Innovationen in Kunststoff

Kompetent, frisch und kommunikativ präsentiert man sich heute bei Rehau: Das war nicht immer so: Noch bis vor kurzem blühte das Familienunternehmen im Verborgenen. Mehr noch: Der Fach- und Wirtschaftswelt zeigte sich der Global Player eher zurückhaltend. Das hat sich grundlegend geändert: Mit einem neuen Erscheinungsbild startete das Unternehmen vor Jahresfrist in eine langfristig angelegte Markenoffensive mit der die Kompetenz und der Führungsanspruch als Anbieter polymerbasierter Systemlösungen gefestigt und in die Öffentlichkeit getragen werden soll.

Für die Neugestaltung der „Corporate Identity“ konnte das Unternehmen einen renommierten Kommunikations-Profi gewinnen. Unter der Regie von Jürgen Kindervater, Schöpfer des inzwischen weltbekannten „T“ der Telekom AG, wurde eine Dachmarke geschaffen, die heute das freundliche Erscheinungsbild des Unternehmens unter dem Slogan „Unlimited Polymer Solutions“ prägt.

Firmengründer Helmut Wagner hatte die faszinierenden Möglichkeiten polymerer Werkstoffe früh erkannt. 1948 startete er seinen Betrieb mit Kedern für die Schuhindustrie und mit Wasserschläuchen. Halteschlaufen für den legendären VW-Käfer markieren bereits in den Anfängen Wagners Engagement als Zulieferer für die Automobilindustrie.

Mit der Strategie, herkömmliche Werkstoffe durch leistungsfähige Kunststoffe in ständig neuen Rezepturen zu ersetzen, ist das Unternehmen aus eigener Kraft kontinuierlich zu einer weltweit tätigen Firmengruppe gewachsen. Heute gilt Rehau als international führender Systemhersteller für polymerbasierte Lösungen in den Geschäftsfeldern Bau, Automotive und Industrie. Rund um den Globus erzielen mehr als 15 000 Mitarbeiter Wachstum und Erfolg. An über 170 Standorten rund um den Globus sucht Rehau mit 16 Verwaltungen, 42 Werken und über 130 Verkaufsbüros die Nähe zum Markt und zum Kunden. Die Geschicke der Firmengruppe führen seit 2002 die beiden Söhne des Firmengründers Jobst und Dr. Veit Wagner.

Eine der tragenden Säulen des Polymerverarbeiters ist das Geschäftsfeld Bau mit einer großen Programmvielfalt in den Bereichen Fenster- und Fassadensysteme, Haus- und Gebäudetechnik, sowie Rohrsysteme für den Tiefbau. Bereits 1958 wurden in Rehau die ersten Fensterprofile aus Kunststoff extrudiert. Heute gehört Rehau zu den marktführenden Anbietern im Bereich der Kunststoff-Systemtechnik für Fenster und Türen. Mit dem in Erlangen entstandenen „Innovationszentrum Bau“ unterstreicht das Unternehmen sein großes Engagement für übergreifende Systemlösungen für energieeffizientes Bauen.

Im Geschäftsfeld „Industrie“ konnte sich Rehau in den unterschiedlichsten Branchen als leistungsfähiger Systemlieferant und Produzent etablieren. Von der Automobilindustrie über die Möbel- und Hausgerätebranche bis hin zur Luft- und Raumfahrt reichen die Entwicklungs- und Zulieferaktivitäten.

Stärkste Säule in der Industriedivision ist mit weltweit 90 Standorten und mit einem Umsatzanteil von rund zwei Dritteln der Bereich „Möbelindustrie und Holz und Kunststoff verarbeitendes Handwerk“. Eine weitere Expansion in diesem Marktfeld ist erklärtes Ziel. Norbert Streveld, Bereichsleiter Möbel, freut sich in diesem Zusammenhang über eine gute Geschäftsentwicklung: „Wir sind im vergangenen Geschäftsjahr weltweit mit einem zweistelligen Prozentsatz gewachsen.“

