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„Ich wollte klein anfangen“

Übernahme durch den Mitarbeiter
“Ich wollte klein anfangen”

Uwe Neufeld (28) übernahm nach der Meisterprüfung den Betrieb, in dem er einst gelernt hatte. Die Vorgängerfirma “Ritter Möbel” hatte 75 Jahre lang – zuletzt mit acht Leuten – gearbeitet und war in großen Objekten engagiert. Anschließend arbeitete der Vorbesitzer Erwin Ritter (70) jedoch zwei Jahre lang alleine, bevor Uwe Neufeld nach seiner Ausbildung zum Meister und staatlich geprüften Gestalter an der Fachschule für Holztechnik in Stuttgart den Betrieb im Nordschwarzwald mit einem Gesellen neu startete.

BM Für die Übernahme der Firma “Ritter Möbel” gab es sicherlich mehrere Interessenten. Herr Neufeld, warum haben Sie das Rennen gemacht?
Neufeld Herr Ritter hatte mir schon in der Lehrzeit viel Vertrauen entgegen gebracht. Auch als ich anschließend als Geselle in einem anderen Betrieb arbeitete und die Meisterprüfung absolvierte, ist der Kontakt nie ganz abgebrochen.
Ritter Mir war wichtig, dass mein Nachfolger vertrauenswürdig ist und aus einem soliden Umfeld kommt – vor allem der Kundschaft wegen. Ich kannte die Familie Neufeld. Natürlich habe ich auch Wert darauf gelegt, dass die Kenntnisse in Fachkunde und Betriebswirtschaft gut sind. Selbstverständlich waren andere Interessenten da – Galgenvögel zum Teil, zum Teil wollten sie sich mit einem anderen Gewerk selbstständig machen. Ich aber hänge an dem Betrieb, den unser Vater gegründet hat, und will, dass der Fortbestand gesichert ist.
BM Herr Neufeld, warum haben Sie diesen Betrieb übernommen?
Neufeld Das hatte verschiedene Gründe: Zum einen kannte ich das Unternehmen und den Inhaber. Zudem liegt der Betrieb in der Nähe meines Wohnortes, dass heißt, ich bin nicht ganz fremd. Familie, Freunde und Bekannte stärken mir den Rücken. Zudem war die Größe für mich optimal: Ich wollte klein anfangen und dann aufbauen.
Ritter Außerdem ist der Standort günstig: Die Verkehrsanbindung ist gut, Ballungszentren sind in der Nähe und Neubaugebiete werden noch ausgewiesen.
Neufeld Zudem konnte ich den Kundenstamm übernehmen … obwohl ich mir davon eigentlich mehr versprochen hatte. Damit die Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Unternehmen geschaffen ist, habe ich in meinem Logo unter meinem Namen, die Bemerkung “vormals ritter-möbel” drucken lassen. Tatsache ist, dass nur etwa ein Viertel der Aufträge von Ritter-Kunden kamen. Die Kundschaft geht nicht automatisch zum Nachfolger.
Ritter Ich habe mich sehr bemüht, den Kunden meinen Nachfolger zu präsentieren.
Ein Kundenstamm sollte nicht verkauft werden, in ihm sind zu viele Unwägbarkeiten enthalten.
BM Wie verlief die Übernahme?
Ritter Ich habe das Firmengebäude vollständig von meiner Familie übernommen, für Herr Neufeld ist es angenehmer, einen Besitzer als Ansprechpartner zu haben.
Neufeld Das Gebäude habe ich gepachtet, Maschinen, Werkzeuge und die Einrichtung übernommen.
Ritter Aller Anfang ist schwer und deshalb dürfen die für die Betriebsmittel verlangten Preise auch nicht utopisch sein.
Überzogene Forderungen können einem Jungunternehmer die Grundlage rauben.
BM War die Finanzierung problematisch?
Ritter Wir haben zwar die-selbe Bank, das macht es jedoch nicht einfacher. Es ist unglaublich, wie viele Sicherheiten die Banken heutzutage fordern. Darunter, dass viele Existenzgründungen scheitern, müssen alle leiden.
Neufeld Ja, die Banken machen es den Existenzgründern schwer. Meine Eltern mussten für mich bürgen. Ein Fehler war aber auch, dass ich zu wenig mit den Banken verhandelt habe.
Man darf nicht einer Bank zu sehr vertrauen, sondern sollte mit verschiedenen verhandeln.
Und als jetzt eine Nachfinanzierung anstand, haben die Banker sich wieder quer gestellt, obwohl die Bilanzen besser waren, als wir vorab angenommen hatten.
BM Ein neuer Mann hat neue Ideen: Was ist alles geändert worden?
Neufeld Als der Betrieb im Oktober an den Start ging, hatte ich schon viele Vorarbeiten gemacht: Maschinen gewartet, Schränke gebaut, usw. – man bringt von anderen Betrieben und der Schule viele Ideen mit.
Bei der Firma Ritter gab es auch noch keinen Computer. Es war viel Arbeit, die Programme zu installieren und die handschriftliche Kundenkartei digital zu erfassen.
BM Herr Ritter, haben Sie manche Ideen misstrauisch betrachtet?
Ritter Ach, meine Firma war in den letzten Jahren doch ein Auslaufmodell, ich habe nicht mehr viel Zeit und Geld in die Betriebsplanung und Rationalisierung investiert. Aber ein Betrieb sollte schon gepflegt sein – heute ist er wieder ein Vorzeigeobjekt, das gefällt mir.
BM Herr Neufeld, sind Sie eingearbeitet worden?
Neufeld Die Zusammenarbeit mit Herrn Ritter verlief problemlos. Er steht mir auch heute noch jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Wir haben vieles besprochen, auch zusammen kalkuliert und so konnte ich von seinen Erfahrungen profitieren.
Ritter Ich habe ja genauso ein Interesse, dass es dem Betrieb gut geht.
BM Hat sich das Produktspektrum geändert?
Neufeld Ich biete an, was der Kunde möchte, und fertige Möbel und Innenausbau für Privatkunden und öffentliche Einrichtungen.
BM Welche Ziele haben Sie?
Neufeld Ich will den Betrieb so weit aufbauen, dass ich eine sichere Existenz habe, eine Familie ernähren und meinen Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bieten kann.
Ritter Es wird sich nicht alles auf Heller und Pfennig auszahlen, vieles muss dadurch ausgeglichen werden, dass man eine gewisse Genugtuung und Befriedigung aus der Freiheit der Selbstständigkeit zieht.
Neufeld Ja, die Arbeit ist vielseitig und kreativ; mir macht niemand Vorschriften. Aber man hat nicht nur Vorteile … das Risiko, die Arbeitszeiten … und sollte gut abwägen, bevor man den Schritt in die Selbstständigkeit wagt.
Regina Adamczak
Die Gründung in Kürze
Zeitpunkt: Oktober 1999
Rechtsform: Einzelunternehmen
Standort: Calw-Stammheim
Gebäude: 480 m², auf 10 Jahre gepachtet
Startkapital: keine Angaben
Mitarbeiter: zu Beginn: 1 Geselle
heute: 2 Gesellen, 1 Azubi
Produktspektrum: Innenausbau, Einzelmöbel, Türen
Umsatz/Jahr: keine Angaben
Auftragsvorlauf: 3 Wochen
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