom ersten Eindruck hängt stark ab, wie sehr sich die jungen Leute mit ihrem Job, Arbeitgeber und mit der neuen Firma identifizieren.“
Große Unternehmen haben dieses Manko meist erkannt und bieten den jungen Menschen ein spezielles Einführungsprogramme. In ihnen stellen sich die Unternehmen ihren neuen Mitarbeitern vor. Den Berufseinsteigern wird dabei erläutert, wie beispielsweise die Zeiterfassung funktionieren, wo man einen Schreibblock und Schreibutensilien bekommt. Lauter Kleinigkeiten, die für altgediente Mitarbeiter selbstverständlich sind – für die Neuen nicht.
Bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall zum Beispiel dauert die Einführungsphase für die Auszubildenden zwei Wochen. Begrüßt werden die Azubis vom Personal- oder Vertriebsvorstand. Dann folgen drei Tage, die primär dem Kennenlernen des Unternehmens und des Arbeitsplatzes sowie der allgemeinen Information dienen. Danach nehmen die Azubis an einem zweitägigen Outdoortraining teil. Der Grund, so Ausbildungsleiter Oliver Niemeyer: „Unsere Azubis sollen sich und ihre Ausbilder intensiver kennen lernen, damit sie auch emotional bei Schwäbisch Hall ankommen.“ Das fördert die Identifikation mit dem Unternehmen. In der zweiten Woche werden die angehenden Bankkaufleute im Ausbildungsbüro in die Software-Programme der Bausparkasse eingeführt. Auch ein Telefontraining steht nun auf dem Programm. Ein weiterer Baustein der Einführung ist ein halbtägiger Benimm-Kurs. Dabei geht es um scheinbar banale Dinge: Wie kleide ich mich angemessen? Wie verhalte ich mich, wenn ich von einem Kollegen etwas brauche?
Ähnlich macht es der österreichische Beschlagspezialist Blum. Die Auszubildenden – dieses Jahr mit 73 Lehrlingen neuer Rekord bei Blum – erhalten am ersten Tag ihre Werkzeuge und die Berufsbekleidung zu der auch ein Trainingsanzug gehört. Der Trainingsanzug ist täglich eine Stunde im Gebrauch, denn von 8 bis 9 Uhr ist Sport angesagt, um den Übergang von der Schule zum Arbeitsalltag abzufedern. Dann geht es zu einem
dreitägigen Workshop in die Berge, wo man die Ausbilder und Firma kennen lernt und sich auch untereinander beschnuppert sowie Teamfähigkeit übt.
Begrüßung ist Chefsache
So aufwändige Einführungsprogramme wie bei der Firma Blum oder anderen Großunternehmen können Klein- und Mittelbetriebe nicht organisieren. „Das ist auch nicht nötig“, ist Betriebsberater Wittig überzeugt. „Hier sind die persönlichen Kontakte zumeist direkter.“
Selbstverständlich sollte sein, dass der Chef den neuen Mitarbeiter begrüßt. Des Weiteren, dass er oder ein Mitarbeiter den Neuankömmling durch den Betrieb führt, ihm die wichtigsten Abläufe erläutert und ihm, die für ihn wichtigsten Personen vorstellen sollte. Auch ganz praktische Dinge sollten besprochen werden. Beispielsweise die Zeiterfassung oder wie die Pausen geregelt sind. Mit viel mehr Informationen sollten Betriebe die Azubis am ersten Tag nicht belasten. Sinnvoll ist es, für die Folgetage weitere Gespräche zu planen.
Informationen wohl dosieren
Den Personalverantwortlichen sollte klar sein: Die Neuen können sich die vielen Informationen, die in den ersten Tagen auf sie einprasseln, gar nicht merken. Deshalb die Empfehlung: Die wichtigsten Dinge in einem Handbuch zusammenzutragen. Ein solches Handbuch erspart Zeit, weil die Azubis seltener bei Kollegen nachfragen müssen. Es verhindert auch, dass bei ihnen der Eindruck entsteht: „Der Neue ist ein bisschen blöd. Jetzt habe ich ihm schon zig Mal erklärt wie … und er weiß es immer noch nicht.“
Ähnlich wie bei Azubis sollten Unternehmen auch bei neuen Mitarbeitern verfahren. „Denn berufserfahrene Mitarbeiter brauchen zwar weniger Informationen, aber auch für sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt.“ (Bernhard Kuntz) ■
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