In dem Anfang 2007 am Stammsitz in Rehau etablierten und attraktiv gestalteten Möbelforum, werden die einzelnen Kompetenzfelder unter dem Slogan „Design und Funktion für Möbel“ eindrucksvoll demonstriert. Dabei wird deutlich, dass es bei Rehau längst nicht mehr nur um Kantenbänder, sondern um komplette und übergreifende Systemlösungen in folgenden Produktkategorien geht:

Die Produktpalette zeigt sich optisch aus einem Guss: Wo früher die Einzelkomponenten mit unterschiedlichsten Oberflächen mühsam aufeinander abgestimmt werden mussten, bietet Rehau heute einen produktübergreifenden Designverbund. Schrankrollladensysteme, Kantenbänder, Wandanschlusssysteme und Sockelblenden sind aufeinander abgestimmt.

Im Bereich der Kantenmaterialien setzt das oberfränkische Unternehmen alles daran, die Kante weiter aufzuwerten und als eigenständiges Designelement zu positionieren. Norbert Streveld erklärt die generelle Zielsetzung: „Wir verstehen uns als Designführer und sehen uns als Innovationsgeber im Gesamtprozess der Kantenverarbeitung. Dazu leisten wir intensive Produkt-, Design- und Verfahrensentwicklung.“

In punkto Designkompetenz weist Streveld auf die jüngsten Kantenkreationen hin: Mit der neuen Programmlinie „Raukantex visions“ konnte Rehau die Optik von echtem Glas mit den Eigenschaften polymerer Werkstoffe kombinieren und passend zum Glastrend im Möbel- und Innenausbau völlig neue Perspektiven in der kreativen Kantengestaltung schaffen.

Eine weitere aktuelle Entwicklung ist ein Beispiel für das hoch entwickelte Know-how, wenn es um das Bedrucken und Prägen von Kantenmaterialien aus unterschiedlichsten Kunststoffen geht. Mit Raukantex impressions, gelang es die natürlichen Strukturen von Holz und Stein auch haptisch perfekt nachzustellen.

Nicht nur im Design, sondern auch auf der funktionellen Seite konnte Rehau seinen innovativen Anspruch unter Beweis stellen:

Mit dem schallabsorbierenden Schrankrollladen „Rauvolet acoustic-line“ gelang eine bemerkenswerte Entwicklung. Das patentierte und mehrfach ausgezeichnete System trägt maßgeblich zur Verbesserung der Raumakustik in Großraumbüros und öffentlichen Gebäuden bei. Bei Kantenwerkstoffen ist die permanente und vor allem schnelle Abstimmung der Kantendekore und Unifarben auf die Kollektionen internationaler Plattenhersteller eine besondere Herausforderung. Um jederzeit die neueste und passende Kante parat zu haben, wird in Rehau akribisches Design- und Kollektionsmanagement geleistet. Zu jeder neuen Farbe und zu jedem neuen Flächendekor wird die passende Kante in aufwändigen Schritten nicht nur einfach reproduziert, sondern für den Mehrfarben-Kantendruck neu aufgebaut. Das Kollektionsmanagement hat zudem eine starke quantitative Komponente. Derzeit hat der Marktführer die stattliche Zahl von 8500 marktaktiven Kantenfarben und -dekoren gelistet. Was dies für Produktion und Logistik bedeutet, liegt auf der Hand.

Ganz gezielt hat sich das Unternehmen auf die Anforderungen unterschiedlichster Kundenkreise eingestellt. Im Bereich Möbel gilt dies neben der Industrie vor allem für die kleinteilige Betriebsstruktur des Möbel- und Innenausbaus. So wurde mit der „Express Collection“ eine speziell auf die Bedürfnisse von Schreinern und Innenausbaubetrieben zugeschnittene Produkt- und Service-Palette geschaffen.

