Gäste verwöhnt man, oder? Und recht häufig sind wir selbst zu Gast. Somit kennen wir die Rolle. Als Schreiner gestalten wir auch die Lebenswelt unserer Kunden mit – und damit deren Möglichkeiten, Gäste zu empfangen. Denn Gastlichkeit, Bewirtung, Möblierung und Raumgestaltung lassen sich jederzeit optimieren.
Schreiner des Landesfachverbandes in Baden-Württemberg sind dem Gästethema nachgegangen und haben – während der Ausstellung ‚Möbel für Gäste‘ im Haus der Wirtschaft in Stuttgart, vom 15. November bis 10. Dezember 2006 – reizvolle und interessante Möbel der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei waren wandelbare Betten, ausziehbare Tische, Sitzgruppen, die sich völlig verstauen lassen und Unterbringungsmöbel mit Stimmungswerten. Erweitert wurde diese Präsentation durch ‚MeisterIdeen‘ – hier zeigten Projektarbeiten von einigen Schulen, wie im Schreinerhandwerk Produktentwicklung und Fertigung gelernt werden.
Auf Besuch gehen und Besuche zu empfangen sind vertraute Situationen, trotzdem ergeben sich beim Nachdenken eine Vielfalt neuer Aspekte. Denn Gäste sind wir häufiger als wir glauben: Beispielsweise als Besucher in der Ausstellung, im Laden, in der Schule, im Vortrag, beim Nachbarn, in der Tanke. Zu Besuch kommen (neben Enkeln und Eltern) auch der Arzt, die Pfleger, der Versicherungsagent, der Geschäftspartner oder auch der Schreiner zum Beratungsgespräch. Manchmal bleiben die Besucher ganz kurz, da bräuchte es nur einen geschickten Ort im Flur, manchmal bleiben sie ein paar Stunden und wir brauchen einen vergrößerbaren Tisch, manchmal bleiben sie Tage und wir brauchen Schlafmöglichkeiten und Stauraum für die Gästegarderobe und Koffer, und manchmal bleiben Gäste wochenlang wie z. B. Austauschschüler und Au-pair-Mädchen und nutzen ganze Räume.
Plötzlich wird auch klar, dass wir den größten Teil des Haushalts und der Möbel nicht für uns alleine haben, sondern für Gäste. Wofür braucht das Ehepaar ansonsten das zwölfteilige Geschirrservice? Oder das dritte Bett? Wer es nicht ständig stehen lassen kann, der greift da gerne die Schreineridee eines Faltbettes auf. Wer in kleinen Wohnungen wohnt, wie z. B. als Student und dennoch größere Besuchergruppen bekommt, der greift gerne auf ein Möbel zurück, aus dem Tisch und Sitze gezaubert werden können. Und ein Raucher – der seine Gäste verwöhnen will – der beschafft sich schon mal einen Humidor, um die Zigarren sachgemäß zu lagern.
Rund 6000 Besucher bewunderten im Haus der Wirtschaft in Stuttgart die Verwandlungsmöbel und vergrößerbare Möbel, fanden Möbel mit hohem Gebrauchswert und mit vielen Möglichkeiten, Stimmungen zu schaffen. Kurzum wird klar, dass eine entsprechende Möbel- und Raumgestaltung das aktuelle Lebensgefühl unterstützt.
Zum Wettbewerb eingeladen waren Schreiner und Schreinerinnen aus Schreinerbetrieben und Absolventen und Absolventinnen der Meisterprüfungen in den vergangenen fünf Jahren in Baden-Württemberg.
Alljährlich schreibt der Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg thematische Wettbewerbe neu aus. Problemstellungen des Alltags können hier neu gesehen werden und mit manch frischer Produktidee kann dann der Schreiner in seiner Region Kunden gewinnen.
Das Thema für dieses Jahr heißt „Möbel für Begegnungen“ und wird im Herbst 2007 im Haus der Wirtschaft zu sehen sein. ■
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