Alle Produkte dieser Kollektion sind schnell, flexibel und in kleinen Mengen über die Fachhandelspartner von Rehau verfügbar, die sich wiederum auf ein dichtes Netz von Vertriebsniederlassungen stützen können. Gerade in die Logistik wird derzeit kräftig investiert: Im niedersächsischen Visbek entsteht mit einem Investitionsaufwand von 5 Mio. Euro ein weiteres modernes Logistikzentrum. In der Express Collection finden sich Kantendesigns in über 600 verschiedenen Farben und Dekoren, die rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, bestellt werden können. Neue Kantendekore und Oberflächenoptiken, wie z. B. die derzeit gefragten Alu- und Edelstahloberflächen, werden stets zeitnah in das Standardprogramm aufgenommen. Neben Kantenwerkstoffen und Werkzeugen für deren Bearbeitung beinhaltet die Express Collection auch Mineralwerkstoffe, Wandanschlusssysteme und eine umfangreiche Palette an Rauvolet-Schrankrollladensystemen mit unterschiedlichen Führungssystemen und Ausgleichsmechanismen.

Auch bei den Schrankrollladensystemen hat sich Rehau auf die Anforderungen des Innenausbaus eingestellt und eine Komplettlösung entwickelt: „Schreiner und Tischler brauchen einfache und praktische Lösungen“, betont Produktmanagerin Barbara Wölfl. „Die vormontierte Kassettenlösung „Rauvolet C-Box“, die wir in Standardmaßen und in Losgröße 1 liefern, reduziert den Aufwand für den Einbau in den Korpus auf ein absolutes Minimum.“

Mit dem Schrankrollladen verbindet sich eine weitere interessante Service-Komponente. Stefan Schicker, Leiter des Business Teams Möbel, weiß um die Nöte der Anwender und erklärt: „Mit der Entwicklung unseres „Rollladen-Konfigurators“ können wir künftig die Auswahl, Planung und Konstruktion von Rollladenschränken beim Anwender entscheidend vereinfachen und beschleunigen.“

In dieser Software sind alle Komponenten aus der Express Collection und somit auch das komplette Produktspektrum mit allen Logiken und Konstruktionsprinzipien hinterlegt. Nach der Auswahl des Grundtyps und der Abmessungen des gewünschten Schrankes können alle Komponenten einfach ausgewählt und festgelegt werden. Am Ende liefert die Software eine komplette Stückliste für die Bestellung beim Fachhandel.

Das neu gestaltete Möbelforum in Rehau ist gleichzeitig auch einer der Veranstaltungsorte der Rehau Akademie. Mit dieser Einrichtung, zu der auch eine komplett eingerichtete Werkstatt gehört, unterstützt das Unternehmen Anwender und Vertriebspartner. In praxisorientierten Seminaren für Möbelhersteller, Tischler und Schreiner jeglicher Größe wird professionelles Fachwissen vermittelt. Dabei geht es nicht nur um praktisches Know-how in der Anwendung, Verarbeitung und Montage.

Stark engagiert ist das Unternehmen im Thema Leichtbau. Hier bringt das oberfränkische Unternehmen sein Know-how in Sachen Kantenverschluss in das „lightwight-network“ ein. Auch beim Leichtbau konnte Rehau durch praktische Lösungen mehrfach auf sich aufmerksam machen: Neben der zum Patent angemeldeten Stützkante basic edge, sowie einem T-Profil, das die Leichtbauplatten im Bereich von Spülen- und Herdausschnitten vor dem Eindringen von Feuchtigkeit schützt, wird jetzt auch ein neuartiges Rückwandprofil für Leichtbau-Korpusmöbel angeboten. Matthias Haasler, Projektmanager im Bereich Möbel, ist davon überzeugt, dass sich Leichtbauplatten auch in spezifischen Anwendungsbereichen des Innenausbaus durchsetzen wird: „Wir haben neben den passenden Kanten auch eigenentwickelte Werkzeuge für die handwerkliche Nachbearbeitung, die auch bei Leichtbauplatten funktionieren.“

Bereits auf der bevorstehenden ZOW 2008 will das Unternehmen mit einem vergrößerten Auftritt und mit neuen Entwicklungen glänzen. Norbert Streveld blickt nach vorn: „Unsere Top-Themen sind Glas im Designverbund, Stein- und Glanzoptiken sowie neue Strukturen und Prägungen. Auch das Thema Licht wird eine Rolle spielen. Hinzu kommen neue Anwendungen im Akustik-Bereich und eine montagetechnisch noch komfortablere Rollladen-Lösung.“ (Manfred Maier) ■